Obwohl es diesen Sommer gefühlt viel regnet

Talsperren im Westharz nur unterdurchschnittlich gefüllt

11.04.2020, Niedersachsen, Oderbrück: Wanderer sitzen am Oderteich im Harz vor teilweise abgestorbenen Fichten. Durch Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus wird das öffentliche Leben in Niedersachsen massiv beeinträchtigt. Foto: Swen Pförtner/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Sie dient nicht der Trinkwassergewinnung, sondern allein dem Hochwasserschutz, der Niedrigwasseraufhöhung und der umweltfreundlichen Energieerzeugung. Das 1933 fertiggestellte Wasserkraftwerk Odertalsperre wurde zuletzt im Jahr 2015 umfassend modernisiert und versorgt rund 1.500 Haushalte mit grünem Strom. Der Stausee wird für Wassersport wie Angeln, Segeln, oder Surfen genutzt.
spf nic, dpa, Swen Pförtner

Angesichts der steigenden Temperaturen im Norden freuen sich die meisten Menschen, dass der richtige Sommer nochmal zurück kommt. Doch die Situation im Westharz sieht anders aus: Die Talsperren der Harzwasserwerke im westlichen Teil des Harzes sind aktuell nur zu 60 Prozent gefüllt und liegen damit unter dem langjährigen Durchschnitt: „Für viele fühlt sich der Sommer in diesem Jahr bislang regnerisch an. Im Westharz ist die Trockenheit allerdings weiter vorhanden und das langfristige Niederschlagsdefizit weiterhin gegeben", erklärt der technischer Geschäftsführer Christoph Donner.

Zum vierten Mal in Folge Talsperren unter Durchschnitt

Die Versorgungssicherheit vor Ort sei trotz der trockenen Verhältnisse weiterhin gegeben, teilten die Harzwasserwerke am Mittwoch in einer Pressemitteilung mit. Das vierte Jahr in Folge liegen die sechs Talsperren der Harzwasserwerke unter den durchschnittlichen Verhältnissen, hieß es weiter – wegen der anhaltenden Trockenheit. Normalerweise wären die großen Wasserspeicher im Harz zu diesem Zeitpunkt des Jahres zu 70 Prozent gefüllt.

Um die Trinkwasserversorgung ganzjährig zu sichern, hatten die Harzwasserwerke im Frühjahr Vorsichtsmaßnahmen eingeleitet. Aus der Innerstetalsperre wurde Wasser an die Granetalsperre weitergeleitet, um es im dortigen Wasserwerk für die Trinkwasserproduktion zu nutzen.

Okertalsperre auf drittniedrigsten Niveau seit 1981

Okertalsperre im Harz
Blick über einen Teil der Okertalsperre (Oderstausee) mit seiner Staumauer im Harz. Foto: Swen Pförtner/Archiv
deutsche presse agentur

Regional gibt es große Unterschiede. Die Eckertalsperre bei Bad Harzburg sei mit 70 Prozent gut gefüllt. Die nur 20 Kilometer weit entfernte Okertalsperre führe nur 17,9 Millionen Kubikmeter Wasser und sei mit 38 Prozent auf dem drittniedrigsten Niveau seit 1981. "Nicht jeder Regen führt an den Talsperren sofort zu einem Anstieg. Kurze Regenschauer helfen eher dem trockenen Oberboden. Damit eine Talsperre steigt, braucht es den sogenannten Landregen, eine gemäßigte längere Regenperiode", sagte Donner. Der Regen gehe in diesem Einzugsgebiet immer weiter zurück.

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Fragen nach Hochwasserschutz im Harz

Anlässlich der Flutkatastrophe im Südwesten versicherten die Harzwasserwerke, dass der Hochwasserschutz gegeben sei. Alle Talsperren hätten ausreichend freien Stauraum und könnten auch größere Wassermengen aus Starkregenereignissen sicher aufnehmen. „Gleichzeitig zeigt die aktuelle Flutkatastrophe aber auch, wie schwierig das Management von Extremwetterereignissen im Rahmen des Klimawandels sein kann und welche Anforderungen dabei zukünftig infrastrukturell und betrieblich gelöst werden müssen“, betonen die Harzwasserwerke auf ihrer Internetseite. (kum)