Mobil mit Kleinkind

Wie der Nachwuchs sicher auf dem Fahrrad mitfährt

Kindersitz, Fahrradanhänger, Lastenfahrrad oder Nachläufer? Das passende Fahrradtransportsystem für das eigene Kind finden
Kinder sicher mit dem Fahrrad mitnehmen: vier Möglichkeiten im Vergleich
picture alliance

von Cathleen Bergholz

Fahrradfahren boomt! Und das zurecht: Wer sich aufs Rad schwingt, spart nicht nur jede Menge Spritkosten, sondern ist auch noch nachhaltiger und sportlicher unterwegs. Und so werden auch immer mehr Kleinkinder mit dem Fahrrad von A nach B gefahren. Doch welches Transportsystem ist das beste? RTL-Reporterin Cathleen Bergholz hat mit dem ADAC über Vor- und Nachteile gesprochen und gibt einen Überblick.

Vor dem Lenker, auf dem Gepäckträger, hinter dem Fahrrad: Diese Transportmöglichkeiten gibt es

Wer kleine Kinder auf dem Fahrrad mitnehmen möchte, hat vier Möglichkeiten:

  • Kindersitz
  • Kinderanhänger
  • Lastenrad
  • Nachziehrad

Eines vorweg: Das eine, beste Transportmittel gibt es laut ADAC nicht. Jede Familie muss Vorzüge und Vorteile auf die eigenen Bedürfnisse hin überprüfen und dann eine individuelle Entscheidung treffen.

Fahrradsitz für Kinder: Günstige Variante für kurze Touren im Alltag

Kinder mit dem Fahrrad mitnehmen
Fahrradsitz auf dem Gepäckträger: kostengünstige City-Variante
RTL

Kindersitze können sowohl auf dem Gepäckträger als auch vor dem Lenker angebracht werden. Die Variante auf dem Gepäckträger ist jedoch die sichere. „Kindersitze lassen auf dem Gepäckträger wesentlich stabiler befestigen als am Lenker“, verrät der ADAC RTL und fügt hinzu: „Bei einem Unfall, z.B. einem Auffahrunfall auf ein Auto, gerät das Kind zwischen das Auto und den von hinten aufrückenden Fahrer. Es ist mit schwereren Verletzungen des Kindes zu rechnen, als wenn das Kind von hinten auf den Rücken des Fahrers auftrifft.“

Vorteile

Der große Vorteil von Fahrradsitzen ist die Montage: Sie kann schnell und unkompliziert erfolgen. Verstellbare Gurtsysteme und Fußhalterungen ermöglichen außerdem eine gezielte Anpassung an die Größe des Kindes.

Auch die Kosten sind niedrig und im Vergleich zum Lastenrad oder Fahrradanhänger deutlich geringer. Kinder sitzen zudem näher am Elternteil und können somit Körperkontakt halten und besser mit einander kommunizieren.

Nachteile

Kindersitze haben eine höhere Verletzungsgefahr als andere Transportvarianten, weil der Nachwuchs hier höher sitzt und bei einem Sturz die Fallhöhe dementsprechend größer ist. Sie können außerdem erst dann verwendet werden, wenn die Kleinen sicher aufrecht sitzen können. „Bei Kindersitzen für das Fahrrad ist das ähnlich wie bei einem Fahrzeug-Kindersitz: Die Muskulatur des Rückens ist erst ab einem bestimmten Alter vollständig ausgebildet, und erst dann kann das Kind selbstständig aufrecht sitzen“, so der ADAC. „Babys können erst ab einem bestimmten Alter ihren Kopf selbstständig halten. Davor wäre die Halswirbelsäule zu hoher Belastung ausgesetzt.“

Planen Familien eine lange Fahrradtour mit zusätzlichem Gepäck, ist der Fahrradsitz im Gegensatz zu den anderen Transportmöglichkeiten eher weniger geeignet. Denn Kinder haben zum einen kaum Bewegungsfreiheit, zum anderen werden sie von Rucksäcken auf dem Rücken ihrer Eltern behindert. Ungeeignet sind auch Fahrten bei Regen und Wind - Kinder sind dann in keiner Weise geschützt.

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Fahrradanhänger für Kinder: Ideal für lange Touren auf breiten Straßen außerorts

Familie unterwegs mit Fahrradanhänger
Vor dem ersten Geburtstag sollten Kinder nicht im Fahrradanhänger mitfahren.
Andrey Popov, iStockphoto

Das Radfahren mit Anhänger kann auf engen Fahrradwegen, bei Gegenverkehr oder beim Rangieren wegen der Breite des Gespanns schwierig werden. Allerdings bietet ein Anhänger im Gegensatz zum Fahrradsitz auch viele Vorteile in Sachen Sicherheit und Komfort.

Vorteile

Im Fahrradanhänger sitzen Kinder entspannt, können spielen und auch schlafen. Aufgrund der Größe passen hier auch zwei Kinder gleichzeitig rein und es gibt genug Platz für zusätzliches Gepäck wie Proviant oder Spielzeug. Der Anhänger bietet außerdem Schutz bei Wetterumschwüngen und ist somit besonders für längere Ausflüge von Vorteil.

