RTL-Reporter Uli KloseWie aus einer Aufstiegs-Feier Aufstiegs-Krawalle wurden

Der VfL Bochum steigt auf, die Fans feiern – und einige von ihnen vergessen alle Verhaltensregeln! RTL-Reporter Uli Klose war am Sonntag in Bochum, als die Anhänger den Aufstieg in die Bundesliga feierten. Dass sich auf den Straßen aber ein ganz und gar nicht erfreuliches Bild zeigte, schildert er in seinem Erlebnisbericht.
Video: Bochum-Fans zünden Pyro und attackieren Polizei
Familien mit Kindern in Gefahr
Hoch und runter pendelte jahrelang der Fahrstuhl für den VfL Bochum – bis er 2010 plötzlich in der 2. Liga steckenblieb. Von wegen „unabsteigbar“ – dahin war der Mythos. Nun hieß es „unaufsteigbar“. Das VfL-Navi im Mannschaftsbus musste nun wenig einprägsame Städtenamen wie Aue, Sandhausen oder Heidenheim lernen. Sowas narbt, sowas kratzt an der stolzen Fanseele. Aber Leiden schafft Leidenschaft.
Und urplötzlich ist der sympathische „Graue-Maus-Club“, der im B1-Sandwich zwischen den Fußball-Traditionsmächten Dortmund und Schalke verortet ist, wieder ganz oben. Als Meister der 2. Liga schaffte Bochum nach elf Jahren die Rückkehr in die Bundesliga.
Zugegeben – das weiß ich als waschechter Bielefelder (acht Arminia-Aufstiege, sieben Abstiege) ganz genau), da sprudelt die ganze Freude aus einem heraus und da entlädt sich der ganze Frust der vergangenen Jahre. Aber was wir nach Abpfiff „anne Castroper“ rund ums Bochumer Stadion erlebten, war alles andere als feierlich. Fans zündeten fast 1000 Grad heißes Pyros in der Menge. Da standen auch viele Familien mit Kindern. Ohrenbetäubende Böller explodierten. Flaschen flogen auf die Polizei, die mit Fingerspitzengefühl agierte und sich betont deeskalierend zurückhielt.
Sehnsucht nach Stadionbesuchen
7000 Fans feierten überwiegend friedlich. Aber da waren eben auch gewaltbereite Chaoten, die nur auf Krawall aus waren. Acht verletzte Polizisten, zehn Menschen in Gewahrsam, das Ordnungsamt schrieb zahlreiche Anzeigen wegen Verstößen gegen Corona-Regeln.
Bochum, Dresden, Schalke – Randale scheint sich vor deutschen Fußballstadien auszubreiten, hat dort aber nichts zu suchen und kommt zur Unzeit. Denn die echten Fans lechzen in der neuen Saison nach einer Rückkehr auf die Tribünen. Und da sind solche Ausschreitungen nicht gerade Beweis für Disziplin und Selbstverantwortung. Bochum und seine eigentlich sonst so friedlichen Fans sollen wieder eine Bereicherung der Beletage des deutschen Fußballs werden. Also halten wir es mit dem berühmtesten Sohn der Ruhrgebietsstadt. Wie heißt es da so schön in der Stadionhymne von Herbert Grönemeyer: „Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt, ist es besser, viel besser als man glaubt.“