Als Mutter direkt ins Finale
Wie Edina Müller in Tokio mit ihrer Doppelrolle kämpft

Paralympische Spiele sind eine hohe Belastung für jede Athletin und jeden Athletin. Doch für Edina Müller ist das noch nicht alles. Für die 38-Jährige ist alles noch ein bisschen stressiger, denn die Kanutin hat in Tokio ihren 2-jährigen Sohn dabei. Und die Regularien machen es ihr nicht leicht, ihre Rollen als Mutter und als Athletin zu vereinen.
Souverän ins Finale
Edina Müller hat es geschafft: Trotz unerwarteten Dauerregens hat sie auf direktem Weg das Kanu-Finale bei den Paralympics in Tokio erreicht und sich als Gold-Kandidatin in Stellung gebracht. Die Hamburgerin gewann ihren Vorlauf. Sie kann sich das Halbfinale sparen und steht direkt im Endlauf am Samstag um 3:48 Uhr deutscher Zeit. Und das, obwohl sie in einer anstrengenden Doppelrolle steckt als stillende Mutter und Athletin.
Die Abläufe machen es der Kanutin nicht leicht, diese Doppelrolle zu erfüllen. Ihr zweijähriger Sohn Liam ist zwar in Tokio dabei, doch im Alltag klappt das nur „mäßig. Das IPC hat uns den Zugang zu allen Stätten verwehrt, weil Liam keine Akkreditierung mehr hat und diese auch nicht erneuert wurde“, sagte Müller, die mit ihrem Sohn und Partner Niko im Hotel wohnt: „Es ist stressig und anstrengend. Weil ich die ganze Zeit hin und her fahre. Zum Essen, zu Teammeetings oder zur Physio muss ich ja ins Paralympische Dorf.“
Im Video: So hart hat sich Edina Müller auf Tokio vorbereitet
Müller hat einen Traum
In Tokio möchte Edina Müller nicht einfach nur ihre gute Form unter Beweis stellen und vorne mit fahren. Sie hat auch einen großen Traum: Es der Kollegin Annika Zeyen nachzumachen. Gemeinsam mit der Bonnerin gewann sie 2012 in London Gold im Rollstuhlbasketball. Zeyen holte nach ihrem Sportart-Wechsel in Tokio den Titel im Handbike. Im heutigen Para-Sport eine absolute Seltenheit. „Es wäre super, wenn ich ihr das nachmachen könnte“, sagte Müller: „Natürlich ist das der Traum. Aber die Rennen sind sehr knapp. Man kann Erste oder Sechste werden. Wenn alles gut läuft, ist eine Medaille drin. Aber welche Farbe kann man nicht sagen.“
Umweg übers Halbfinale gespart
Und dann hatte ihr im Vorlauf eigentlich noch das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Ich habe mich auf ganz was anderes vorbereitet. Und eigentlich auch auf ganz was anderes gefreut“, sagte Müller: „Es ist mein Wetter, wenn es heiß ist. Jetzt hab ich richtig gefroren und gedacht, das muss jetzt nicht sein. Zum Glück habe ich es im Kopf hingekriegt und alles ist nach Plan gelaufen.“ Das Halbfinale habe sie zwar eingeplant gehabt. Da es eine halbe Stunde vor dem Finale steigt, „bin ich aber froh, dass ich da nicht rein muss und das überspringen kann“. (dpa/lgr)