Für die Betreuung von Emilia (1) hängt die Oma sogar ihre Jobsuche an den Nagel
Eltern klagen wegen fehlender Kitaplätze an: "Fühlen uns vom Staat im Stich gelassen"
Gut, dass es Oma Sandra gibt!
Obwohl es seit 10 Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz ab dem 1. Lebensjahr gibt, fehlen immer noch 380.000 Plätze, so die Bertelsmann-Stiftung. Auch Jennifer Bröxkes hat für Töchterchen Emilia keinen Platz bekommen. Die Lösung: Oma Sandra (54) hat ihre Jobsuche an den Nagel gehängt!
"Man fühlt sich schon im Stich gelassen vom Staat oder von der Stadt"
Wenn Mama Jennifer früh morgens zur Arbeit muss, geht die kleine Emilia zu ihrer Oma Sandra Stocker (54). Auch die würde eigentlich gerne arbeiten gehen, ist aber in der Not in die Bresche gesprungen. Eigentlich war sie gerade auf Jobsuche, doch als die Familie ihrer Tochter dann keinen Kita-Platz fand, war – nach ein paar Tagen Bedenkzeit - klar: Die Kleine kommt zur Oma, weil es in Korschenbroich keinen Kita-Platz gab.
Emilias Mutter zu RTL: „Man fühlt sich schon im Stich gelassen, irgendwie, vom Staat oder von der Stadt. Weil ja auch überall damit geworben wird, dass man einen Rechtsanspruch ab einem Jahr hat. Wir haben auch gerade gedacht, hier so ein bisschen ländlich ist es nicht so das große Problem wie in Düsseldorf oder Köln“. Sie arbeitet als Stationssekretärin, muss jeden Tag sehr früh raus.
"Der Rechtsanspruch war in jedem Fall wichtig, um den Ausbau voranzutreiben"
Und die Bröxkes sind nicht allein mit ihrem Problem: Obwohl vor genau zehn Jahren ein Rechtsanspruch auf die Betreuung von Unter-Dreijährigen eingeführt wurde, fehlen laut dem Ländermonitoring der Bertelsmann-Stiftung bundesweit trotzdem immer noch 384.000 Kita-Plätze.
"Der Rechtsanspruch war in jedem Fall wichtig, um den Ausbau voranzutreiben. Wir haben insgesamt deutlich mehr Plätze als vor zehn Jahren. Fast 60 Prozent mehr Fachkräfte, die jetzt in den Kitas arbeiten. Das hat also in jedem Fall was gebracht. Aber wir sind heute immer noch nicht bei dem Angebot, das Eltern schon vor zehn Jahren gebraucht hätten," erklärt Anette Stein von der Bertelsmann-Stiftung.
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Es fehlt an Personal in den Kitas und an Plätzen

Besonders groß ist die Not bei den unter Dreijährigen. So wünschten sich bundesweit im vergangenen Jahr fast die Hälfte der Eltern mit Kindern unter drei Jahren einen Betreuungsplatz für ihr Kind. Die Betreuungsquote lag aber nur bei 35,5 Prozent.
SPD-Politiker Steffen Freiberg, Vorsitzender der Jugend- und Familienministerkonferenz. „Im Bereich der Fachkräfte brauchen wir eine zusammengefasste Ausbildung. Wir haben zu viele verschiedene Möglichkeiten, sich ausbilden zu lassen. Wir brauchen die Möglichkeit, Geld zu verdienen während der Ausbildung.“
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Familie Bröxkes ist damit nicht geholfen. Auch wenn Oma Sandra die Zeit mit ihrer Enkelin genießt, die Familie bräuchte jetzt einen Betreuungsplatz für Emilia. Ihnen bleibt nur die Hoffnung, im nächsten Kindergartenjahr mehr Glück zu haben. (eku)
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