Als Gefängnis-Arzt wurde der Familienvater bedroht
Tatort-Star Joe Bausch: "Ein Leichenwagen sollte meine sterblichen Überreste abholen"

Was kann dem Schauspieler und Arzt Joe Bausch überhaupt noch Angst einjagen? Ab Donnerstag, den 24. März 2022 um 22:35 Uhr präsentiert er bei RTL True-Crime-Fälle aus Sicht der Opfer und Angehörigen. Er selbst hatte als Gefängnis-Arzt mit den ganz schweren Fällen zu tun. Dabei geriet er mit seiner Familie in eine bedrohliche Situation – und das ging so weit, dass sogar ein Leichenwagen vor seiner Haustür stand. Abzuholen: seine sterblichen Überreste.
Joe Bausch: Tatort-Star mit Glatze

Joe Bausch (*19. April 1953 in Ellar) heißt eigentlich Hermann Joseph Bausch-Hölterhoff. Zum Doppelnamen kam der Schauspieler durch seine Heirat, er wollte den gleichen Nachnamen tragen wie seine Tochter. Zum „Joe“ wurde er schon in seiner Schulzeit – damals, Ende der 60er-Jahre noch mit langer Matte! Die Haare mussten ab, als er zum Wehrdienst eingerückt ist. Denn mit Haarnetz, das konnte er sich nicht vorstellen, erzählt er im Interview. Es wurde aber nicht direkt die markante Glatze, erst mal „auf Fasson“ gebracht hat er sie.
Für die Glatze hat sich Joe Bausch dann einige Jahre später entschieden: 1981 spielte er das erste Mal einen Mörder auf der Theaterbühne und da passte das gut zur Rolle, so Bausch. Die Glatze ist dann so etwas wie sein Markenzeichen geworden. Als Gerichtsmediziner Dr. Joseph Roth steht der 1,90-Meter-Mann im Kölner Ballauf-Schenk-Tatort am Seziertisch und neben Leichen. Ursprünglich sollte er das Tatort-Team eigentlich nur in Sachen Medizin coachen. Dass er die Rolle dann auch selbst gespielt hat, war eine spontane Idee der Produktion. Aus dem knappen Auftritt wurde eine feste Rolle, für die es erst nach dem siebten Tatort überhaupt einen Namen gab: „Ich will jetzt, dass der ‘nen Namen hat, der scheint ja jetzt öfter zu kommen“, hat Kollege Dietmar Bär damals gesagt. Und Joe Bausch kam öfter – mittlerweile seit 25 Jahren.
Seine markante Stimme mochte Joe Bausch nie

Im Telefoninterview fällt sie sofort auf: Diese rauchige Stimme und – ja – sie hat einfach was von „Crime“. Kein Wunder also, dass er als Bühnen-Schauspieler nur Verbrecher gespielt hat. Mörder und Vergewaltiger. „Ich hab einiges für diese Stimme getan“, sagt er. Also rauchen. Erstaunlich: Diese Stimme, die ihn so besonders macht und die neben der Glatze diesen großen Wiedererkennungswert hat, die konnte er früher nicht leiden. Sogar seine eigenen Fernsehauftritte wollte er sich deswegen nicht anschauen.
Irgendwann wurde ihm aber bewusst: Andere finden genau das richtig super. Es kamen Sprecher-Anfragen für Krimi-Hörbücher und TV-Sendungen, und das Genre „Crime“ wurde damit endgültig zu seinem Bereich. Über Lesereisen kam er vor etwa 15 Jahren auf die Idee, auch selbst Bücher zu schreiben. In seinem Buch „Knast“ beschreibt er die Erlebnisse als Gefängnisarzt – im sogenannten „echten“ Leben hat er nämlich über 35 Jahre in der Justizvollzugsanstalt Werl gearbeitet.
Furchtbare Verbrechen - als Gefängnisarzt hat Joe Bausch schlimme Fälle erlebt

