Weil er (noch) nicht nach Australien einreisen darf

Vater dreht am Rad: Djokovic jetzt "Führer der freien Welt"

Weil sein Sohn in Australien festsitzt und – fürs Erste – nicht einreisen darf, um an den Australian Open Jagd auf Grand-Slam-Rekordtitel 21 zu machen, ist Novak Djokovics Vater Srdjan auf 180. „Es ist beschämend“, tobte der 61-Jährigen im Gespräch mit der serbischen Zeitung „Blic“. „Ich kann nicht mit meinem Sohn reden, sie stellen ihn als Kriminellen dar. Ich habe keine Worte für all das, was sie ihm angetan haben.“

Einreise-Entscheidung soll frühestens am Montag fallen

Nun, bislang haben die australischen Behörden den Weltranglisten-Ersten wegen eines angeblich ungültigen Visums erst einmal nur nicht einreisen lassen. Nach seiner Ankunft am Flughafen hatte Djokovic offenbar sein Handy abgeben müssen und wurde in einem Raum von den Grenzschützern befragt. Klingt alles barsch, müssen aber alle Einreisenden über sich ergehen lassen, wenn Auffälligkeiten beim Visum festgestellt werden. Nach dem Verhör wollten die Behörden den Tennis-Star zurück nach Europa schicken.

Djokovic geht gegen die drohende Abschiebung juristisch vor und erhielt auch einen Aufschub. Eine endgültige Entscheidung soll nicht vor einer für Montag angesetzten Gerichtsverhandlung fallen, wie ein australischer Regierungsanwalt am Donnerstag sagte.

Bis das rechtsstaatliche Verfahren in Gang kommt, muss der „Djoker“ die Zeit in einem Quarantäne-Hotel für Einwanderer in Melbourne totschlagen. Man könnte sagen: Es gibt Schlimmeres.

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Djokovic sr. wittert Verschwörung der "reichen Welt"

Für Papa Srdjan ist Djokovic trotzdem der ultimative Held. „Mein Sohn ist heute Nacht in australischer Gefangenschaft, aber er war noch nie freier“, sagte er. Novak sei „zum Symbol und Führer der freien Welt geworden“ und der „Spartakus der neuen Welt, die keine Ungerechtigkeit, Kolonialismus und Heuchelei duldet, sondern für die Gleichberechtigung aller Menschen auf dem Planeten kämpft“.

Nochmal: Djokovic sitzt in einem Hotel. Er hat nicht wie etwa einst Muhammad Ali den Kriegsdienst verweigert, er wurde nicht verknackt, er muss weder Kaution noch sonst eine saftige Strafe bezahlen.

Der stolze Vater geht in seinem Pathos aber noch weiter – und wittert (natürlich ist man geneigt zu sagen) eine Verschwörung. „Vielleicht lässt die reiche Welt Novak nicht mehr Tennis spielen, aber dadurch hat sie ihr wahres Gesicht enthüllt und ein viel ernsteres Spiel beginnt. Auf der einen Seite gierige Mitglieder der Weltoligarchie, auf der anderen die ganze freiheitsliebende und stolze Welt, die immer noch an Gerechtigkeit, Wahrheit, Fairplay und die Träume ihrer Kinder glaubt“, sagte Djokovic senior im serbischen „Telegraf“.

Die Nachfrage sei gestattet: Ist sein Sohn nicht wegen und innerhalb dieser „reichen Welt“ selbst stinkreich geworden? Das geschätzte Vermögen des Serben soll bei rund 150 Millionen Euro liegen.

Becker: Es ist Novaks Entscheidung

Nadal: Djokovic könnte ganz leicht mitspielen

Einen weitaus nüchternen Blick auf die ganze Geschichte hat Djokovics Rivale Rafael Nadal. "Ich denke, wenn er wollte, würde er hier in Australien spielen ohne ein Problem. Er hat einen anderen Weg eingeschlagen, er hat seine eigenen Entscheidungen getroffen. Und es steht jedem frei, seine eigenen Entscheidungen zu treffen, aber dann gibt es Konsequenzen", sagte der Spanier, der wie Djokovic 20 Grand-Slam-Titel in seiner Karriere gewonnen hat.

Nadal hat wenig Mitleid

Zwar tue ihm Djokovic auch leid, aber "es gibt Regeln, und wenn man sich nicht impfen lassen will, dann kann man Probleme bekommen", sagte der 35-Jährige und wies darauf hin, dass Djokovic "die Bedingungen schon seit vielen Monaten" gekannt habe: "Das Einzige, was für mich klar ist, ist, dass man, wenn man geimpft ist, bei den Australian Open und überall spielen kann. Und die Welt hat meiner Meinung nach genug gelitten, um die Regeln nicht zu befolgen."

Nadal war selber bereits mit Corona infiziert und ist "zweimal geimpft worden". Seine Erkrankung warf ihn in der Vorbereitung auf die Australian Open (ab 17. Januar) zurück. "Ich habe mich sehr müde gefühlt und hatte Fieber."

Auch Djokovic war 2020 an Covid-19 erkrankt, entschied sich bislang aber offenbar gegen eine Impfung. Seinen Impfstatus hat er nicht öffentlich gemacht, nach Australien wollte er mit einer medizinischen Ausnahmegenehmigung einreisen. (mar/sid)