Der "Pinguin-Zoff" von Stade
Ist dieser Cartoon frauenfeindlich?

Die Pinguinlady an der Spitze der Eisscholle, mit dem kaum zu übersehenden Dekolleté, sorgt bei Kritikern in Stade derzeit wohl für viele kalte Schauer. Ihrer Meinung nach ist die Zeichnung des Cartoonisten Tetsche sexistisch. Der frauenfeindliche Cartoon müsse weg. Die Stadt solle sich dafür entschuldigen, denn sie hätte die Idee für die bunten Bilder an den Hafenwänden gehabt. Was steckt hinter dem „Pinguin-Zoff“?
Alles eine missglückte Marketing-Aktion?

Weil coronabedingt die Restaurants am Stader Hafen geschlossen waren, hatte sich das Stadtmarketing etwas überlegt. Eine kostenlose Ausstellung könnte Touristen und Einheimische wieder in die Innenstadt locken. Auch der langjährige Stern-Cartoonist Tetsche fand die Idee toll und steuerte seine Zeichnungen bei. 25 Comics wurden aufgehängt und locken jetzt nicht nur Touristen auf die Straße – sondern auch Aktivisten.
Das sagen die Gegner
Susanne Decker-Michalek vom Aktionsbündnis gegen Sexismus in Stade gehört zu den Menschen, die die Cartoons aus der Innenstadt verbannen möchten: „Wir finden die Darstellungen teilweise sexistisch. Zum Beispiel auch der Vergleich von Frauen mit Säuen“ sagt sie. Rund 30 Cartoon-Gegner, darunter auch Männer, haben am Sonntag gegen die Pinguine und Co demonstriert. „Wir wollen, dass unsere Meinung auch gehört wird“, sagt Decker-Michalek. Unserer Reporterin vor Ort fällt auf, dass die etwas „ältere Generation“ die Cartoons eher witzig findet, während die Jüngeren die Werke des Künstlers eher fragwürdig finden.
Was sagt der Künstler zu den Vorwürfen?
Cartoonist Tetsche ist selbst ist an diesem Montag nicht zu erreichen, er bereitet aktuell eine andere Ausstellung vor. Seine Ehefrau erzählt uns aber am Telefon, wie sie und ihr Mann über die Vorwürfe denken: „Am Anfang hatte sich auch die Frauenbeauftragte der Stadt kritisch geäußert, ihre Bedenken aber dann zurückgestellt und das Kunstwerk für erfreulich für die Bürger betitelt.“ Und weiter: „Dann war vier Monate Ruhe. Das Feedback von Gastronomen, Unternehmern und Besuchern war durchweg positiv und begeistert. Auch weil endlich wieder mehr Leute in die Altstadt gehen. Wir haben überhaupt nicht damit gerechnet, dass jetzt eine kleine Gruppe versucht, eine Riesen-Welle auszulösen und das auch schafft.“ Zu dem Bild mit der Pinguindame sagt sie: „Das Werk ist völlig andersherum gemeint. Tatsächlich zeigt es eine starke, selbstbewusste Pinguindame, die triumphierend auf die Männer am Boden herabschaut. Wie man das anders interpretieren kann ist uns schleierhaft. (...) Mein Mann und ich finden, dass es tatsächlich noch viel Sexismus in Deutschland gibt und das ist traurig genug. Aber diese Pinguindame gehört nicht dazu.“
Das letzte Wort ist im Pinguin-Zoff aber noch nicht gesprochen. Bald wollen sich die Cartoon-Gegner und Verantwortliche die Stadt an einen Tisch setzen. (lsi/cgo)