Alice Merryweather kämpft sich zurück
Corona-Pandemie trieb Skirennläuferin in die Essstörung

Ein Jahr lang hat die Corona-Pandemie die Welt mittlerweile im Griff. Seit diesem Zeitpunkt kämpft auch die amerikanische Skirennläuferin Alice Merryweather – nicht mehr auf der Piste, sondern mit sich selbst: Die 24-Jährige gibt offen zu, dass sie in dieser schwierigen Zeit eine Essstörung entwickelt hat. Nach Monaten der Therapie will sie sich jetzt langsam wieder in den Profi-Sport wagen.
Diät im Lockdown führt zu Essstörung
Von heute auf morgen keine Wettkämpfe mehr, keine Trainingscamps, keine gemeinsamen Einheiten mit Kolleginnen: Die weltweite Corona-Pandemie hat im März 2020 das Leben von Alice Merryweather auf den Kopf gestellt. Die Abfahrts-Weltmeisterin der Juniorinnen von 2017 sitzt plötzlich alleine zuhause, muss sich auf einen neuen Alltag und neue, andere Trainingsziele einstellen. „Ich hatte das Gefühl, dass ich kaum noch die Kontrolle hatte, um mich zu verbessern – also habe ich beschlossen, dass ich etwas an meiner Ernährung ändere und mir hier ein Ziel setze“, blickt die Skirennläuferin heute in der „Washington Post“ zurück. Marryweather fasst damals einen Entschluss: Sie will im Lockdown fünf Kilogramm abnehmen, 63 Kilo sind ihr Ziel. Was sie nicht ahnt: Sie rutscht in eine Essstörung.
„Wenn ich hungrig bin, dann ist das ein gutes Zeichen“, erzählte sie sich damals selbst. Denn es würde bedeuten, sie sei stark und kraftvoll und könne den Hunger überwinden. „Ich habe lange nicht realisiert, dass ich ein Problem habe.“
Merryweather will zu den Olympischen Spielen
Im September 2020 bringt sie nur noch 58 Kilo auf die Wage. Beim Training, das mittlerweile wieder stattfinden darf, fällt dann schnell auf, dass mit ihr etwas nicht stimmt: „Ich hatte extreme Stimmungsschwankungen, mir war ständig kalt. Ich war immer müde und bin fast jeden Tag zusammengebrochen.“ Mit Teamkolleginnen, die sie eigentlich schlagen müsste, kann sie plötzlich nicht mehr mithalten.
Merryweathers Trainer ziehen im November die Reißleine, nominieren sie nicht für die Weltcup-Saison – sondern konsultieren Ärzte. Die 24-Jährige beginnt eine Therapie, macht die Erkrankung in einem emotionalen Posting auf Instagram wenig später sogar öffentlich.
Nach einem schwierigen Jahr ist die Sportlerin jetzt auf dem Weg der Besserung. Ihr großes Ziel: Die Olympischen Spiele. Die Essstörung sei nach wie vor der größte Gegner, den sie jeden Tag zu schlagen habe – aber: „Ich esse zum Beispiel wieder Brot – und das ist einfach nur wunderbar“, erzählt Merryweather.
Die Athletin will jetzt anderen Frauen und vor allem auch Sportlerinnen Mut machen: „Jeder, vor allem auch weibliche Athletinnen, sollte sich daran erinnern, wie unglaublich unsere Körper sind – sie lassen uns Tag für Tag leben und leisten ziemlich großartiges.“ Sie selbst habe gelernt, ihrem Körper dankbar zu sein.