Von südkoreanischen Antifeministen

Haare zu kurz: Bogenschützin für Frisur angefeindet

Südkoreas An San hat in Tokio schon zwei Goldmedaillen gewonnen.
Südkoreas An San hat in Tokio schon zwei Goldmedaillen gewonnen.
Alessandra Tarantino, picture alliance, Alessandra Tarantino

An San aus Südkorea ist Weltklasse, in dem was sie tut. Doch trotz dreier olympischer Goldmedaillen konzentrieren sich derzeit viele in ihrem Land nicht auf ihre sportlichen Erfolge. Anstatt die junge Athletin für ihre Erfolge zu feiern, wird sie von Antifeministen in ihrer Heimat wegen ihrer Haarlänge angefeindet. An San trägt eine Kurzhaarfrisur.

"Ich hasse Feministinnen"

Erst war die Freude groß, als die 20-jährige An San am Samstag erst den Mixed-Team-Wettbewerb, am Sonntag den Team-Wettbewerb der Frauen und am Freitag das Frauen-Einzel gewonnen hatte. Doch das war schnell vorbei, als sich im Internet ein antifeministischer Artikel rasant verbreitete, der auch An San ins Visier nahm.

Der Titel des Beitrags: „Frauen, die Frauenuniversitäten besuchen und kurze Haare haben sind mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit Feministinnen.“ Die überwiegend jungen Männer der Community kritisieren, auch An San sei eine Feministin, schließlich trägt sie kurze Haare und besuchte die Gwangju Women's University. Bei den Verfassern scheint „Feministin“ wie ein Schimpfwort.

"Deshalb unterstütze ich sie nicht", heißt es in dem Beitrag. "Ich hasse Feministinnen zutiefst [...] Frauen tragen heutzutage absichtlich keine Kurzhaarschnitte, weil sie nicht als Feministinnen bezeichnet werden wollen."

In Südkorea gibt es aktuell eine zunehmend wachsende Bewegung von überwiegend jungen Männern, die der ebenfalls zunehmenden Anerkennung feministischer Positionen und einer Politik der Gleichberechtigung kritisch gegenübersteht und vor allem in sozialen Medien für ihre Ansichten ordentlich Stimmung machen. Im Falle von der erfolgreichen An San scheinen sie jetzt die große Aufmerksamkeit zu nutzen, um ihre antifeministischen Parolen zu verbreiten.

Es nicht das erste Mal, dass An's Frisur kritisch kommentiert wird. Im März lud sie ein Trainings-Video bei Instagram hoch. Auf die Frage eines Kommentators, warum sie ihre Haare kurz geschnitten habe, antwortete die Bogenschützin mit einem Emoji, das ein trauriges Gesicht zeigte: "Weil es bequemer ist."

"Lange Haare sind ein visuelles Symbol für die konventionelle Weiblichkeit einer Frau", erklärt Ryu Hyeong-rim, eine Aktivistin für Geschlechtergleichstellung bei der Bürgerinitiative Womenlink, die wiederholten Fragen nach An Sans Frisur. "Wenn eine Frau also ihr Haar kurz trägt, wird sie von einigen als 'Verstoß' gegen die Vorstellung der Gesellschaft davon, wie eine Frau aussehen sollte, wahrgenommen."

Deutlicher Konter

Auch in Tokio wird die Athletin auf das Thema angesprochen- ihr Trainer wehrt „unnötige“ Fragen der Presse ab. Bei Instagram nutzt die Bogenschützin jetzt trotzdem die Gelegenheit ihren Kritikern eine Botschaft zu senden: „Während ihr mit euren Minderwertigkeitskomplexen in euren Zimmern sitzt und Nachrichten schreibt, gewinne ich bei den Olympischen Spielen zwei Goldmedaillen.“ Ein klares Statement.

Während sie von einer bestimmten Community ihres Landes Hass spürt, schlägt ihr an anderer Stelle auch eine Welle der Unterstützung entgegen. „Schieß mit deinem festen Blick durch jedes Vorurteil auf der Welt“, twitterte zum Beispiel die Oppositionspolitikerin Sim Sang Jung. (lgr)