Heute schütteln wir den KopfMeilensteine des Feminismus - seit wann Frauen ohne Erlaubnis des Mannes arbeiten dürfen

 International Woman s Day Berlin DEU, Deutschland, Germany, Berlin, 08.03.2019 Demonstranten mit Symbol biologisches Zeichen Symbol Frau Frauenpower auf dem Internationalen Frauentag unter dem Motto Feiern Streiken Weiterkaempfen am 8. Maerz in Berlin. Die Demostration zum Frauentag fordert die Gleichberechtigung und mehr Rechte von Frauen, die sexuelle Selbstbestimmung und protestiert gegen sexuelle Gewalt an Frauen und patriachale Strukturen . Der Frauentag wurde auf Anregung der deutschen Sozialdemokratin ClaraZetkin erstmals am 19. Maerz 1911 in Deutschland und in Nachbarlaendern organisiert. Seit 1921 wird der Frauentag jaehrlich am 8. Maerz gefeiert und ist seit diesem Jahr Feiertag in Berlin. Participants with symbol Women s power a in favour of women s rights during the International Woman s Day in Berlin, Germany, 08 March 2019.
Frauen kämpfen auch heute noch für ihre Rechte, wie hier beim Frauentag 2019 in Berlin.
www.imago-images.de, IMAGO/IPON, IMAGO/IPON

Brauchen wir heute noch Feminismus? Gucken wir mal zurück auf das, was schon erreicht ist. Und wundern uns kurz darüber, dass Frauen vor gar nicht sooo langer Zeit nicht arbeiten durften oder ein Bankkonto eröffnen, ohne dass der Gatte das erlaubte. Und während wir erst kaum merklich und dann immer heftiger den Kopf schütteln über diese Unverschämtheiten, sind wir unseren Vor-Kämpferinnen sehr sehr dankbar. Wir stehen heute so viel besser da als früher. Oder?

Wahlrecht, Arbeitsrecht und ein eigenes Konto: Dank Feminismus

Das muss man sich mal vorstellen: Männer haben vor etwa 100 Jahren noch weitestgehend unter sich entschieden, regiert, gelehrt und in einfach allen Bereichen des öffentlichen Lebens den Ton angegeben. Frauen waren für Haushalt und Kinder zuständig und wer nicht „unter der Haube“ war, war oft von männlichen Verwandten abhängig. Denn: Arbeiten gehen, gar zu studieren oder auch einfach nur ein Bankkonto zu eröffnen – das war nicht vorgesehen für Frauen. Schritt für Schritt haben Frauen sich diese Rechte erkämpft. Die Geschichte des Feminismus feiert sehr eindrücklich das Buch „We are feminists“. Und dass Feminismus auch heute noch eine wichtige Rolle spielt, macht im Vorwort die Autorin Margarete Stokowski klar: „Dieses Buch erzählt davon, wie viel schon gewonnen ist und wie viel es immer noch zu erkämpfen gilt. Frauen verdienen immer noch nicht gleich viel Geld wie Männer.“

1. Welle des Feminismus ab 1840

Da müssen wir heutzutage ein paar Mal tief in den Bauch atmen, wenn „We are feminists“ die damaligen Verhältnisse beschreibt: „Das patriarchalische Familienrecht behandelte die Frau effektiv als Eigentum ihres Mannes, sobald sie geheiratet hatte.“ Die Frauen damals mussten sich freikämpfen von Unterdrückung und Entmündigung, kämpften für ihr eigenes Geld und dafür, wirtschaftlich überhaupt handlungsfähig zu sein. Die sogenannten Suffragetten (von suffrage = Recht zu wählen) in England und den USA haben mit teils drastischen Hungerstreiks das allgemeine Wahlrecht für Frauen eingefordert. Und so ging es weltweit langsam und peu à peu voran und weitere Länder haben es eingeführt:

  • 1869 Wyoming, USA

  • 1893 Neuseeland

  • 1901 Australien

  • 1906 Finnland

  • 1917 Russland

  • 1918 Deutschland, Kanada, Österreich

  • 1928 Großbritannien und Irland

  • 1930 Südafrika (nur für weiße Frauen, für schwarze Frauen erst 1994)

