Lübeck: 25-Jähriger tötet im Wahn seine eigene Mutter

„Meine Mutter hat noch gesagt: 'Du bringst mich irgendwann um'“

von Paulina Drabinski und Annalena Antzar

Vormittags bittet sie die Polizei noch um Hilfe, nachmittags ist sie tot.
Ein 25-jähriger, psychisch kranker Mann soll im September 2023 in Lübeck seine Mutter im Wahn brutal erschlagen haben – mit einer Hantelscheibe. Heute hat das Landgericht Lübeck entschieden: Der 25-Jährige ist schuldunfähig! Eine Unterbringung in der Psychiatrie wurde angeordnet.

Im Schlusswort bricht der Angeklagte in Tränen aus

„Meine Mutter hat noch gesagt, du bringst mich irgendwann um. Ich habe gesagt: ‘Das stimmt nicht.’ Ich kann es nicht fassen, dass ich es dann getan habe.“ Weinend beendet der beschuldigte Sohn mit diesen Worten den heutigen Prozesstag. Laut Staatsanwaltschaft leidet der Angeklagte an einer paranoiden Schizophrenie.

Die Schilderung der Tat an den vergangenen Prozesstagen, sei „seltsam kühl“ gewesen, heißt es. Da die Krankheit weiter bestehe, müsse auch in Zukunft mit weiteren schwereren Straftaten gerechnet werden, sagt die Richterin in der Urteilsbegründung.

Angeklagter im Gericht
Der Angeklagte hält sich einen Aktenordner vors Gesicht.
RTL Nord

Er wird noch am Tatort festgenommen

Nur einen Tag nach der Entlassung aus einer Fachklinik, in die er aufgrund akuter Fremd- und Eigengefährdung eingewiesen wurde, mutiert er zum Mörder. Gegen 16:30 Uhr alarmieren Zeugen die Polizei, nachdem sie laute Schreie aus dem Lübecker Wohnhaus vernommen haben. Als die Beamten eintreffen, finden sie die leblose 55-Jährige im Flur, auch ihr Sohn ist vor Ort und wird dort festgenommen.

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Im Video: Mutter meldet Sohn vermisst - und tötete ihn zuvor

Mutter bittet Polizei immer wieder um Hilfe

Im Prozess wird auch deutlich, dass die getötete Mutter VOR, aber auch UM ihren Sohn Angst hatte. Das berichten laut Staatsanwaltschaft mehrere Zeugen. Am Tag ihres Todes bittet die 55-Jährige die Polizei mehrfach um Hilfe und vor allem um eine erneute Einweisung ihres Sohnes in die Psychiatrie.

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Aus den intensiven Befragungen ergeben sich jedoch keine neuen Anhaltspunkte, die auf eine akute Gefährdung der Mutter oder des Sohnes hindeuten könnten, sodass die Beamten nichts tun können. Sie unterbreiten der Mutter Hilfsangebote, von denen sie auch eines annimmt. Doch zu dem Termin im Gesundheitsamt kommt es nicht mehr.