Nicht einmal die Familie wusste Bescheid

Bizarrer Blitz-Rücktritt im Live-TV schockt Ski-Welt

FILE PHOTO: Super-G gold medalist Matthias Mayer of Austria poses with his medal during victory ceremony at 2022 Beijing Olympics - National Alpine Skiing Centre, Yanqing district, Beijing, China - February 8, 2022. REUTERS/Jorge Silva/File Photo
Matthias Mayer bei den Olympischen Spielen 2022.
/FW1F/Pritha Sarkar, REUTERS, JORGE SILVA

Diese Entscheidung hat alle überrascht. Österreichs Ski-Star Matthias Mayer beendet seine Profi-Karriere nach der Pisten-Besichtigung in einem Live-Interview.

"Brutale Überraschung"

Großer Knall in Bormio. Österreichs Star Matthias Mayer hat seinen sofortigen Rücktritt verkündet. Die Entscheidung des dreimaligen Olympiasiegers vor dem Super-G in den italienischen Bergen löste ein Ski-Beben aus. „Es reicht. Ich habe einfach nicht mehr so den Biss“, begründete Mayer im ORF seine Entscheidung mit einem Lächeln. Von Abschiedsschmerz kaum eine Spur.

Besonders kurios: Weder Mayers Familie noch die Trainer oder der Österreichische Skiverband waren eingeweiht. „Es hat überhaupt keine Anzeichen gegeben“, sagte Speed-Coach Sepp Brunner vom ÖSV am Donnerstag und sprach von einer „brutalen Überraschung“.

Eigentlich sollte Mayer im ORF-Interview zur Super-G-Strecke, die der unmittelbar zuvor noch besichtigt hatte, befragt werden. „Ja, Piste ist sehr gut. Ich fühle mich auch fit“, leitete Mayer seinen unvorhergesehenen Vortrag ein. Dann erklärte er sein abruptes Karriereende: „Ich wollte es schon immer mal machen, spontan einfach aufzuhören. Ich brauche keinen fixen Grund dafür.“

Mayer war einer der erfolgreichsten Skirennfahrer seines Landes

Als sich die ÖSV-Verantwortlichen aus ihrer anfänglichen Schockstarre gelöst hatten, würdigten sie einen der besten Skirennfahrer ihrer Geschichte. „Matthias hat unauslöschliche Spuren im Skisport hinterlassen. Seine Fähigkeit, bei Großevents noch einmal ein Schäuferl draufzulegen und im entscheidenden Moment die beste Leistung abrufen zu können, war einmalig. Er war auf der Piste ein Ausnahmekönner“, befand ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober.

Mit seinem Olympiasieg im Super-G im Februar in China war dem elfmaligen Weltcupsieger historisches gelungen. Als erster Alpiner gewann er bei drei aufeinanderfolgenden Spielen eine Goldmedaille. Mayer hatte 2014 in Sotschi in der Abfahrt gesiegt, 2018 in Pyeongchang ebenfalls im Super-G. Auch in diesem Winter stand Mayer schon zweimal auf dem Podest. „Es geht nicht um die Form. Ich könnte vom Gefühl her noch zehn Jahre so weiterfahren. Aber mir reicht es jetzt mal“, sagte der Routinier. (msc/dpa)