Längere Lebensarbeitszeit
Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall will über Rente mit 70 sprechen

Die Diskussion um eine längere Lebensarbeitszeit nimmt kein Ende – und ist offenbar vor der Bundestagswahl am 26. September ein beliebtes Thema bei Arbeitgebern. Jetzt hat sich der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Stefan Wolf, zu Wort gemeldet und will über eine Rente ab 70 sprechen. Fragt sich nur, mit wem?
"Die Leute werden länger arbeiten"
„Wir müssen zu den Menschen ehrlich sein: Wir werden das Renteneintrittsalter nicht bei 67 Jahren halten können", sagte Wolf den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Wir werden in den nächsten Jahren über ein Renteneintrittsalter von 69 bis 70 Jahren reden müssen."

Der Gesamtmetall-Präsident, der die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie vertritt, warnte vor einem Finanzierungsproblem bei den Rentenkassen angesichts der steigenden Lebenserwartung. Die Konsequenz daraus müsse sein, dass „die Leute länger arbeiten werden."
Ein Beratgremium der Bundesregierung hatte bereits im Juni vorgeschlagen, das Renteneintrittsalter an die allgemeine Lebenserwartung zu koppeln. Bis etwa 2042 erhöhe es sich damit auf 68 Jahre. In einem Gutachten hieß es, die Regierung habe der Rentenkasse mit zahlreichen Maßnahmen zusätzliche Lasten aufgebürdet - etwa mit den Haltelinien beim Rentenniveau und beim Beitragssatz sowie mit zusätzlichen Leistungen wie Mütter- und Grundrente wie auch der Rente mit 63. Der Rentenkasse drohe daher ein Finanzierungsschock.
Bundesarbeitsminister Heil: "Das ist zynisch"
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil sieht Überlegungen über ein höheres Renteneintrittsalter oberhalb von 67 Jahren allerdings skeptisch. „Wir haben in Europa schon jetzt eines der höchsten Rentenalter. Es bleibt weiterhin richtig, dass man nach 45 Versicherungsjahren Schluss machen kann", sagte der SPD-Politiker der "Rheinischen Post" Ende Juli. Auf den Vorhalt, dass das Rentenalter angesichts der Demografie nach 2030 über 67 Jahre hinaus weiter steigen müsse, sagte er: „Das erzählen sich einige, aber die haben keinen Blick auf die Lebensrealität vieler Menschen. Einer Krankenschwester, einem Stahlarbeiter oder einem Lageristen zu sagen: 'Du arbeitest jetzt bis 70', das ist zynisch.“
Heil sagte zudem, man habe dafür gesorgt, dass das Rentenniveau zunächst bis 2025 stabil bleibe. Er bezog sich dabei nach Angaben der Zeitung auf den Wert von 48 Prozent. „Ich will, dass wir diese Haltelinie bis 2040 verlängern", sagte der Minister. (reuters/aze)