Aufgrund der geringen Fallhöhe ist das Verletzungsrisiko bei Unfällen zusätzlich kleiner als beim klassischen Fahrradsitz.

Nachteile

Die Nachteile eines Fahrradanhänger liegen bei den Kosten und der Handhabung. Eltern müssen deutlich mehr zahlen als für einen Kindersitz. Zudem ist das Fahren auf Radwegen wegen der Breite nicht optimal, dies gilt besonders innerorts. Bremsen und Rangieren können gewöhnungsbedürftig sein und das Fahren zusätzlich erschweren.

Nicht jeder Fahrradanhänger und jede Anhängerkupplung passt außerdem an jedes Fahrrad. „Man muss darauf achten, dass man den entsprechenden Adapter kauft, um den Anhänger am Fahrrad zu befestigen“, rät der ADAC. Eine ungefederte Variante ist einem ungefederten Fahrradanhänger außerdem in jedem Fall vorzuziehen. „Er reduziert die Stöße, die auf das Kind beim Fahren einwirken.“

Darüber hinaus brauchen Eltern einen geeigneten Abstellplatz, der groß genug sein muss, um den Anhänger unter zu bekommen.

Lastenrad: Platzwunder für große Familien

Lastenrad, Typ "Long John"
Ein typisches Lastenrad: ideal für den Transport mehrerer Kinder
ADAC/Uwe Rattay

Neben dem klassischen Fahrradanhänger sind immer häufiger auch ein- oder mehrspurige Lastenräder zu sehen. Sie sind in den meisten Fällen deutlich länger als normale Räder, und anders als beim Anhänger können darin mehr als zwei Kinder transportiert werden.

Vorteile

Lastenräder sind im vorderen oder hinteren Bereich besonders verstärkt und können dadurch mehr Volumen transportieren. Das ist besonders für Großfamilien von Vorteil, weil im Lastenrad dadurch bis zu vier Kinder von A nach B gefahren werden können. Aufgrund der Größe bietet das Lastenrad außerdem noch mehr Stauraum für zusätzliches Gepäck.

Nachteile

Die Größe des Lastenrads bringt auch seine Defizite mit sich, denn es lässt sich nicht tragen, ist viel sperriger und schwerer als der klassische Kindersitz oder der Anhänger. Für ein angenehmeres Fahrvergnügen - gerade bei hügligen Strecken oder vielen Stopps - empfiehlt sich eine Zusatzunterstützung mittels E-Motor. Mit diesem kommen Familien kraftsparend und schnell ans Ziel, müssen aber deutlich mehr Geld bei der Anschaffung ausgeben. Die Transportfunktion ist zudem fest verbaut und lässt sich nicht abschrauben. Für einfache Fahrten ist daher ein zusätzliches Fahrrad notwendig.

Nachziehrad: Aktive Variante für ältere Kinder

Nachziehräder für Kinder: Für die ganz Kleinen eher ungeeignet
Nachziehräder für Kinder: für die ganz Kleinen eher ungeeignet
Siegfried Kuttig, © Siegfried Kuttig

Mit einem Nachziehrad, auch Nachläufer genannt, kann ein Kind auf dem eigenen Fahrrad hinterhergezogen werden. Dabei unterscheidet man unter eigenständigen Nachläufern und Tandem-Nachläufern. Eigenständige Nachläufer werden wie ein Anhänger am Fahrrad angebracht, Tandem-Nachläufer können hingegen durch eine Tandemstange wie ein komplettes Kinderfahrrad angehängt werden.

Vorteile

Im Gegensatz zu allen anderen Transportmöglichkeiten kann das Kind bei einem Nachläufer selbst aktiv mittreten. Es ist außerdem einfach am Fahrrad der Eltern anzubringen und leicht verstaubar. Auch die Kosten sind überschaubar und schonen den Geldbeutel.

Nachteile

Das Nachziehrad kann man erst einsetzen, sobald das Kind selber anfängt zu fahren. „Es geht hier primär um die Überbrückung von größeren Strecken, die ein kleines Kind noch nicht bewältigen kann“, erklärt der ADAC gegenüber RTL-Reporterin Cathleen Bergholz. Im Stand ist das Nachziehrad leider sehr wackelig, und es besteht ein höherer Aufwand beim Rangieren.

Mitnahme von Kindern bis sieben Jahren möglich

Egal ob Kindersitz, Fahrradanhänger oder Lastenrad: Wer ein Kind mit dem Fahrrad transportieren will, muss mindestens 16 Jahre alt sein. Die Kinder selbst sollten erst mit dem Fahrrad mitgenommen werden, wenn sie aufrecht sitzen können und die notwendige Rumpfstabilität mitbringen. „In Bezug auf den Auto-Kindersitz spricht man von 15 Monaten bzw. mindestens 76 cm Körpergröße“, vergleicht der ADAC. Das Maximalalter bei Kindern liegt laut Straßenverkehrsordnung hingegen bei sieben Jahren. Wer ältere Kinder so mit nimmt, riskiert ein Bußgeld von fünf Euro.

Der ADAC empfiehlt für alle Transportmittel vor allem eines: „Kinder sollten immer einen Fahrradhelm tragen und angegurtet sein. Und gegenseitige Rücksichtsnahme im Straßenverkehr ist – egal für welches System man sich entscheidet – ein Muss.“