Pippen attackiert Jordan Das steckt hinter dem Streit der Basketball-Legenden

Bildnummer: 01440168  Datum: 04.06.1997  Copyright: imago/Icon SMI
Michael Jordan (li.) und Scottie Pippen (beide Chicago Bulls) auf der Bank - PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY (Icon9590115); Vdia, quer NBA 1996/1997, Finals, Finalserie, Endspiel, Finale Chicago Basketball Herren Mannschaft USA Gruppenbild Randmotiv Personen
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Sie gelten bis heute als bestes Basketball-Duo der Welt, holten sechs Titel mit den Chicago Bulls und waren wichtiger Teil des legendären „Dream Teams“ bei Olympia 1992. Mittlerweile steht zwischen Scottie Pippen und Michael Jordan aber offenbar ein gewaltiger Graben. Pippen attackiert seinen Ex-Mitspieler verbal und erhebt Vorwürfe. Was ist das los?

"Würde sogar so weit gehen zu sagen, dass Mike den Basketball ruiniert hat"

Netflix und ESPN sind schuld.

Die Dokumentation „The last Dance“, die bei den beiden Anbietern ausgestrahlt wurde und ein Millionenpublikum erreichte, zeichnete im vergangenen Jahr die letzte Saison der Chicago Bulls mit Jordan (1997/98) nach und zeigte Jordans krasse Besessenheit.

Daneben tauchten auch wichtige Charaktere aus dem legendären Bulls-Team auf. Darunter auch Scottie Pippen. Der „Robin“ von „Batman“ Jordan. Sein kongenialer Partner. Er kam sogar ausführlich zu Wort. Das letzte und entscheidende aber hatte eigentlich immer Jordan himself. Nicht nur das stößt Pippen sauer auf.

Der inzwischen 56-Jährige nahm seine Autobiographie „Unguarded“ zum Anlass mit der viel gerühmten Doku und Jordan abzurechnen. Promo-Move hin oder her – Pippen ist offensichtlich angefressen, keilt gegen die Basketball-Legende, an deren Seite er so viele Erfolge feierte.

„Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass Mike den Basketball ruiniert hat.“ Rumms. Ein Satz wie ein krachender Dunking ins Gesicht eines Gegenspielers.

Eine Anspielung an das übergroße Ego von Jordan. Pippen weiter: „In den 80er Jahren hat jeder auf dem Platz den Ball gepasst, um dem Team zu helfen. Das hörte in den 90ern auf. Die Kinder wollten wie Mike sein. Nun, Mike wollte nicht passen - er wollte nicht rebounden oder den besten Spieler verteidigen. Er wollte, dass alles für ihn erledigt wird.“

Diese und weitere Aussagen waren in den USA vorab in der „GQ „veröffentlicht worden und schlugen sofort hohe Wellen.

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Scottie Pippen und Michael Jordan feierten mit den Chicag Bulls Titel ohne Ende
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Jordan und seine "Nebendarsteller"

In seinem Buch geht der einstige Kompagnon Pippen zum Frontalangriff über. Was durchaus überrascht. Zwar stand Jordan nie im Ruf, wirklich Freunde in der NBA gehabt zu haben, dennoch galt Pippen eigentlich als einer der wenigen Vertrauten der Nummer 23. Der Mann, der Jordan am Ende von dessen ikonischen „Flu game“ (Spiel mit Fieber nach Lebensmittelvergiftung) in den Armen hielt.

Doch die Dokumentation, in der es vor allem um den Mythos Jordan geht, hat das Fass bei Pippen wohl überlaufen lassen. Der Ex-Profi arbeitet sich an der Dokureihe ab.

„Jede Folge war gleich: Michael auf einem Podest, seine Mannschaftskameraden zweitrangig, kleiner, die Botschaft nicht anders als damals, als er uns als seine ‚Nebendarsteller‘ nannte. Jede Saison bekamen wir wenig oder gar keine Anerkennung, wenn wir gewannen, aber den Großteil der Kritik, wenn wir verloren“, holt Pippen zum Rundumschlag aus.

Er war der Hauptdarsteller und der Regisseur.“

„Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Immer wieder stand die Nummer 23 im Mittelpunkt. Selbst in der zweiten Folge, in der es eine Zeit lang um meinen schwierigen Weg in der NBA ging, drehte sich alles um MJ und seine Entschlossenheit zu gewinnen“, ärgerte sich Pippen.“ Ich war nichts weiter als ein Accessoire.“

Sein ‚bester Teamkollege aller Zeiten‘, wie er mich nannte. Er hätte nicht herablassender sein können, hätte er es versucht.“

„Wie kann Michael es wagen, uns so zu behandeln, nach allem, was wir für ihn getan haben?“ Jordan wäre ohne ihn und die Mitspieler nie der Michael Jordan gewesen, so Pippen, der daraufhin einige Bulls-Teammitglieder aufzählt. „Ich entschuldige mich bei allen, die ich ausgelassen habe.“

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Pippen: James besser als Jordan

Die Geschichten über Jordan sind legendär. Teils verklärt. Nicht nur die positiven. Er malträtierte seine Gegenspieler, physisch und psychisch, auch mit seinen Mannschaftsspielern sprang er wenig zimperlich um. Ein No-Go findet Pippen. Noch heute schaudere es ihn, wenn er an Jordans Umgang mit Teamkollegen denke.

Pippen sieht in Jordans Motivation für die Doku rein egoistische Gründe. Der Vorwuf: Er habe abkassiert und durfte bestimmen, wie die Storyline verläuft. Jordan soll zehn Millionen Euro erhalten haben. Alle anderen Spieler von damals: Null. Dazu habe Jordan die redaktionelle Übersicht gehabt.

Pippens Erklärung: Jordan hat Angst, dass die Basketball-Nachwelt und die neue Generation andere Spieler als besser einstuft. Ein Affront für den von vielen anerkannten GOAT (Greatest of all time)

„Michael war davon besessen, der aktuellen Generation zu beweisen, dass er noch immer größer ist als LeBron James – der Spieler, den viele mit ihm auf Augenhöhe sehen, oder sogar darüber“, schreibt Pippen.

An der Vergangenheit kann Pippen nichts mehr ändern. Aber er weiß, wie man Jordan ärgern kann. Er stichelt gegen dessen Ego.

Er hält James er für den besseren Spieler als Jordan – zumindest betont er es. „Ich glaube, dass Lebron James der beste Spieler ist, den die Sportart je gesehen hat. Er macht alles und verkörpert alles, was das Siel wirklich ausmacht.“

Nochmal: Rumms.

Ob das Jordan auf sich sitzen lässt? (msc)