Kleiner Held mit großer Verantwortung

Erst rettet Ben (9) hunderte Rinder aus den Flammen - jetzt räumt er den abgebrannten Hof seiner Eltern auf

Ben (9) am Tag nach dem Brand auf dem elterlichen Hof: Auch beim Aufräumen nimmt er gerne alles selbst in die Hand - mit dem Radlader.
Ben (9) am Tag nach dem Brand auf dem elterlichen Hof: Auch beim Aufräumen nimmt er gerne alles selbst in die Hand - mit dem Radlader.
privat
von Gunda Möller

Es sollte ein ganz normaler Ferientag werden für den neunjährigen Ben aus Dipperz (Hessen). Doch dann wurde der 25. Juli zu einem Tag, an dem er zum Held wurde: Dank seiner geistesgegenwärtigen Reaktion rettete er 500 Rindern das Leben und zeigt unglaublich starke Nerven – ein Vorbild für alle!

Rauch an der Scheune: Ben reagiert sofort!

„Mein Mann und ich sind megastolz auf unseren Sohn“, schwärmt Diana Reith im RTL-Interview. Und das können sie auch sein, denn – so berichtete zuerst die Bildzeitung - Ben hat die Existenz seiner Eltern gerettet: 500 Rinder.

Diana Reith ist bei der Arbeit im ca. 20 km entfernten Neuhof, ihr Mann Florian mit dem Mähdrescher auf den anliegenden Feldern. Ben hat Sommerferien, guckt auf dem elterlichen Bauernhof hier und da nach dem Rechten und sucht sich Beschäftigung. Plötzlich entdeckt er Rauch, der aus der Scheune austritt. Geistesgegenwärtig reagiert der Neunjährige, läuft in die Wohnung der Großeltern und ruft die 112 an. „Mein Oma wusste gar nicht, was los ist in dem Moment“, schildert Ben die Situation. „Ich hatte Rauch gesehen, es war schon sehr erschreckend, hatte auch ein bisschen Angst.“

Die Scheune auf dem Hof von Familie Reith steht am 25. Juli lichterloh in Flammen - noch ist die Ursache für das Feuer unklar..
Die Scheune auf dem Hof von Familie Reith steht am 25. Juli lichterloh in Flammen - noch ist die Ursache für das Feuer unklar..
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Doch während die Angst die Großmutter zu lähmen scheint, bekämpft Ben sie mit genau der richtigen Handlung: Er nimmt das Telefon und holt Hilfe. „Trotz Schock hat mein Sohn reagiert, das ist nicht selbstverständlich – gerade für ein Kind“, sagt Mutter Diana im Nachhinein. Als sie wenig später am brennenden Hof eintraf und erfuhr, dass Ben derjenige war, der den Notruf getätigt hatte, war sie überwältigt. „Da ging irgendwie gar nichts mehr“, gesteht sie ihre Emotionen im RTL-Interview und hat auch zwei Tage nach dem Vorfall eine brüchige Stimme – auch vor Stolz auf ihren Sohn.

Rinder außer Rand und Band

550 Rinder müssen gebändigt und vor den Flammen gerettet werden - dank der Helfer überleben fast alle von ihnen.
Chaos unter Hitze: 550 Rinder müssen gebändigt und vor den Flammen gerettet werden - dank der Helfer von nah und fern überleben fast alle von ihnen.
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Denn Bens schnelle Reaktion ist das Glück im Unglück: Die Feuerwehr rückt sofort an, über 120 Einsatzkräfte sind vor Ort, um das Feuer auf dem Bauernhof zu löschen. Das oben in der Scheune gelagerte Stroh und Heu steht inzwischen in Vollbrand – unten drunter die Tiere. 550 Rinder in Panik unter der Gluthitze.

Und die müssen gebändigt werden. „Die Tiere kann man nicht einfach laufen lassen“, erklärt Diana Reith. „Die kennen das Freilaufen nicht, stehen immer im Stall.“ Die Rettung der Tiere wird zur größten Herausforderung für die Landwirte und ihre geschätzt über 200 Helfer aus der Nachbarschaft und aus dem Bekanntenkreis: Sie bilden Menschenketten, um die Rinder provisorisch einzuzäunen.

Von der Scheune ist nach dem Brand nicht mehr viel übrig. Nun muss aufgeräumt werden, damit der betreib weitergehen kann.
Von der Scheune ist nach dem Brand nicht mehr viel übrig. Nun muss aufgeräumt werden, damit der Betrieb weitergehen kann.
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Ben übernimmt die Aufräumarbeiten

„Irgendwie musste das funktionieren“, sagt Diana Reith. Und es hat funktioniert: 500 Rinder konnten durch die Helfer gerettet werden, die ca. 50 verendeten Tiere waren größtenteils ausgewachsene Bullen, die aus Sicherheitsgründen im Stall bleiben mussten. Die Angestellte in einem Reisebüro, die sich auf dem Hof vor allem um das Melken und die Versorgung der Kälber kümmert, ist überwältigt von der unglaublichen Solidarität: Benachbarte Landwirte nehmen ihre Kühe auf, Freunde und Bekannte helfen beim Aufräumen – und auch hier ist der mutige Ben mittendrin: „Er fährt jetzt mit dem Radlader und räumt die verbrannten Reste der Scheune auf. Er ist ja mit Maschinen aufgewachsen“, berichtet seine Mutter stolz. Eben ein richtig verantwortungsvoller kleiner Mann, von Anfang bis Ende!

Der Stolz auf ihren Sohn überwiegt ihre Sorgen: Zwei Tag nach dem Brand schickt Diana Reith uns dieses Foto.
Der Stolz auf ihren Sohn überwiegt ihre Sorgen: Zwei Tage nach dem Brand schickt Diana Reith uns dieses Foto.
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Feuerwehrmann Ben - früh übt sich!

Die Selbstsicherheit und die Stärke von Ben beeindrucken uns im Interview. Nicht zuletzt seine Mitgliedschaft bei der Kinderfeuerwehr im benachbarten Ortsteil Friesenhausen scheint Ben eine Souveränität zu geben, mit der er im richtigen Moment das Richtige tun kann. Einmal im Monat trifft er sich mit seinen „Feuerwehrkollegen“ und führt dort Übungen durch. „Wir füllen zum Beispiel Wasser in einen Eimer, machen dann Menschenketten und reichen ihn weiter“, beschreibt Ben seinen Einsatz. Der Wassereimer hätte bei dem Brand auf dem Hof seiner Eltern zwar nicht gereicht, aber für Kinder wird hier ein wichtiger Grundstein gelegt: Klar zu handeln und die Angst zu kennen, aber sie zu besiegen. Seine Mutter freut sich sehr über die Freizeitbeschäftigung ihres Sohnes, auch viele seiner Freunde seien Mitglied. „Das Interesse ist den letzten Jahren gestiegen.“

Also Feuerwehrmann Ben statt Feuerwehrmann Sam? Zum Beruf machen möchte Ben das Feuerlöschen nicht: „Ich möchte Bauer werden und den Hof meiner Eltern irgendwann übernehmen.“ Und zum Glück hat dieser ja auch eine Zukunft – dank ihm! Die Brandermittlungen dauern noch an, aber sobald der erste bereits freigegebene Teil von Schutt und Asche befreit ist, sollen die Milchkühe zurückkehren – und damit auch wieder ein Stück Alltag für Familie Reith.