Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt
Wurden drei große Schiffe illegal entsorgt?

Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt gegen mehrere Unternehmen wegen des Verdachts des illegalen Abwrackens dreier alter Schiffe. In diesem Zusammenhang wurden am Mittwoch sieben Reedereien und Schiffseigner in Hamburg und im Umland durchsucht. Das teilte eine Sprecherin der Behörde auf Anfrage der Deutschen Presseagentur mit.
"Beaching" statt Entsorgung
Bei den drei abgewrackten Schiffen handele es sich laut NDR um die "MS Florida I", die "MS Alexandra Rickmers" und die "MS E. R. Hamburg". Bei der Razzia am Mittwoch haben die Ermittler "schriftliche Unterlagen und elektronische Daten sichergestellt, die derzeit ausgewertet werden". Um welche Beschuldigten es sich konkret handelt, wollte die Staatsanwaltschaft nicht mitteilen.
Den Unternehmern wird vorgeworfen, sie hätten die Schiffe nicht ordnungsgemäß abwracken lassen, sondern verkauft - im Wissen darum, dass die Käufer die Schiffe nach Pakistan schaffen, "wo sie auf einen ungesicherten Strand gefahren und dort unter umweltgefährdenden Umständen abgewrackt wurden", teilte die Staatsanwaltschaft mit. In der Schifffahrtsbranche wird dieses Vorgehen nach dem englischen Wort für Strand "Beaching" genannt.
Firmengruppe von Erck Rickmers unter den Beschuldigten
Zuvor hatte "Bild" über die Durchsuchungen berichtet und dabei die Investment- und Vermögensverwaltungsgruppe E.R. Capital des Hamburger Kaufmanns und Reeders Erck Rickmers namentlich genannt. "Aus der Erck Rickmers Gruppe ist von diesen Untersuchungen ein Schiff betroffen, das rund 350 Investoren gehörte", teilte E.R. Capital dazu mit. Die Investoren hätten dieses damals 19 Jahre alte Schiff 2017 meistbietend verkauft. "Der weitere Betrieb des Schiffes lag nach dem Verkauf ausschließlich in der Verantwortung der Käufergesellschaft", heißt es weiter. Die Erck Rickmers Gruppe sei sich allerdings keines Verstoßes bewusst und wolle mit den Ermittlern zusammenarbeiten.
Laut NDR sollen allein 2020 mehr als 400 Hochseeschiffe an Stränden in Südasien abgewrackt worden sein. (dpa/cto)