"One Love"-Binde untersagt
"Wie erbärmlich?!" Hitzlsperger geht auf die FIFA los

Der FIFA wird es zu bunt – sie verbietet die „One Love“-Kapitänsbinde. Die Teams ziehen aus Angst vor Sanktionen zurück. Diese Entscheidung lässt Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger fassungslos zurück. Er schlägt eine neue Protestform vor.
Zerwürfnis wegen Vielfalts-Zeichen

Die angedrohten Sanktionen der FIFA zeigen Wirkung. Die Top-Nationen um das DFB-Team werden bei der WM in Katar keine One Love-Kapitänsbinde tragen. Thomas Hitzlsperger, der sich 2014 geoutet hatte, ledert gegen FIFA-Boss Gianni Infantino.
„Infantino hat es sogar geschafft, die Mannschaften zu zwingen, die #OneLove-Binde nicht zu tragen. Wie erbärmlich?! Wie wäre es mit Regenbogen-Schnürsenkeln?“, schrieb der 40-Jährige am Montag bei Twitter.
Lese-Tipp: FIFA bestraft "One Love"-Armbinde: Deutschland und alle Top-Nationen knicken ein
Die „One Love“-Kapitänsbinde der europäischen Kapitäne um Manuel Neuer hat schon am zweiten WM-Tag zum großen Zoff und Zerwürfnis mit dem Fußball-Weltverband FIFA geführt. Dem Vernehmen nach hat die FIFA die entsprechenden Teams stark unter Druck gesetzt und drohte mit sportlichen Sanktionen. Der Deutsche Fußball-Bund und die weiteren Verbände verzichten in Katar deshalb nun doch auf das symbolträchtige Stückchen Stoff.
Ballack: "Total versagt"
Auch der frühere Nationalmannschafts-Kapitän Michael Ballack hat die FIFA scharf attackiert. "Dass die FIFA mit so einer Entscheidung kommt, ist schon frech, mehr als frech", sagte Ballack bei MagentaTV. Der Fußball-Weltverband habe "total versagt", in Gänze: "Die FIFA fährt hier einen Kurs, der absolut nicht nachvollziehbar und auch inhaltlich nicht zu vertreten ist."
Dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und den sechs weiteren europäischen Teilnehmernationen, die die Aktion initiiert hatten, warf Ballack ein "Einknicken" vor. "Ich finde es schade", sagte der 46-Jährige. Deutschland, England oder die Niederlande seien Nationen mit Gewicht im Weltfußball. Er sei deshalb "absolut" enttäuscht.
Ihre Meinung ist gefragt!
Harte Kritik aus der Politik
Auch aus der Politik gab es Kritik am Deutschen Fußball-Bund (DFB). „Noch ein Grund nicht zu schauen! #FIFAWorldCupQatar2022 und an @DFB, das ist echt schwach“, schrieb Renate Künast (Bündnis 90/Die Grünen). Ihr Parteikollege Konstantin von Notz schrieb ebenfalls bei Twitter: „Finde ich eine abstruse, falsche und beschämende Entscheidung. Was ist die #FIFA nur für ein unterirdischer Laden!“
Lese-Tipp: FIFA-Boss will Welt zum Schweigen bringen - welch gefährliche Arroganz
Die FDP-Politikerin Renata Alt, Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, sagte einer Mitteilung zufolge: „Dass der DFB und andere europäische Verbände sich dem Druck der FIFA unterwerfen und die One-Love-Binde nicht länger tragen werden, ist enttäuschend. Dass die FIFA aber mit Punktabzug für ein derartiges Bekenntnis zu Menschenrechten gedroht hat, ist skandalös. Menschenrechte sind universell gültig und keine politische Botschaft!“ (dpa/msc/sid)