Der Traum vieler Kinder hat einen ernsten Hintergrund
Rebecca (19) aß 15 Jahre lang nur Chicken Nuggets und Pommes

Es klingt unglaublich: Seit ihrem vierten Lebensjahr ernährte sich die Fitnesstrainerin Rebecca Giddins ausschließlich von Chicken Nuggets und Pommes – bis jetzt.
"Solange ich mich erinnern kann, habe ich beim Anblick anderer Lebensmittel gewürgt."
Was nach der Erfüllung des Traums unzähliger Kinder klingt, hat einen ernsten Hintergrund: Die 19-jährige Fitnesstrainerin ernährte sich 15 Jahre lang nur von Fast Food, weil alle anderen Lebensmittel sie zum Würgen brachten. „Solange ich mich erinnern kann, habe ich beim Anblick anderer Lebensmittel gewürgt. Ich konnte sie nicht einmal aufheben oder an Leute weitergeben“, erzählt Rebecca der britischen Tageszeitung „Daily Mail“.
Als Kleinkind ernährte sie sich nur von Schokoriegeln, Joghurt und Kuchen, bevor sie mit vier Jahren das erste Mal die Hähnchen-Nuggets probierte – und sie fortan nur noch aß. Bis heute hat sie vermutlich an die 87.000 Nuggets verdrückt. Doch die Teenagerin hat zeitlebens unter ihrem problematischen Essverhalten gelitten. „Es hat mich mein ganzes Leben lang beeinflusst; ich bin nie mit meinen Freunden essen gegangen, und viele Leute konnten nicht verstehen, warum ich nicht normal esse“, berichtet die 19-Jährige.
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Eltern wussten sich keinen Rat
Ihre Eltern glaubten anfangs, dass sie aus ihrer extrem wählerischen Ernährung herauswachsen würde. Als sie jedoch älter wurde, wurde ihnen klar, dass sie etwas anderes ausprobieren mussten. So hat Rebeccas Mutter, die 55-jährige Cheryl, ihr ganzes Leben lang versucht, ihre Tochter zu ermutigen, neue Lebensmittel auszuprobieren - aber ohne Erfolg. „Als sie jünger war, haben wir es wirklich versucht, aber sie wollte es einfach nicht. Wenn wir versuchten, sie zu zwingen, aß sie einfach stundenlang nichts, und wir konnten nichts tun“, erzählt Cheryl.
Eine extrem einseitige Ernährung kann weitreichende Folgen haben
Die Ängste der Familie sind dabei durchaus berechtigt. „Eine solch einseitige Ernährung belastet nicht nur das Sozialleben, sondern kann auch zu einem schweren Nährstoffmangel führen“, erklärt Ernährungsexpertin Nora Rieder. „Wenn wir viel oder ausschließlich Fast Food wie eben Chicken Nuggets oder Pommes essen, führen wir unserem Körper viele Kalorien, aber kaum Nährstoffe zu – eigentlich sollte es genau andersherum sein“, sagt Rieder. Fast Food enthalte in der Regel viel Salz, gesättigte Fettsäuren und Zucker, gleichzeitig aber kaum Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe. „Dies erhöht das Risiko für Bluthochdruck, Übergewicht, Fettstoffwechsel- und Herz-Kreislauferkrankungen“, fasst Rieder zusammen. In Studien konnte mittlerweile nachgewiesen werden, dass auch unsere Denkfähigkeit unter einem hohen Fast Food-Konsum leidet“, so die Expertin weiter.
Hypnose konnte Rebecca helfen
Genug Gründe also, nach den Ursachen für das schwierige Essverhalten zu suchen und etwas dagegen zu unternehmen. Mittlerweile ist Cheryl mit ihrer Tochter wegen ihres problematischen Essverhaltens zu einem Hypnotiseur gegangen. Und Rebecca hat das erste Mal versucht, Obst und Gemüse, Wurst und sogar Käse zu essen.
„Ich war skeptisch gegenüber der Hypnose, aber bisher scheint sie geholfen zu haben. Seit ich dort war, hat das Würgen völlig aufgehört, was einer der Hauptgründe dafür war, dass ich überhaupt kein Essen zu mir nehmen konnte“, erzählt Rebecca. Seit ihrer ersten Sitzung habe sie jeden Tag mindestens zwei neue Nahrungsmittel ausprobieren können. „Mein Ziel ist es, einen Braten essen zu können“, so die Fitnesstrainerin. Wie es scheint, ist sie auf dem besten Weg, ihr Ziel zu erreichen.
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Symptome können auf die Vermeidende-restriktive Essstörung (ARFID) hinweisen
Auch wenn Rebecca immer bestritten hat, an einer Essstörung zu leiden: Meiden Menschen bestimmte Nahrungsmittel, weil sie schlechte Erfahrungen - wie anschließendes Erbrechen, Würgen oder starke Bauchschmerzen beispielsweise - damit gemacht haben, spricht man von einer Avoidant-restriktiven Nahrungsaufnahme-Störung (ARFID).
Sollten Sie Anzeichen dieser Krankheit bei sich oder anderen erkennen, sollten Sie sich an einen Arzt oder Psychotherapeuten wenden.