"Flüchtlingskinder haben härteren Kampf"Trotz Horror-Cut: Boxender Wohltäter Badou Jack kämpft bis zum Ende

In die Schnittwunde, die sich über Badou Jacks Stirn zog, passten locker drei Finger. Selbst hartgesottene Box-Fans zuckten beim Anblick des Horror-Cuts zusammen. Das Hemd von Ringrichter Tony Weeks, der im Ring sozusagen den Ersthelfer spielte, glich schon nach kürzester Zeit der Schürze eines Metzgers – derart spritze das Blut aus der zentimeterlangen Spalte.
Aus dem "Aufschlitzer" wurde selbst der Aufgeschlitzte
Jack, Ex-Champion in zwei Gewichtsklassen, kämpfte in Las Vegas um den WBA-Titel im Halbschwergewicht. Es lief nicht besonders für den Schweden mit gambischen Wurzeln. Sein Gegner, der US-Boy Marcus Browne, diktierte das Gefecht – was Jack nicht davon abhielt, furchtlos nach vorne zu marschieren. In Runde 7 passierte das Unglück: Die Kämpfer rauschten unabsichtlich mit den Köpfen zusammen. Das Tête-à-Tête riss Jack die Stirn auf, das Gesicht des 35-Jährigen färbte sich in Windeseile blutrot. Ironie des Schicksals: Aus dem Mann, der sich Ring "The Ripper" (der Aufschlitzer) nennt, wurde selbst der Aufgeschlitzte. Fünf Runden waren noch zu boxen.
Boxer gründete Stiftung für Flüchtlingskinder

Jack warf trotzdem nicht das Handtuch. Er verlor zwar nach Punkten, ging aber die vollen zwölf Runden. "Ich bin ein Krieger und werde niemals aufgeben", sagte Jack nach dem Blutrausch in der Wüste Nevadas. Und fügte hinzu: "Ich widme diesen Kampf allen Flüchtlingskindern auf der Welt, die einen viel härteren Kampf kämpfen als ich heute Abend."
Bei Jack sind solch philantropischen Sätze nicht einfach nur daher geschwätzt. Der Schwede mit Wohnsitz in der Zockermetropole Las Vegas gründete vergangenes Jahr die 'Badou Jack Foundation'. Die Stiftung setzt sich für Kinder ein, die wegen Krieg aus ihrer Heimat flüchten mussten.
"Ich möchte einfach nur so vielen Kindern wie möglich helfen"
Es waren die Bilder eines Jordanien-Besuchs, die Jack nicht losließen. 2017 hatte er zwei Flüchtlings-Camps östlich des Jordans besucht. In das Königreich sind seit Ausbruch des Syrien-Kriegs hunderttausende Syrer geflüchtet. "Ihre Häuser sind aus dünnem Aluminium, im Winter fieren sie da zu Tode. Es ist verrückt, wie arm sie sind. Dorthin zu gehen, ist sehr emotional", erzählte Jack: "Ich habe selbst zwei Kinder, und wenn ich dann diese Kinder sehe, versuche ich, einen Unterschied zu machen."
In Gambia, der Heimat seiner Eltern, war Jack schon aktiv, mit Gründung der Stiftung weitete er sein Engagement aus: "Ich bin sportlich auf meinem Höhepunkt. Man muss versuchen, ein Held zu sein. Versuchen, für diese Menschen zu kämpfen. Sie sind eine Extra-Motivation für mich“, sagte er im Sommer 2018.
"Wollen die größte Stiftung der Welt werden"
Jack und seine Helfer haben große Ziele. "Unser erstes Ziel ist es, die Kinder mit Ernährungs-Shakes zu versorgen, ihnen Essen zu geben. Dann wollen wir expandieren. Wir wollen die größte Stiftung der Welt werden. Wir wissen noch gar nicht, wie groß das alles werden kann", verkündete der Boxer. Mit "Politik und so" habe er nicht allzu viel zu schaffen: "Ich möchte einfach nur so vielen Kindern wie möglich helfen." Und das nicht nur in Syrien und Jordanien, sondern weltweit: "Ganz gleich welche Religion, welche Kultur oder was auch immer. Südamerika, Afrika, Asien, der Nahe Osten - überall", so Jack.
"Ich mache weiter, um Titel zu gewinnen, um den Fans große Kämpfe zu liefern – und natürlich, um mehr Geld zu sammeln", antwortete Badou Jack vor einem Jahr, als er nach seinen Zukunftsplänen gefragt wurde. Im glitzernden Las Vegas bewies er eindrucksvoll, dass es schon mehr als einen Horror-Cut und 25 Stiche auf dem OP-Tisch braucht, um ihn auf dieser Mission aufzuhalten.


