Ganz viel Gefühl bei „Weapons Of Mass Seduction“Chris Harms: „Lord Of The Lost“-Cover-Album ist ein „Trip in die Vergangenheit“

„Lord Of The Lost“-Sänger Chris Harms
„Lord Of The Lost“-Sänger Chris Harms im RTL-Interview.
RTL
von Claudia Spitzkowski

„Wenn man Musiker ist, stolpert man immer über Songs, bei denen man denkt: ‘Mensch, hätte ich DEN doch bloß selber geschrieben!’“
Was tun, wenn dieser Zug abgefahren ist? Die Herzenssongs einfach covern! Genau das haben „Lord Of The Lost“ auf ihrem neuen Album gemacht. Im zweiten Teil unseres RTL-Interviews verrät Sänger Chris Harms, warum er bei der Songauswahl das Zünglein an der Waage war – und wie die Band eigentlich zu Coverversionen ihrer eigenen Songs steht.

Mit ihrem Cover-Album haben „Lord Of The Lost“ extra lange gewartet

Das Cover zu „Weapons Of Mass Seduction“ von „Lord of the Lost“
Das Cover zu „Weapons Of Mass Seduction“ von „Lord of the Lost“
„Lord of the Lost“

„Wir wollten tatsächlich schon immer irgendwann ein Cover-Album machen!“, plaudert Chris Harms im RTL-Interview aus. Warum „Lord Of The Lost“ „Weapons Of Mass Seduction“ erst jetzt veröffentlichen, hat einen eher pragmatischen Grund: „Wir haben mit Absicht wirklich lange damit gewartet, weil es einfach viele Künstler gibt, die ihren gesamten Erfolg auf Coversongs aufgebaut haben. (...) Und wir wollten erst mal einen eigenen, wirklich nachvollziehbaren Erfolg vorweisen, damit wir nicht immer mit diesen Coversongs verknüpft werden.“

Der Zeitpunkt für den musikalischen Seitensprung der Band passt aber noch aus einem anderen Grund, wie Chris erklärt: „Zudem ist es so, dass ein Cover-Album natürlich eine total bunte Angelegenheit ist und einfach sehr gut noch in die ‘Blood & Glitter’-Welt passt. Und bevor wir wieder abtauchen und versuchen, uns irgendwie neu zu erfinden für ein neues eigenes Album, ist dieses Cover-Album ein bisschen wie ein Dessert für ‘Blood & Glitter’, so das kleine Anhängsel.“

Fast 50 potentielle Coversongs zur Auswahl - am Ende musste Chris Harms entscheiden

„Lord Of The Lost“
„Lord Of The Lost“ bringen am 29. Dezember ihr neues Album „Weapons Of Mass Seduction“ raus.
Jan Season, Jan Season

Das „kleine Anhängsel“ besteht in der Deluxe-Variante aus drei CDs, insgesamt covern „Lord Of The Lost“ 32 Songs anderer Künstler. „Ich habe den Jungs gesagt: ‘Macht mir jeder von euch mal bitte eine Liste. Was gibt es für Songs, die ihr euer Leben lang gerne performen wolltet? Von denen ihr euch wünscht, es wären eure eigenen?’ Und dann hatten wir diese Liste mit 40 oder 50 Songs“, erinnert sich Chris Harms an die Planungsphase von „Weapons Of Mass Seduction“.

Doch als es um das konkrete Tracklisting ging, hatte er als Sänger dann das letzte Wort. Aus gutem Grund. „Wenn ich einen Song von einer anderen Person singe, muss ich den ja wirklich richtig fühlen, weil du mit einer Stimme ganz andere Gefühle transportierst. (...) Wenn unser Schlagzeuger sagt ‘Den Song, den fühle ich jetzt nicht ganz so dolle, aber okay, ich spiele den halt im Studio’, dann ist das was anderes, als wenn ich einen Song singen muss, den ich nicht wirklich fühle.“

Hör-Tipp: „Lord Of The Lost“ auf RTL+ streamen

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Chris Harms: „Liebe ist für uns alle da und an Liebe ist nie etwas falsch!“

Ganz viel fühlt Chris bei der dritten Bonus-CD: „Da covern wir Songs nur aus den 60ern und 70ern, die habe ich ausgewählt“. Alles Erinnerungen an die Vinyl-Singles-Sammlung seiner Eltern. Diese musikalischen Kindheitserinnerungen covern LOTL nur mit Klavier, Akustikgitarre und Cello, das Chris als klassisch ausgebildeter Musiker selber spielt. Für ihn ein „Trip in die Vergangenheit“ und etwas „ganz besonderes“, wie er schwärmt.

