Bewährungsstrafe für 58-JährigenTausende Kinderpornografie-Dateien bei katholischem Pfarrer in Osnabrück entdeckt

Die Stimmung ist gedrückt. Der kleine Saal 8 im Amtsgericht Osnabrück ist voll. Viele Menschen, anscheinend aus der Gemeinde St. Elisabeth selbst, wollen Antworten darauf, wieso und ob ihr früherer Pfarrer wirklich kinderpornografische Bilder besessen hat. Der Angeklagte selbst wirkt gefasst, fast schon gelassen, bis das Urteil fällt. Die Richter verurteilen ihn zu zwei Jahren Freiheitsstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe in Höhe von 10.000 Euro. Außerdem muss er zu einer Männerberatung und künftig psychologisch betreut werden. Der 58-Jährige hat die Strafe akzeptiert und verzichtet auf einen Einspruch. Ein Vertreter der Gemeinde hingegen irritiert mit seinen Aussagen und bedauert in einem schriftlichem Statement nicht den Vorfall selbst, sondern nur den Verlust des Pfarrers.
Material auf verschiedenen Datenträgern
Die Ermittler finden im November 2021 in der Wohnung des Geistlichen mehr als 6.000 kinderpornografische Dateien. Zu sehen sind nackte Minderjährige im Alter von acht bis 17 Jahren. Der 58-Jährige soll sie aus dem Internet heruntergeladen und auf mehreren Datenträgern gespeichert haben. Das Verschaffen und der Besitz dieser Dateien sind strafbar.
Keine Worte des Bedauerns durch Vertreter der Gemeinde

Laut Andreas Schönfeld, dem Pfarradministrator der Gemeinde, sei ein Interventionsteam eingesetzt worden, um die Mitglieder zu betreuen. Ziel sei es, durch viele persönliche Gespräche und Begegnungen die völlig überraschende Suspendierung des Pfarrers zu meistern, der Gemeinde damit emotionalen Schutz und eine neue Perspektive zu geben, heißt es in einem Statement, dass RTL vor dem Prozessauftakt vorliegt. Die Rede ist von „ethischem Versagen“, aber bedauert wird der Vorfall in der schriftlichen Stellungnahme nicht. Im Gegenteil: „Der ehemalige Pfarrer war aufgrund seines Engagements in der Gemeinde sehr wertgeschätzt. Gerade deswegen wird es noch mehr Zeit brauchen, bis diese hohe Ambivalenz psychologisch, spirituell verkraftet ist“, schreibt Andreas Schönfeld.
Bistum Osnabrück hat „Schutzprozess“ eingeleitet
Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode hat den Pfarrer nach Aussage der Pressestelle des Bistums Osnabrück umgehend vom Dienst suspendiert. Der Angeklagte selbst habe seinen Vorgesetzten unmittelbar nachdem die Vorwürfe bekannt wurden und die Staatsanwaltschaft ermittelt hat direkt informiert. Das Bistum reagierte daraufhin schon im vergangenen Herbst, direkt im Anschluss an die Ermittlungen mit der Einleitung des seit 2019 bestehenden „diözesanen Schutzprozesses“. „Es gibt da eine Gruppe, die sich um die Betroffenen kümmert und eine Gruppe, die sich um die Täter kümmert, mit Hilfe von externen Experten“, erklärt Thomas Arzner, Pressesprecher des Bistums Osnabrück, im RTL-Interview.
Missbrauchsfälle und Pädophilie in der Kirche hören nicht auf
Schon seit Jahren kämpft die katholische Kirche mit Missbrauchsvorwürfen landesweit. Immer wieder kommen neue Fälle auf, wie zuletzt in Bonn, wo ein Mann als Kind in der Dusche von einem Pater missbraucht worden sein soll. Und auch Anfang dieses Jahres wird ein katholischer Priester wegen Kindesmissbrauch zu 12 Jahren Haft verurteilt. Sein jüngstes Opfer ist gerade mal neun Jahre alt.
Die Kirche reagiert erst nach einem Urteil
Laut Thomas Arzner wird die Kirche in diesem Fall erst nach einem Urteil entsprechende Maßnahmen gegen den Pfarrer einleiten. „Wenn die staatliche Gerichtsbarkeit entschieden hat, geht der kirchliche Prozess weiter“, schildert er. Das bedeute, dass nach einem entsprechenden Urteil ein Disziplinarverfahren folge. Die Kirche würde anschließend prüfen, wie mit dem Beschuldigten weiter verfahren wird.

