Erst im Koma, jetzt tot

49-Jährige stirbt nach Polizeieinsatz in Hamburg

Rettungswagen im Einsatz
Die 49-Jährige wurde am 5. Februar unter Notarztbegleitung in ein Krankenhaus transportiert. (Symbolbild)
deutsche presse agentur

Dieser Einsatz in Hamburg endet tödlich: Polizisten nehmen eine 49-Jährige am Sonntagabend (5. Februar) in der Nähe ihrer Wohnung im Stadtteil Neuallermöhe in Gewahrsam, „um sie wegen einer angenommenen Eigengefährdung einem Amtsarzt vorzuführen“, heißt es in einer Polizeimitteilung vom 6. Februar dazu. Der Grund: Sie befinde sich in einem psychischen Ausnahmezustand und solle zu einem Arzt gebracht werden. Dann scheint die Situation auf der Wache zu eskalieren.

Beamten mussten die Frau auf der Wache reanimieren

„Sie war ohne eine Fremdeinwirkung zu Boden gestürzt und leistete erheblichen Widerstand gegen die hinzugeeilten Einsatzkräfte“, beschreibt eine Sprecherin die Situation in der damaligen Pressemitteilung. „Sie schlug und trat nach den Beamten und war verbal nicht steuerbar. Noch am Boden liegend verlor die Frau plötzlich das Bewusstsein und zeigte keine Vitalzeichen mehr. Es erfolgten sofortige Reanimationsmaßnahmen, die kurz darauf von alarmierten Rettungskräften der Feuerwehr fortgesetzt wurden.“

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Folgen für die Frau dramatischer als eingeschätzt

„Entgegen der ersten medizinischen Einschätzung hat sich deren Zustand im Verlauf der Tage offenbar verschlechtert. Am heutigen Dienstag ist sie im Krankenhaus schließlich verstorben“, teilt die Polizei am Dienstag (14. Februar) mit. Kurz nach dem Vorfall auf der Polizeiwache hatte es aber noch in der Mitteilung vom 6. Februar geheißen, die Frau befinde sich nicht mehr Lebensgefahr. „Das war tatsächlich die erste medizinische Einschätzung, die uns aus dem Krankenhaus zurückgemeldet wurde“, erklärt dazu Florian Abbenseth von der Polizei am Mittwoch auf Nachfrage von RTL. Aber offenbar waren die Folgen dramatischer als zunächst angenommen.

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Bruder der Toten: Polizei ist schuld

Laut „Bild“-Zeitung klagt Ingo R., der Bruder der Toten, nun die Polizei an und behauptet: „Die Polizisten sind schuld, dass meine Schwester starb!“. Dazu beschreibt er, dass seine Schwester bei ihm wohne und Medikamente nehmen müsse, diese aber wohl zuletzt nicht mehr genommen habe und deshalb „schwierige Phasen“ hatte. Laut „Bild“-Bericht „soll sich ein junger Polizist auf ihren Rücken- und Nackenbereich gekniet haben. Plötzlich bemerken Kollegen, dass die Frau blau anläuft. Sie nehmen ihr die Handschellen ab, reanimieren, rufen den Notarzt.“

Verdacht der Körperverletzung im Amt: Polizei ermittelt

Ob tatsächlich ein Polizist auf dem Rücken- und Nackenbereich der Frau kniete, wollte die Innenbehörde am Mittwochmorgen auf Anfrage von RTL nicht bestätigen. „Das Dezernat Interne Ermittlungen führt ein Ermittlungsverfahren bezüglich des Verdachts der Körperverletzung im Amt.“, sagt aber Daniel Schaefer, der Pressesprecher der Hamburger Innenbehörde auf Anfrage von RTL und bestätigt auch, dass ein Angehöriger der Toten vor einer Woche Anzeige erstattet habe. (nid)