Spätestens jetzt dürfte klar sein: „Lord Of The Lost“ sind bei der Songauswahl nicht auf Nummer Sicher gegangen, wie Chris bestätigt: „Es sind tatsächlich Sachen drauf, die man nicht erwartet.“ Unter anderem die 80er-Hits „It’s A Sin“ von den Pet Shop Boys oder „Smalltown Boy“ von Bronski Beat – beides bis heute Hymnen der LGBTQIA+-Bewegung. Kein Zufall, wie Chris erklärt: „Es war mir schon irgendwie wichtig zu gucken, dass es Songs mit einer Message gibt, die uns wichtig ist. Denn es ist nach wie vor so, dass man leider heutzutage eine Regenbogenflagge hochhalten muss, um einigen Leuten zu sagen: ‘Mensch, Freunde, Liebe ist für uns alle da und an Liebe ist nie etwas falsch!’“

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Warum Roxette auf diesem Album nicht fehlen durften

Eine andere Art der Herzensangelegenheit war für Chris die Coverversion des Roxette-Hits „The Look“ – schließlich ist der „Lord Of The Lost“-Sänger seit seiner Teeniezeit eingefleischter Fan der schwedischen Band. Ihm „kamen die Tränen“, als Per Gessle neulich ein Foto aus Chris’ Instagram-Story repostet hat, auf dem der kleine Chris stolz mit seinen Idolen posiert.

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Der große Chris träumt von gemeinsamer Musik mit dem Roxette-Star. Das hat für das Cover-Album noch nicht geklappt, dafür haben sich „Lord Of The Lost“ für ihre „The Look“-Version ganz besondere Unterstützung geholt: Jasmin „Blümchen“ Wagner (43) singt mit Chris Harms im Duett. Wäre es da nicht fair gewesen, im Gegenzug einen „Blümchen“-Song zu covern? Ja. Aber nein.

„Das Konzept des Albums ist ja Songs, bei denen man sich wünscht, man hätte sie selbst geschrieben. Und bei allem Respekt gegenüber ‘Blümchen’, aber bei keinem ihrer Songs habe ich dieses tiefe Herzschmerzgefühl gehabt, bei dem ich dachte ‘Boomerang, hätte ich Boomerang, doch bloß selbst geschrieben!’“, erklärt Chris lachend. Und schickt einen ganz lieben Gruß an seine Duettpartnerin raus: „Nicht böse sein, Jasmin. Ich liebe dich, du weißt das!“

Wenn Lady Gaga „Lord Of The Lost“ covert, könnte Chris Harms „glücklich sterben“

Und wer wäre für Chris DER Wunschkandidat oder DIE Wunschkandidatin, um „Lord Of The Lost“ zu covern? „Also, ich bin ja ein unglaublich großer Lady-Gaga-Fan und ich glaube, sie wird fast immer die erste Antwort sein. Wenn ich mir vorstelle, dass sie einen Song von uns, irgendeine traurige Ballade, mit ihrer unglaublichen Stimme performt – ich glaube, dann kann ich glücklich sterben.“

Die Wartezeit auf Lady Gaga wird für Chris und Co. durch die unzähligen Coverversionen der LOTL-Fans versüßt, die in den sozialen Medien kursieren. Davon fühlen sich „Lord Of The Lost“ „geehrt“, wie Chris erklärt: „Von uns gibt es auch inzwischen viele Cover. Und wir finden das jedes Mal toll, egal wie gut oder wie schlecht oder wie weit man an seinem Instrument ist. Es ist unglaublich schön, so was zu hören.“

Ich bedanke mich bei Chris Harms für das Interview.

Teil eins des Interviews verpasst? Dann hier entlang: Chris Harms: „Es muss uns egal sein, was die Fans von uns wollen“