Bomben rosten auf dem Meeresgrund

Alte Munition droht Nord- und Ostsee zu verseuchen

Munitionskörper rosten durch und ihre Inhaltsstoffe geraten in die Meeresgewässer.
Munitionskörper rosten durch und ihre Inhaltsstoffe geraten in die Meeresgewässer.
GEOMAR

1,6 Mio. Tonnen Kampfstoffe müssen beseitigt werden

Bomben, Minen und Granaten schlummern bei uns vor der Küste auf dem Meeresgrund. Das Tückische dabei: Die Altlasten aus dem Zweiten Weltkrieg werden immer gefährlicher, denn die Munition rostet und setzt mit der Zeit gefährliche Stoffe frei. Eine Gefahr für Mensch und Tier.

Sprengungen belasten Meeresbewohner

Ministerpräsident Daniel Günther ist Schirmherr der Munition Clearance Week in Kiel.
Ministerpräsident Daniel Günther ist Schirmherr der Munition Clearance Week in Kiel.
RTL Nord

In den deutschen Teilen von Nord- und Ostsee liegen einem Regierungsbericht zufolge 1,6 Millionen Tonnen konventionelle und etwa 5000 Tonnen chemische Kampfstoffe. Bisher wurden gefundene Altlasten gehoben oder wenn sie nicht mehr handhabbar sind gesprengt. Sprengungen sind für Meeresbewohner gefährlich. Um das Problem zu lösen, findet in dieser Woche die Munition Clearance Week in Kiel statt, auf der sich Experten aus der ganzen Welt digital und auch vor Ort treffen.

Bombenentschärfung direkt auf See

Prof. Jens Greinert  vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel.
Prof. Jens Greinert vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel.
RTL Nord

Eine Idee ist zum Beispiel Entschärfungen auf mobilen Plattformen im Meer durchzuführen. „Es geht um eine mobile Infrastruktur, die idealerweise da, wo die Munition liegt, Munition vernichten kann“, erklärt Professor Jens Greinert vom GEOMAR-Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Mit vernichten ist gemeint, die Munition zu bergen, sie hochzuholen und zu zerlegen. „Und die Sprengstoffe, die da drin sind, wir sprechen hauptsächlich von konventioneller Munition, also die, die Bumms macht, nicht die chemische Munition, sondern die konventionelle, das muss dann verbrannt werden." Da aber die Minen und Bomben schon über 70 Jahre alt und verrottet sind, gilt es jetzt „Technologien zu entwickeln, die diese Munition, die in einem mechanischen Greifärmchen kaputt geht, hochholt“, ergänzt Greinert.

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„Ärmel hochkrempeln und möglichst schnell auch eine gemeinsame Lösung finden."

Noch bis Freitag läuft die Munition Clearance Week in Kiel.
Noch bis Freitag läuft die Munition Clearance Week in Kiel.
RTL Nord

Die Beseitigung wird eine finanzielle Herausforderung, es geht dabei um Milliarden. Die Kosten kann das Land Schleswig-Holstein nicht allein tragen. „Darüber sind wir im Austausch auch schon mit dem Bund“, erklärt Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther, der auch Schirmherr der Veranstaltung in Kiel ist. „Wenn wir die technischen Möglichkeiten nutzen wollen, und die sind da, dieses Problem endlich, nach viel zu langer Zeit in den Griff bekommen wollen, dann heißt das jetzt: Ärmel hochkrempeln und möglichst schnell auch eine gemeinsame Lösung finden."

Entwicklung von richtiger Technologie braucht 10 Jahre

Das Ziel ist klar: Jede Bombe, Miene und Granate sollte vom Meeresgrund gefischt werden, um Mensch und Tier zu schützen. „Ich denke, dass wir in 10 Jahren funktionierende, skalierbare Bergungs- und Entsorgungstechnologien haben werden“, glaubt Greinert und er schätzt sogar, dass 2040 die deutsche Ostsee munitionsfrei sein könnte. (nid)