"Tiefstand der Zivilisation"Sex zwischen Exkrementen: Streit um Berliner Klo-Puffs

In diesen Bretterbuden ganz in der Nähe der schicken Berliner Kufürstenstraße können gleich zwei „Notdurften“ verrichtet werden. Hier werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Die sogenannten Verrichtungsboxen dienen als Bio-Toilette und gleichzeitig als Arbeitsplatz für Prostituierte. Menschenverachtend sei das – heißt es jetzt aus Feministen- und Politikkreisen.
Pro Verrichtungsbox
Mensch, wie praktisch, dachte man sich wohl, als im Bezirk Mitte 2018 die ersten beiden Bio-Toiletten mit Verrichtungsoption aufgestellt wurden, zwei weitere folgten in Tempelhof/Schöneberg. Sie sollten für mehr Ordnung und Sauberkeit sorgen, „indem sie verhindern, dass dass Fäkalien in Hausfluren landen oder Hauseingänge zur Verrichtung genutzt werden“, erklärt Bezirksbürgermeisterin Angelika Schötter gegenüber der „B.Z.“
Kontra Verrichtungsbox
Kritik gibt es dahingegen sowohl vom Frauenmagazin Emma – hier wird vom „Tiefstand der Zivilisation“ gesprochen. Katrin Vogel, Frauenpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion stimmt zu: „Diese sogenannten Verrichtungsboxen sind menschenverachtend. (...) Wir unterstützen mit dieser Straßenprostitution kriminelle Clans bei der Geldbeschaffung zu Lasten der Frauen.“ Die müssen hier teilweise zwischen Fäkalien ab 30 Euro ihre Dienste anbieten.
Wenig einladende Atmosphäre

„Spermaschluckbox“, steht auf einer der multifunktionalen Bioklos in der Frobenstraße. Drumherum ist alles verdreckt. “Es riecht nach Urin und überall sind Prostituierte und Junkies. Und auch Zuhälter haben das stille Örtchen genau im Blick. Drinnen liegen benutzte Kondome“, erklärt RTL-Reporterin Franca Pörsch. Für sie ist klar – hier würde sie niemals freiwillig zur Toilette gehen. Für die Frauen, die hier anschaffen gehen, sind die Bretterbuden hingegen der einzige Ort, an dem sie gerade in Zeiten von Corona und damit verbundenen Bordellschließungen Geld verdienen können. Ein dreckiger Arbeitsplatz, der das Geschäft mit der käuflichen Liebe schmutziger erscheinen lässt, als es eigentlich sein sollte.


