Chris Harms und Co. im RTL-Interview

Lord of the Lost spüren den ESC-Siegesdruck: "Egal, was du machst, irgendwer wird es immer hassen"

von Sebastian von Hacht und Claudia Spitzkowski

„Wenn du das Gewicht einer ganzen Nation tragen musst, von der dich auch noch die Hälfte schei*e findet, dann kannst du ja gar keinen guten Auftritt hinlegen!“ Im RTL-Interview verraten Lord of the Lost, wie sie vor dem Eurovision Song Contest am 13. Mai mit dem Erwartungsdruck umgehen, der auf ihnen lastet. Warum sie aber finden, dass „Blood & Glitter“ DER perfekte ESC-Song ist, plaudern Chris Harms und Co. im Video oben aus.
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Chris Harms: „Unterm Strich treten wir nicht für unser Land an"

In den letzten Jahren hat sich Deutschland beim ESC bekanntlich nicht gerade mit Ruhm bekleckert und ist auf den letzten oder vorletzten Plätzen gelandet. Das könnte Lord of the Lost natürlich auch blühen. Sänger Chris Harms ist sich dessen durchaus bewusst: „Im Moment guckt halt gefühlt das ganze Land auf einen – und nicht nur wohlwollend. Wenn ein Fan dazukommt, kommen meist zwei dazu, die uns nicht mögen.“ Doch losgelöst vom persönlichen Musikgeschmack gebe es halt auch die sogenannten „Mecker-Deutschen“, die eine „Deutschland, null Punkte“-Haltung fast schon kultiviert hätten, findet der Lord of the Lost-Frontmann.

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„Auch nach einer relativ langen Karriere und einem relativ dicken Fell macht das schon manchmal was mit einem“, gibt Chris Harms im RTL-Interview zu. Das negative Feedback könne durchaus „verletzen“: „Aber das muss man versuchen abzustreifen.“ Denn: „Egal, was du machst, irgendwer wird es immer hassen.“

„Unterm Strich treten wir nicht für unser Land an. Wir kommen zufällig aus Deutschland, aber diese Grenzen sind von Menschen gemacht. Wir treten hier an für unsere Musik und wir fahren da hin mit 37 anderen Artists, um Musik zu machen, Das muss man in den Vordergrund stellen und sich von allem anderen frei machen“, stellt der Band-Frontmann klar.

"Bescheidenheitsgrenze" lässt Lord of the Lost nicht vom ESC-Sieg träumen

Allerdings spornen die Menschen, die immer nörgeln, dass Deutschland ja eh Letzter wird, Lord of the Lost auch irgendwie an. „Das ist durchaus Motivation. Da kommt schon ein sportlicher Gedanke rein. Man möchte einfach nicht, dass diese Leute Recht haben, deshalb wäre es mir schon ein Anliegen, ein bisschen weiter zu kommen, vielleicht auf der linken Tabellenhälfte zu stehen“, amüsiert sich Chris im Interview

Und wenn Lord of the Lost den Eurovision Song Contest tatsächlich gewinnen sollten? „Ich traue mich ehrlich gesagt gar nicht, daran zu denken, was passieren soll, wenn wir diesen Wettbewerb gewinnen. Ich hab mich das schon nicht beim Vorentscheid getraut. Es fühlt sich anmaßend für mich an, darüber überhaupt nachzudenken. Das ist eine Bescheidenheitsgrenze, die ich mir zu überschreiten gar nicht erlauben will“, erklärt Sänger Chris. „Unsere Erwartung ist, in Liverpool einfach eine gute Zeit zu haben“, ergänzt Gitarrist Pi Stoffers.

Beim ESC-Vorentscheid hat diese bescheidene Einstellung Lord of The Lost bekanntlich ganz nach vorne gebracht. Wir drücken die Daumen, dass es beim Eurovision Song Contest am 13. Mai genauso klappt.