Dieser Mann scheint alles in ein Leben packen zu wollen, was nur geht. Parallel zur Schauspielerei hat er immer auch die zweite Karriere verfolgt – die des Mediziners mit Festanstellung. Joe Bausch war bis zu seiner Pensionierung über 35 Jahre Gefängnisarzt in der Justizvollzugsanstalt Werl. Diese Welten zu verbinden war aber anfangs nicht einfach – zu gerne wollte ihn der Chefarzt in eine Schublade stecken, denn: „Wie der aussieht und sich benimmt, hat der eine zu große Nähe zur Klientel.“
Dass er den Verbrecher aber nur auf Bühnen und im TV mimt, davon konnte er seinen zukünftigen Chef doch noch überzeugen. In diesen vielen Jahren als Knast-Arzt hat er mit den ganz schweren Fällen zu tun. Und im Interview wird klar: Manche davon kann er nicht vergessen. Das Kind, das bei einer Geiselnahme auf dem Arm des Täters von diesem erschossen wird. Der Mörder, der viele Frauen mit bloßen Händen erwürgt hat. Fälle, die die Titelseiten gefüllt haben. Sympathie hat man bei all diesen vielen Begegnungen für keinen, sagt er. Dennoch nennt er sie im Interview „meine Mörder“. Denn mit einigen ist er in dieser Zeit gemeinsam alt geworden. Und was dem Arzt und Schauspieler Joe Bausch gefallen hat: „Da ist kein Geschwätz mehr, da ist es so, wie es ist“.
"Wir machen dich platt" - Joe Bausch wurde bedroht

Ganz ungefährlich war der vermeintlich seriöse Job als Gefängnis-Arzt nicht. Anfang der 90er-Jahre musste Joe Bausch mit seiner Familie einige Monate von der Polizei bewacht werden. Seine Tochter war zu diesem Zeitpunkt noch klein. Die Familie wurde von einem anonymen Droh-Anrufer terrorisiert. „Wir machen dich platt“ – über Wochen ging das so. Dieser Terror gipfelte dann darin, dass eines Tages ein Leichenwagen vor der Tür stand, der seine sterblichen Überreste abholen sollte.
Angst habe er aber in der ganzen Zeit nicht gehabt, so Bausch. Sonst hätte er den Job nicht so lange machen können. Aber er gibt auch zu: Als Vater ist er verletzlich. Die Sorge, dass dem eigenen Kind etwas passieren könnte, das werde keiner los. Auf diese mafiös anmutende Erfahrung hätte Joe Bausch sicher verzichten können. Ebenso wie auf den unfreiwilligen Seiten-Wechsel: Von der „guten“ Seite auf die Anklagebank.
Auf der Anklagebank: Joe Bausch stand wegen Betrugsvorwürfen vor Gericht

Plötzlich Angeklagter! Im Januar 2022 stand Joe Bausch vor Gericht. Der Vorwurf: Er habe seit 2012 bis zu seiner Pensionierung Ende 2018 keinen Mietanteil für seine Dienstwohnung in Gefängnisnähe mehr gezahlt und insofern dort kostenfrei gelebt. Durch einen Bearbeitungsfehler des Landesamts für Besoldung war ihm dieser Mietanteil nicht mehr von seinen Bezügen abgezogen worden. Das habe ihm auffallen müssen, er habe so ca. 58.000 Euro eingespart.
Das Verfahren wurde unter Auflagen eingestellt – dass Joe Bausch vorsätzlich gehandelt hat, war nicht nachzuweisen. Den größten Teil des Geldes hat der Schauspieler bereits zurückgezahlt. Außerdem musste er auf eine Steuerrückzahlung verzichten. Ein bitterer Beigeschmack bleibt ihm, denn „ich habe nichts vorsätzlich Kriminelles gemacht und werde jetzt in einen Topf geworfen mit denen, die ich immer behandelt habe“. Auf dieser Seite ist nicht sein Platz, so empfindet er das. Der Verbrecher will er nur auf der Bühne sein. Deshalb ist ein Gedanke für ihn schwer auszuhalten: Dass einer von seinen Gefängnisinsassen sagt, „er ist doch einer von uns“. Und dieser Gedanke ist möglicherweise eine ganz andere Art von Angst.
Joe Bausch moderiert "Ausgerechnet ich - Im Visier des Verbrechens" auf RTL und RTL+
Was wussten die Zeugen? Welche Geheimnisse enthüllten Kommissare, Anwälte und Forensiker? Aber vor allem: Was passiert mit unserem Leben, wenn unser schlimmster Alptraum wahr wird? Joe Bausch präsentiert echte Kriminalfälle, die Deutschland in Atem hielten - hautnah erzählt aus der Sicht von Opfern und Angehörigen. „Ausgerechnet ich – Im Visier des Verbrechens“ – Donnerstags 22:35 und zum Abruf auf RTL+.