Erschreckende Zustände in der Schweinezucht
Tierschützer recherchieren undercover: So werden Zuchteber zur Ejakulation gezwungen

Um Ferkel in der Massentierhaltung zu zeugen, müssen längst kein Eber und keine Sau mehr miteinander Sex haben. Die weiblichen Schweine werden künstlich besamt – das geht einfacher und schneller. Aber woher kommt eigentlich das Sperma dafür? Dieser Frage sind Tierschützer nachgegangen – herausgekommen sind erschreckenden Aufnahmen.
Absamer bringen Schweine zur Ejakulation
Dem Deutschen Tierschutzbüro sind Undercover-Aufnahmen zugespielt worden, auf denen zu sehen ist, wie es auf solchen Besamungsstationen zugeht und wie Eber dort zur Ejakulation gebracht werden. "Laut unseren Informationen wird den Ebern zweimal in der Woche der Samen entnommen", erklärt Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Tierschutzbüros. Mitarbeiter, die als sogenannte „Absamer“ arbeiten, gehen dafür in den Stall und stimulieren die Tiere durch Druck mit der Hand solange, bis sie ejakulieren.
Die Ejakulation dauere bei einem Eber etwa 20 Minuten, so die Tierschützer. In dieser Zeit produziere ein Tier etwa einen Liter Ejakulat. Das werde in Plastikbeuteln aufgefangen, auf Qualität untersucht und dann weiterverschickt, um weibliche Schweine damit zu befruchten. Jeder Eber müsse sich zwei Mal in der Woche so einer „Absamung“ unterziehen.

Wenn ein Tier sich der Prozedur entzieht, wird es geschlagen
„Pro Jahr erzeugt ein hochgezüchteter Eber auf diese Art und Weise ca. 24.000 Nachkommen ohne einmal "richtig" Sex gehabt zu haben“, erklärt Peifer. Wie die Aufnahmen aus einem deutschen Stall zeigen, werden die Tiere mit Holzstangen geschlagen, wenn sie versuchen, sich der Prozedur zu entziehen. Währenddessen töne permanent Schlagermusik aus den Lautsprechern im Stall. Wenn ein Eber keine „Leistung“ mehr erbringe, werde er zum Schlachthof geschickt.
Aus Sicht der Tierschützer stellt die Praxis einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar. "Es ist pervers und total abartig, was dort passiert, es handelt sich um einen sexuellen Übergriff an einem wehrlosen Tier", meint der Vorsitzende des Deutschen Tierschutzbüros. "In der Massentierhaltung geht's immer nur ums Geld und so muss sich das Tier dem System unterordnen" kritisiert er und forderte die Abschaffung der Massentierhaltung.