Schluss mit Account-Sharing

Netflix: Diese Maßnahmen plant der Streaminganbieter

Netflix plant Maßnahmen gegen Account-Sharing.
Netflix plant Maßnahmen gegen Account-Sharing.
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von Christian Hensen

Seit längerem kündigt sich an, dass die Zeiten von arglosem Teilen eines Netflix-Kontos zwischen verschiedenen Haushalten vorbei sind. Nun könnte das Unternehmen versehentlich erste Bedingungen verraten haben.

Netflix macht Schluss mit Account-Sharing

Mehr als 100 Millionen Haushalte weltweit sind nach Analysen von Netflix sogenannte "Sharing-Haushalte". Also Zuschauer, die mit einem geteilten Passwort auf den Streaming-Katalog zugreifen und damit keinen Vollpreis bezahlen. Für Netflix birgt das offenbar riesige Umsatzpotentiale, da der Konzern davon ausgeht, dass die meisten dieser Haushalte auch den gesamten Betrag hinlegen würden, wenn sie müssten. Nun stellt Netflix allmählich die Weichen – um zu einem bisher noch unbekannten Zeitpunkt endgültig den Schalter umzulegen.

Wie das in der Praxis aussehen soll, umreißt eine mittlerweile geänderte Hilfeseite des Unternehmens. Im Mittelpunkt eines jeden Netflix-Zugangs stehen ein Primärstandort und ein Haupteigner. Der besagte Standort ergibt sich aus Daten, die Netflix aus IP-Adressen, Kennungen der verwendeten Geräte und der Kontoaktivität gewinnt.

Netflix plant Freischaltung durch den Kontoinhaber

Sobald Netflix sich auf einen Standort festgelegt hat, wird es künftig für Personen und Geräte außerhalb der eigenen vier Wände deutlich holpriger als früher. Netflix schreibt: "Wenn sich ein Gerät außerhalb Ihres Haushalts bei einem Konto anmeldet oder dauerhaft verwendet wird, können wir Sie bitten, dieses Gerät zu verifizieren, bevor es verwendet werden kann, um Netflix anzusehen oder Ihren Netflix-Haushalt zu wechseln.“

Laut Hilfeseiten äußert sich das dann wie folgt: Sobald sich ein Gerät einloggt, welches Netflix nicht mit dem Primärhaushalt in Verbindung bringt, erhält der Haupteigner eine E-Mail oder SMS. Darin ist ein Link enthalten, hinter dem sich ein vierstelliger Code verbirgt. Erst wenn diese PIN innerhalb einer Viertelstunde eingegeben wird, kann das Gerät Netflix nutzen. Wie lange eine solche Verifikation anhält, ist unbekannt. Es heißt: "Eine Geräteüberprüfung kann in regelmäßigen Abständen erforderlich sein."

Eine mögliche Antwort auf die Dauer der Freigabe lieferte Netflix lediglich für rund einen Tag. Darüber berichteten unter anderem "Golem", "Caschys Blog" und "Mobiflip". Denn die bereits genannte Hilfeseite enthielt kurzzeitig vollkommen neue Informationen, die inzwischen wieder entfernt worden sind. Eine Kopie findet sich nur noch auf Archivseiten wie "Wayback Machine". Netflix gab kurze Zeit an, dass man jedes Gerät, welches zum ursprünglichen Haushalt gehört, mindestens einmal im Monat mit dem dortigen Netzwerk verbinden solle – und drohte mit Sperrungen für jene, die es nicht machen. Es hieß: "Geräte, die nicht zu Ihrem Hauptstandort gehören, können für das Ansehen von Netflix gesperrt werden."

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Eigene Regelung für Reisen?

Eine regelmäßige Anmeldung erlaube es den Kontoinhabern und den Geräten demnach auch, Netflix auf Reisen und bei Aufenthalten außerhalb der eigenen vier Wände für einen gewissen Zeitraum störungsfrei zu nutzen. Auf neue Anmeldungen und Geräte, die nicht über das Heimnetzwerk bei Netflix vorstellig geworden sind, kämen indes ungewöhnlich aufdringliche Prozesse zu.

Denn dem inzwischen verschwundenen Regelkatalog zufolge, müsse man für diese Fälle alle sieben Tage einen temporären Zugangscode anfordern, um weiterhin das eigene Konto nutzen zu können. Wer diesen Code bereitstellen würde, ging aus den Informationen nicht hervor. "Golem" schreibt, dass man ihn über den Netflix-Kundendienst anfordern müsse, was nach einem hohen Aufwand für Kunden und das Unternehmen klingt.

Der stern fragte bei Netflix an, welche Version der Infoseite nun gelte – und erhielt keine finale Antwort. Es sei kein Geheimnis, dass der Konzern mit Hochdruck daran arbeite, eine neue Richtung für den Umgang mit geteilten Passwörtern zu finden, spruchreif seien die Rahmenbedingungen jedoch derzeit nicht, hieß es. Die Angaben auf der kurzfristig verfügbaren Seite mit den genannten Fristen wollte Netflix nicht kommentieren.

Interessanterweise fehlen indes sämtliche Angaben, wie sich die Netflix-Konten künftig kostenpflichtig teilen lassen – und was Netflix dafür verlangt. Lange war die Rede davon, dass es künftig möglich sei, Zugänge weiterhin zu teilen, wenn man für Mitglieder außerhalb des Primärhaushalts einen Aufpreis zahlt. Ob Netflix von dieser recht transparenten und einfachen Strategie Abstand genommen hat, ist unklar. Offiziell heißt es: "Ein Netflix-Konto ist für die gemeinsame Nutzung in einem Haushalt gedacht (Personen, die am selben Ort wie der Kontoinhaber leben)." Der kurze Satz könnte ein Hinweis darauf sein, wohin die Reise geht.

Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst bei stern.de.