Klirrende Kälte fordert Opfer

Obdachloser (46) erfriert auf Penny-Parkplatz: Mann war stadtbekannt

ARCHIV - ILLUSTRATION - Das Blaulicht an einem Polizeiauto leuchtet am 11.09.2014 in Frankfurt (Oder) (Brandenburg). Foto: Patrick Pleul/dpa (zu dpa "Polizei in Ostprignitz-Ruppin braucht nach Notruf am längsten" vom 28.11.2015) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Die Einsatzkräfte konnten nur noch den Tod des Mannes feststellen. Symbolbild.
dpa, Patrick Pleul

Die Temperaturen in Frankfurt haben in der Nacht auf Mittwoch klirrend kalte minus sieben Grad erreicht. Auf dem Parkplatz einer Penny-Filiale im Westen der Stadt kam es nun zu einem tragischen Vorfall. Im Bereich der Einkaufswagen ist ein toter Obdachloser gefunden worden. Auf RTL-Nachfrage bestätigt die Polizei, dass der Mann vermutlich erfroren ist.

Mann war in der Szene bekannt

Nach Angaben der Polizei war der Obdachlose in der Stadt bekannt und hielt sich auch häufiger auf dem Parkplatz auf, um in dem Bereich zu schlafen. In den nächsten Tagen soll nun die Obduktion stattfinden und Klarheit zur Todesursache des 46-Jährigen bringen.

Penny und Diakonie sind schockiert

Auf RTL-Nachfrage schreibt Andreas Krämer, Penny-Pressesprecher, dass der Tod des Obdachlosen ihn und die Mitarbeitenden der REWE-Group betroffen macht. Bezüglich des Umgangs mit Obdachlosen auf den eigenen Parkplätzen gebe es keine Unternehmensrichtlinie, nach der obdachlose Menschen verwiesen würden. Demnach würden sie in der Regel geduldet, sofern sie keine Kunden stören.

Auch die Diakonie, deren Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter den Mann zuletzt betreut hatten, äußert sich bestürzt: „Wir sind betroffen und erschüttert über den Tod des Mannes. Es ist tragisch, dass es immer wieder Menschen gibt, die sich durch unsere Hilfsangebote nicht erreichen lassen“, sagt Diakoniepfarrer Markus Eisele laut Mitteilung. Ohne die aufsuchende Sozialarbeit, den Kältebus und weitere Angebote der Wohnungslosenhilfe wären deutlich mehr Menschen gefährdet. „Unsere Aufgabe als Gesellschaft ist es, genau hinzusehen und die Ursachen für Wohnungslosigkeit gezielt anzugehen und denen beizustehen, die nicht in der Lange sind, angebotene Hilfen anzunehmen“, betont Eisele.

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Obdachlose legen sich bewusst in die Öffentlichkeit

Obwohl es in Frankfurt Notübernachtungsstätten für Bedürftige gibt, kommt es dennoch vor, dass obdachlose Personen sich dazu entscheiden, vor Supermärkten nächtigen. Ozgür Düzel ist Vorstandsmitglied des ehrenamtlichen Vereines Stützende Hände e.V. in Frankfurt. Im Telefongespräch erklärt er uns, warum Obdachlose gezielt in der Öffentlichkeit nächtigen und so mitunter auch Gefahren in Kauf nehmen: „Die Obdachlosen wollen Mitgefühl von den Menschen haben und stellen sich deshalb vor die Supermärkte“, erklärt er uns.

Darüber hinaus könne der Schlafplatz in der Öffentlichkeit aufgrund der vielen Menschen auch sicherer sein. In einer Zeit, in der Obdachlose angezündet oder totgeprügelt werden, bevorzugen viele Obdachlose den vermeintlich sichereren Platz in der Öffentlichkeit, wo sie von vielen Menschen gesehen werden.

Leider kam für den 46-Jährigen auf dem Penny-Parkplatz jede Hilfe zu spät – die Polizei konnte nur noch den Tod des Mannes feststellen.

So können wir Obdachlosen in der Kälte helfen:

09.12.2022, Berlin: Ein Obdachloser sitzt bei Temperaturen um den Gefrierpunkt unter der S-Bahn-Brücke Charlottenburg. Foto: Fabian Sommer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die kalten Wintermonate bringen Menschen auf der Straße in Gefahr.
bsc, dpa, Fabian Sommer

Wenn Sie einen Obdachlosen bei Minusgraden draußen schlafen sehen, gilt es wachsam zu sein. Beobachten Sie die Situation und scheuen Sie sich nicht vor einer Kontaktaufnahme. Es ist in Ordnung, die Person zu wecken und nachzufragen, ob diejenige/ derjenige Hilfe benötigt. Sollte die Person nicht mehr ansprechbar sein, gilt es Erste Hilfe zu leisten. Alarmieren Sie den Rettungsdienst und schildern Sie die medizinische Notlage des Betroffenen.

Befindet sich die betroffene Person in keinem akuten Notfall, sollten Sie den Kältebus kontaktieren. Die Kältehilfe ist in vielen Großstädten vertreten und kann die Betroffenen nach Bedarf mit Schlafsäcken versorgen. Wenn ein Obdachloser keine Hilfe annehmen möchte, gilt es dies zu akzeptieren. (aba/kmü)