Erschreckende Zustände in der Schweinezucht

Tierschützer recherchieren undercover: So werden Zuchteber zur Ejakulation gezwungen

ARCHIV - Im Stall eines Bauern in Walkendorf (Kreis Güstrow) schauen Schweine neugierig durch die Gitter (Archivfoto vom 29.07.2005). Das männliche Mastschwein soll künftig weniger leiden. Die qualvolle Kastration während der ersten Lebenswoche soll ihm erspart bleiben. Die ist bisher notwendig, um das Fleisch der Eber genießbar zu machen. Bonner Forscher arbetien derzeit daran, Eber zu züchten, deren Geschlechtshormone solche Gerüche nicht mehr produzieren. Foto: Bernd Wüstneck dpa/lnw (zu lnw-KORR vom 07.06.2009) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Die weiblichen Schweine werden künstlich besamt.

Um Ferkel in der Massentierhaltung zu zeugen, müssen längst kein Eber und keine Sau mehr miteinander Sex haben. Die weiblichen Schweine werden künstlich besamt – das geht einfacher und schneller. Aber woher kommt eigentlich das Sperma dafür? Dieser Frage sind Tierschützer nachgegangen – herausgekommen sind erschreckenden Aufnahmen.

Absamer bringen Schweine zur Ejakulation

Dem Deutschen Tierschutzbüro sind Undercover-Aufnahmen zugespielt worden, auf denen zu sehen ist, wie es auf solchen Besamungsstationen zugeht und wie Eber dort zur Ejakulation gebracht werden. "Laut unseren Informationen wird den Ebern zweimal in der Woche der Samen entnommen", erklärt Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Tierschutzbüros. Mitarbeiter, die als sogenannte „Absamer“ arbeiten, gehen dafür in den Stall und stimulieren die Tiere durch Druck mit der Hand solange, bis sie ejakulieren.

Die Ejakulation dauere bei einem Eber etwa 20 Minuten, so die Tierschützer. In dieser Zeit produziere ein Tier etwa einen Liter Ejakulat. Das werde in Plastikbeuteln aufgefangen, auf Qualität untersucht und dann weiterverschickt, um weibliche Schweine damit zu befruchten. Jeder Eber müsse sich zwei Mal in der Woche so einer „Absamung“ unterziehen.

Ferkel-Kastration
Ein Eber zeugt rund 24.000 Ferkel pro Jahr, ohne dabei Sex zu haben. Foto: Jens Büttner/zb/dpa
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Wenn ein Tier sich der Prozedur entzieht, wird es geschlagen

„Pro Jahr erzeugt ein hochgezüchteter Eber auf diese Art und Weise ca. 24.000 Nachkommen ohne einmal "richtig" Sex gehabt zu haben“, erklärt Peifer. Wie die Aufnahmen aus einem deutschen Stall zeigen, werden die Tiere mit Holzstangen geschlagen, wenn sie versuchen, sich der Prozedur zu entziehen. Währenddessen töne permanent Schlagermusik aus den Lautsprechern im Stall. Wenn ein Eber keine „Leistung“ mehr erbringe, werde er zum Schlachthof geschickt.

Aus Sicht der Tierschützer stellt die Praxis einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar. "Es ist pervers und total abartig, was dort passiert, es handelt sich um einen sexuellen Übergriff an einem wehrlosen Tier", meint der Vorsitzende des Deutschen Tierschutzbüros. "In der Massentierhaltung geht's immer nur ums Geld und so muss sich das Tier dem System unterordnen" kritisiert er und forderte die Abschaffung der Massentierhaltung.