In München brennt trotz Titel der Baum
"Respektlos, widerlich und feige" - Kahn und Bayern vor wüster Schlammschlacht
Das könnte eine ganz schmutzige Trennung werden. Zwischen dem FC Bayern und seiner Club-Ikone Oliver Kahn hängt der Segen schief – und wie! Nach Kahns Rauswurf als Vorstandschef verbreitet der „Titan“ eine ganz andere Version über die Trennung als der Club (siehe Video). Bayern-Präsident Herbert Hainer und der neue Vortsndsvorsitzende Jan-Christian Dreesen geben Kahn auf einer PK mächtig was mit. Und Kahns Bruder giftet derweil gegen die Bayern – vor allem gegen Uli Hoeneß.
Hainer berichtet von "sehr emotionalem" Gespräch
Was passierte zwischen Oliver Kahn und dem FC Bayern? Warum war Kahn am Samstag nicht in Köln, als die Bayern überraschend Meister wurden? Nun, darüber kursieren zwei Versionen – die des Clubs und die des geschassten Vorstandschefs.
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Version 1, die des FC Bayern, legt Präsident Hainer am Sonntag (28. Mai), einen Tag nach dem überraschenden Titelgewinn der Münchner, auf einer Pressekonferenz dar: "Wir haben am Donnerstag mit Uli Hoeneß die Gespräche mit Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic geführt, damit sie Zeit haben mit der Situation umzugehen und sich ihre Gedanken machen können - auch aus Respekt für diesen beiden Ikonen“, so Hainer. Mit Salihamidzic habe „das sehr gut geklappt“, mit Kahn sei das Ganze „nicht so gut gelaufen leider. Es war sehr emotional. Wir konnten uns nicht einigen, dass wir die Trennung einvernehmlich hinbekommen. Daraufhin haben wir uns im Aufsichtsrat noch einmal getroffen und seine Abberufung beschlossen, deshalb konnte er nicht nach Köln."
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Kahn: "Ruhiges und sachliches Gespräch"
Als Hainer spricht, machen bereits Berichte die Runde, Kahn sei „total ausgetickt“, nachdem ihm Hainer und Ehrenpräsident Uli Hoeneß sein Aus als Bayern-Boss mitgeteilt hätten. „Die Behauptung, dass ich ausgerastet bin, als ich über die Abberufung informiert wurde, stimmt definitiv nicht“, twittert die Torwart-Legende daraufhin – und bringt Version 2 über die Trennung in Umlauf:
„Ich habe am Freitag einen Anruf von Herbert Hainer bekommen, in welchem mir die Entscheidung mitgeteilt wurde. Es war ein ruhiges und sachliches Gespräch. Ich habe mich lediglich über diesen Aktionismus gewundert, warum diese Entscheidung nun vorgezogen wurde. Am Samstagmorgen habe ich die Mitteilung erhalten, dass ich nicht mit zum Spiel kann. Auch diese Entscheidung habe ich ruhig entgegen genommen.“
Zeitpunkt (Donnerstag vs. Freitag) und Art und Weise (sehr emotional vs. ruhig und sachlich) der Versionen stimmen nicht überein. Schon am Samstag hatte Kahn getwittert, der Club habe ihm „untersagt“ nach Köln zum entscheidenden Spiel mitzufliegen. Dies sei „der schlimmste Tag“ seines Lebens gewesen.
Sommergrippe oder Stadionverbot?
Hainer wird in der PK auf den Kahn-Tweet vom Sonntag angesprochen, reagiert verwundert – und kündigt vorsorglich schonmal an, Beweise zu haben. "Uli Hoeneß und ich haben am Donnerstag um 11 Uhr das Gespräch geführt“, so Hainer. Ein Folge-Telefonat zwischen ihm und Kahn am Freitag sei dann „ein ruhiges, sachliches Gespräch“ gewesen. „Samstagmittag hat er uns mitgeteilt, dass er mit einer Sommergrippe im Bett liegt. Das haben wir auf unserem Handy.“
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Ein zweiter Kahn äußert sich zum Fall – Olivers Bruder Axel mischt sich via Facebook in den aufkommenden Rosenkrieg ein. "Kämpfe für Dein Recht! Entscheidungen sind meistens verbunden mit Argumenten. Auch die gibt es in diesem Fall. Allerdings muss man diese definitiv hinterfragen und wer letztendlich dafür verantwortlich ist", schreibt er.
Der FC Bayern hatte die Trennung von Vorstandschef Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic unmittelbar nach dem Titelgewinn in Köln verkündet.
Für Bruder Axel ein Unding. "Einer hat auf jeden Fall eine Verantwortung. Nämlich der, der Brazzo, Oliver und Herbert Hainer in diesen Verein geholt und installiert hat. Das war und ist Uli Hoeneß! Und dass die Art und Weise, respektlos, widerlich und feige anmutet, ist nichts Neues beim FC Bayern München", poltert der 57-Jährige. Eine Breitseite gegen Hoeneß, den nach wie vor mächtigen Ehrenpräsidenten, der zudem im Aufsichtsrat sitzt.
Beim FC Bayern geht es also zurück in die Zukunft und womöglich geradewegs in einen schmutzigen Trennungsstreit mit Oliver Kahn, einer der größten Legenden des Clubs. Miese Laune trotz Meisterschaft – so was schaffen auch nur die Bayern. (mar/sid/sport.de)