  • 1931 Spanien

  • 1932 Brasilien

  • 1944 Frankreich

  • 1945 Italien, Kroatien, Indonesien, Ungarn, Japan

  • 1949 Costa Rica und China

  • 1956 Ägypten, Tunesien und Mauritius

  • 1971 Schweiz

  • 1974 Jordanien

  • 1976 Portugal

  • 1980 Iran

Noch ein Verdienst dieser Pionierinnen: Frauen haben Zugang zu Bildung bekommen und durften studieren. Und ein ganz heißes Eisen damals: die Geburtenkontroll-Bewegung mit der sehr umstrittenen Forderung nach legalem Vertrieb von Verhütungsmitteln. Sexualität als Teil der öffentlichen Gesundheit – das war extrem revolutionär und läutete eine ganz neue, freizügigere Gesellschaft ein.

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2. Welle des Feminismus ab 1960 - Eigenes Bankkonto für Frauen

In der zweiten großen Welle des Feminismus ging es den Frauen um Gleichstellung und darum, die klassischen Geschlechter-Rollen zu hinterfragen. Bis heute wegweisend ist Simone de Beauvoirs Buch „Das andere Geschlecht“. Ein ganz zentraler Gedanke: Frauen sind nicht die Abweichung von der männlichen „Norm“ und sollten sich nicht unterlegen fühlen oder unterwürfig auftreten. Weiteres wichtiges Thema de Beauvoirs waren legale Schwangerschafts-Abbrüche. Die Schriftstellerin initiiert 1971 eine Kampagne, in der sich 343 Frauen dazu bekennen, abgetrieben zu haben. Alice Schwarzer hat eine ähnliche Aktion später in Zusammenarbeit mit dem Stern für Deutschland angeschoben.

In Deutschland konnten Männer bis 1958 über Ehefrau und Kinder bestimmen. Das bedeutete: Frauen durften nur mit Erlaubnis ihres Mannes arbeiten! Wenn er seine Erlaubnis gab, konnte er aber immer noch über ihr dann verdientes Geld verfügen. Den Arbeitsvertrag kündigen konnte er ohne ihr Wissen. Bis 1962 durfte eine Frau kein eigenes Konto bei der Bank eröffnen, ohne dass ihr Mann das erlaubte. 1969 wurde das Gesetz geändert und eine verheiratete Frau wurde als voll geschäftsfähig anerkannt.

Erst 1977 allerdings ist das Ehe- und Familienrecht dann so reformiert worden, dass Frauen komplett frei entscheiden konnten, ob und wo sie arbeiten. Vorher ging das offiziell nur „wenn es mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar“ war. An dieser Stelle dürfen Sie ruhig einmal laut aufschreien, wenn Sie empört sind!

3. Welle des Feminismus ab 1990

Junge Frauen haben heute ganz andere Themen als die Suffragetten zu ihrer Zeit. Unbestreitbar haben die Feministinnen der ersten und zweiten Welle viel erreicht, dennoch gibt es immer noch etliche Themen, bei denen Frauen benachteiligt oder unterdrückt werden. Für heutige Feministinnen sind das z.B.

Und mit diesem Zitat macht uns „We are feminists“ keine gute Laune: „Im Jahr 2017 prognostizierte das Weltwirtschaftsforum, dass es noch 217 Jahre dauern werde, bis die Unterschiede bei den Beschäftigungschancen von Männern und Frauen ausgeglichen seien.“ Und daher ist es nachvollziehbar, wenn Margarete Stokowski in ihrem Vorwort zum Buch findet „Es reicht noch lange nicht“. Wir bleiben also dran, damit spätere Generationen von Frauen über die heutigen noch vorhandenen Ungerechtigkeiten den Kopf schütteln. Erst langsam und ungläubig und dann immer heftiger. Vermutlich bleibt ein bisschen was zu tun.

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