Deutschland ist Retouren-Europameister

Kostenlose Retouren bald Geschichte? Moderiese bittet jetzt zur Kasse

ARCHIV - Päckchen und Pakete werden am 26.11.2013 in der Halle der neuen Zustellbasis des Postzustellers Deutsche Post DHL in Norderstedt (Schleswig-Holstein) sortiert. Die Deutsche Post DHL legt am Donnerstag ihre Quartalszahlen vor. Foto: Bodo Marks/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Im Durchschnitt wird jedes zweite Mode-Paket wieder zurückgeschickt.
dpa, Bodo Marks

Die nächste Hose oder das nächste Paar Schuhe sind bekanntermaßen nur ein paar Klicks im Internet entfernt. Zwar kann man auf diese Weise das modische Accessoire nicht anprobieren und gucken, ob es passt, doch das hält die meisten Verbraucher nicht vom Kauf ab.
Denn die meisten bestellen einfach mehrere Größen und schicken die, die nicht passen, wieder bequem zurück an den Absender. Ein Grund für dieses Vorgehen ist auch, dass die Retouren bei den großen Mode-Unternehmen in der Regel kostenlos sind und man auf diese Weise keine Extrakosten zu erwarten hat. Allerdings könnte es damit bald vorbei sein.

Kosten werden an Kunden weitergegeben

Der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (BEVH) kündigt nämlich eine Kehrtwende im Onlinehandel mit Mode an. Der Boom der Corona-Jahre sei generell vorbei. "Bei Mode kommt erschwerend hinzu, dass wir ein Ende der kostenlosen Retoure erwarten, die bisher gang und gäbe ist und die von Kunden auch erwartet wird", sagte ein Sprecher der Süddeutschen Zeitung (SZ). Als Grund nannte er gestiegene Kosten: "Die hohen Preise für Transport und Verpackung führen dazu, dass die Händler diese Kosten stärker an die Kunden weitergeben."

Kostenpflichtige Retouren wohl der richtige Weg

Im vergangenen Jahr hatte der größte japanische Bekleidungshändler Uniqlo eine Rücksendegebühr von 2,95 Euro pro Paket eingeführt. Vor wenigen Tagen war Zara, die bekannteste Mode-Kette des spanischen Inditex-Konzerns, mit einer Retourengebühr von 1,95 Euro je Rücksendung gefolgt, wie die Zeitung weiter ausführt.

Marco Atzberger, Retouren-Experte des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI, befürwortet kostenpflichtige Retouren: "Das ist der richtige Weg", sagte er der SZ. Björn Asdecker, Leiter der Forschungsgruppe Retourenmanagement an der Universität Bamberg, begrüßt die Gebühren ebenfalls. "Vielleicht ist da jetzt ein Anfang gemacht", sagte er. "Es gibt aus meiner Sicht erfreulicherweise tatsächlich Bewegung im Markt."

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Hohe Rücksendequote in Deutschland

Deutschland ist Retouren-Europameister. Die Rücksendequote liegt laut EHI bei bis zu 75 Prozent, bei Mode geht mindestens jedes zweite Paket im Durchschnitt zurück.

Laut BEVH werden weitere Unternehmen folgen. "Bleiben die Rückversandkosten weiter so hoch, werden Zara und Uniqlo die ersten, aber nicht die letzten sein, die Kosten an ihre Kunden weitergeben", sagte der Sprecher. Amazon, Zalando und Otto teilten auf Anfrage mit, nicht zu beabsichtigen, Retouren kostenpflichtig zu machen.

Widerstand macht sich breit

"Wir werden unsere Kundinnen in einer Zeit, in der sie durch die Teuerung von Energie und diverser Waren zusätzlich belastet sind, ganz bestimmt nicht über kostenpflichtige Retouren extra zur Kasse bitten", sagte ein Sprecher der Otto Group.

Man darf dennoch gespannt sein, ob und wie lange die Mode-Unternehmen diese Haltung beibehalten. (DJG/nul)