Nur der Pole Dawid Tomala war schneller
Sensation: Geher Jonathan Hilbert gewinnt die Hitzeschlacht und Silber
Es ist ein Kampf mit der Hitze und mit sich selbst. Über die 50 km Gehen hat sich der Deutsche Jonathan Hilbert im Vorfeld keine Medaille ausgerechnet. Mit Platz 15 wäre er zufrieden gewesen, sagt er jetzt im Nachhinein. Klingt fast wie ein Witz, schließlich steht der 26-Jährige am Ende mit der Silbermedaille da. Eine kleine Sensation, über die sich auch Team Deutschland freut: Es ist die erste Medaille in dieser Disziplin seit 29 Jahren. Die Silber-Sensation sehen Sie oben im Video.
Taktik siegt
In Sapporo kam Hilbert nach 3:50:44 Stunden völlig entkräftet ins Ziel und musste sich nur dem Polen Dawid Tomala (3:50:08) geschlagen geben. Bronze ging an Evan Dunfee aus Kanada (3:50:59).
"Wenn es Top 15 geworden wäre, hätte ich mich riesig gefreut. Jetzt ist es die Silbermedaille", sagte Hilbert in der ARD: "Ich kann es nicht glauben, und ich denke, es wird noch viele Tage dauern."
In einer erneuten Hitzeschlacht in der 800 Kilometer nördlich von Tokio gelegenen Gastgeberstadt der Winterspiele 1972 zeigte Hilbert ein taktisch herausragendes Rennen. Der Thüringer, 2019 bei der WM in Doha bei noch härteren Bedingungen 23., hielt sich stets vorne im Feld auf, ohne dabei zu viel Kraft zu lassen.

Es war die letzte Chance
Auf den letzten Kilometern war er dann der stärkste und kam dem lange mit großem Abstand führenden Tomala noch einmal gefährlich nahe. Favoriten wie Rio-Olympiasieger Matej Toth (Slowakei) und der französische Ex-Weltmeister Yohann Diniz waren früh zurückgefallen oder ausgestiegen. Der WM-Siebte Carl Dohmann (Baden-Baden) kam auf Platz 33, Nathaniel Seiler (Bühlertal) belegte Rang 42. Zuletzt hatte der heutige Bundestrainer Ronald Weigel 1992 in Barcelona Bronze über 50 km geholt.
Hilbert nutzte die letzte Chance, eine olympische Medaille über seine Spezialstrecke zu erreichen. Nach 92 Jahren fällt die Lang-Distanz aus dem Programm der Sommerspiele und wird 2024 in Paris durch einen Mixed-Team-Wettbewerb ersetzt. Die drei deutschen Olympiasieger durch die DDR-Athleten Christoph Höhne (1968) und Hartwig Gauder (1980) sowie Bernd Kannenberg (1972) werden damit die (vorerst) einzigen bleiben. (sid/lgr)