Matt Hamilton fällt auf
Tattoos, Schnörres, wilde Mähne: Der Rockstar des Curlings

Curling meets Rock ’n’ Roll. Der US-Curler Matt Hamilton fällt mit Look und Lässigkeit bei den Olympischen Spielen in Peking auf, wird so erneut zum Social-Media-Star. Sein auffälliger Haarschnitt hat aber einen ernsten Hintergrund.
Ein "Tattoo- und Besen-Typ"

Nein, Matt Hamilton ist nicht der durchschnittliche Curler – oder entspricht besser gesagt nicht dem Klischee, das wird davon im Kopf haben.
Matt Hamilton will, das darf man wohl sagen, auffallen. Lange, wilde Mähne, massiver Schnörres, Tattoos am Unterarm (u.a. die Skyline seiner Heimatstadt Madison) und bunte Spezial-Sneaker mit Extra-Gummi für die Eisfläche. Hamilton fällt auf.
Sein besonderer Look brachte dem curlenden Amerikaner schnell Aufmerksamkeit ein. Die US-Zeitung „US Today“ kürte ihn zum „flysten“ (in etwa: coolsten) Athleten der Spiele. Einen Award, den Hamilton in aller Bescheidenheit sicher annehmen würde. Abseits der Eisfläche, bei Social Media hat er es auch zu kleinem Ruhm gebracht. 2018 war das schon mal so. Mit damals noch kurzen Haaren, dem Schnurrbart und dem roten Dress erinnerte er viele an einen gewissen italienischen Klempner: Super-Mario. Die Collage-Bilder davon gingen um die Welt.
So ist es auch nicht überraschend, dass er der erster Curler ist, von dem es einen Booblehead gab. Ein großes Ding waren in den ersten Olympia-Tagen in Peking seine Schuhe: Der selbst ernannte „Sneakerhead“ brachte eine Spezialedition „What the Paul“ von Skateboard-Weltmeister Paul Rodriguez mit. Knallbunte Nikes mit einer speziellen Gummi-Sohle – für die Standfestigkeit auf dem Eis.
Er sammelt für den guten Zweck
Geschadet hat es im Wettbewerb nicht, auch wenn die Amerikaner durchwachsen gestartet sind. Als Second (er wirft als Zweiter den Stein) holte er mit dem Team USA in der Vorrunde zwei Siege in vier Spielen. Vor vier Jahren in Südkorea gewannen Hamilton und seine Kollegen überraschend Gold. Die Titelverteidigung – ein schwieriges Unterfangen.
Sicher ist, dass nach dem Turnier, die Schere angesetzt wird. Die Löwen-Mähne des 32-Jährigen hat einen ernsten Hintergrund. Schon vor Monaten kündigte er in einem Video an, seine Haare für einen guten Zweck wachsen zu lassen. Um Geld für Charity zu sammeln, will er später die Haare abschneiden lassen. Das eingenommene Geld geht an die Initiative „Stache Strong“, die sich für die Forschung gegen eine spezielle Form von Hirntumoren einsetzt. „Denn Krebs betrifft uns alle. In der Familie, bei Freunden oder einen selbst.“
Sneaker, Kaffee, Curling
Hamilton fällt nicht nur mit Spendenaktionen auf. „Tattoo -und Besen-Typen“, schrieb der Amerikaner bei Twitter knackig zu einem Bild von sich beim Curlen. Das beschreibt ihn ganz gut. Hamilton gibt sich extravagant nach außen, lebt aber ein einigermaßen normales Leben. Auch als Olympiasieger. Er arbeitet als Techniker bei einer Firma in Wisconsin, die unter anderem Elektrogeräte vertreibt. Er bezeichnet sich als Kaffee-Enthusiast (er hat extra Bohnen aus der Heimat-Rösterei in Peking dabei), steht auf Sneaker und Mützen, geht unter anderem gerne Golf, Tennis, Frisbee, Spikeball, Football, Softball spielen.
Show für den Nachwuchs
Seine Extrovertiertheit hat dennoch Gründe, wie er selbst einräumte. Und eine interessante Motivation. Er wolle mit seinem Stil und Persönlichkeit Aufmerksamkeit für Curling schaffen. Eine Sportart, die höchstens alle vier Jahre dank Olympia ein wenig im Rampenlicht steht. Vielleicht, so sein Gedanke, könne er damit andere junge Athleten inspirieren.
Die Hoffnung: In ein paar Jahren gibt es viele junge Curler, die bei diesen Spielen gesagt haben: „Wenn der komische Typ mit dem Schnurrbart das kann, kann ich das auch.“
Wenn es danach geht, dürfte der Curling-Nachwuchs in den USA eine goldene Zukunft haben. (msc)