"Der Rucksack ist nie eine Garantie"Trügerische Sicherheit: Darum sterben so viele Skifahrer trotz Lawinen-Airbag
Nach den massiven Schneefällen in den Alpen gab es mehrere tödliche Lawinenunfälle. Viele der verunglückten Wintersportler hatten zwar einen Lawinen-Airbag und andere Ausrüstung dabei. Genutzt hat es ihnen jedoch nichts – warum ist das so?
Abseits der ist ein Lawinenrucksack obligatorisch
Grundsätzlich ist ein Lawinen-Airbag eine gute Idee, wenn man im Gelände abseits der gesicherten Pisten unterwegs ist, weiß Skiführer Winni Kurzeder. Doch viele verlassen sich zu sehr auf die trügerische Sicherheit, die so ein Lawinenrucksack bietet. Denn hundertprozentigen Schutz gibt es nie.
Wie funktioniert ein Lawinen-Airbag?
"Sie ziehen an einem Griff, dann falten sich große Ballons hinter Ihnen aus dem Rucksack auf. Diese Ballons sorgen dafür, dass der Körper ein größeres Volumen bekommt", erklärt Michael Vogt, Marketing-Leiter der Firma ABS-Protection, die die Rucksäcke herstellt. "Je mehr Fläche Sie haben, desto mehr treibt es Sie in einer Lawine, in einem fließenden Etwas nach oben."
Man könne sich das ungefähr so vorstellen, wie in einer Müslipackung, meint Vogt. Wenn man die schüttelt, wandern auch die größeren Bestandteile nach oben und die kleineren nach unten. Der Lawinenairbag soll also verhindern, dass man zu tief unter den Schnee gerä,t wenn man verschüttet wird. Wenn alles gut läuft, so wie bei dem Skifahrer im Video, bleibt man an der Oberfläche und kann leichter gerettet werden.
Ein Restrisiko bleibt immer
Laut Hersteller ist die Überlebenschance mit einem Lawinenrucksack 50 Prozent größer als ohne. Andere Untersuchungen gehen von einem deutlich niedrigeren Wert aus, denn auch mit Rucksack kann eine Menge schief gehen. Ein großes Risiko ist zum Beispiel, wenn man nicht im richtigen Moment am Auslöser zieht. "Das muss man trainieren", erklärt Kurzeder.
Aber selbst wenn sich die Luftpolster wie geplant aufblasen, kann man trotzdem in Situationen geraten, in denen auch ein Lawinen-Airbag nicht mehr hilft. Man kann steckenbleiben und dann trotzdem vom Schnee begraben werden. So wie ein deutscher Skifahrer in Österreich.
"Der Rucksack ist nie eine Garantie"
"Der Rucksack ist nie eine Garantie, denn die Lawine kann über Felsen hinunter fallen, sie kann gegen Bäume getrieben werden und viele Opfer sterben durch einen Genickbruch oder durch schwere Schnittverletzungen", sagt Michael Vogt von der Herstellerfirma. Vor allem aber sollte man sich über die Verhältnisse vor Ort erkundigen, bevor man aufbricht. "Bei Lawinenwarnstufe vier oder fünf, da geht man nicht mehr ins Gelände. Da ist absolute Lebensgefahr, selbst wenn man einen Lawinenrucksack hat", sagt Vogt.