Nach Tod des Trainers, Sturz bei der WM und CoronaLea Meyer: Tränen nach Silber-Medaille

Es war bisher wahrlich nicht das Jahr der Lea Meyer. Im Frühjahr stirbt ihr Trainer. Nach einem spektakulärem WM-Sturz in den Wassergraben fängt sie sich danach auch noch Corona ein. Doch bei der Heim-EM rennt die Hindernisläuferin über 300 Meter spektakulär zu Silbermedaille. Und denkt danach an ihren ehemaligen Trainer.
Lea Meyer: "Gefühlt hatte ich die ganze Zeit ein Lächeln im Gesicht"
Lea Meyer schlug die Hände fassungslos vor ihr Gesicht und sank erschöpft auf die Bahn. Sie rappelte sich erst langsam auf und realisierte, was sie da geschafft hatte. Silber über 3000-m-Hindernis bei der Heim-EM nach dem Lauf ihres Lebens, die Fans im Olympiastadion tobten. Weil die Medaille so unverhofft kam.
"Was hier passiert ist, verstehe ich noch nicht so ganz", sagte Meyer: "Ich wurde hier einfach getragen." Am ARD-Mikrofon ergänzte sie: "Gefühlt hatte ich die ganze Zeit ein Lächeln im Gesicht. Es war einfach wunderschön."
Tränen der Freude
In Abwesenheit von Titelverteidigerin Gesa Felicitas Krause lief die Kölnerin angepeitscht vom frenetischen Münchner Publikum in 9:15,35 Minuten ein bärenstarkes Rennen und musste sich lediglich der neuen Europameisterin Luiza Gega (Albanien/9:11,31) geschlagen geben, Bronze ging an die Britin Elizabeth Bird (9:23,18). Die zweite deutsche Starterin, Elena Burkard, wurde Zwölfte (9:39,63).
Meyer weinte vor Freude, holte sich eine Deutschland-Fahne und ließ sich feiern. "Nach den letzten drei Wochen war für mich das Finale das große Ziel", sagte Meyer. Denn: Vor der EM hatte sich die Lehramtsstudentin mit dem Coronavirus infiziert, hinter ihrem Start stand lange ein Fragezeichen.
An den verstorbenen Trainer gedacht

Bei der WM in Eugene erlangte Meyer Berühmtheit, als sie im Vorlauf kopfüber in den Wassergraben stürzte. Danach galt sie in den sozialen Netzwerken als Symbolfigur für die Krise der deutschen Leichtathletik. Dann kam noch Corona hinzu. Nun konnte Mayer über den größten Erfolg ihrer Karriere jubeln. "Ich komme immer dann am stärksten zurück, wenn ich dreimal gefallen bin", sagte sie, sichtlich gerührt.
Im bislang größten Moment ihrer Karriere denkt Meyer auch an einen, der ganz bestimmt gerne dabei gewesen wäre, aber nicht mehr dabei sein kann. Ihr Trainer Henning von Papen verstarb im Frühjahr im Alter von 69 Jahren an einer schweren Krankheit. "Ich habe heute noch vor dem Rennen gedacht, Henning, das Rennen ist für dich", sagt die 24-Jährige nach ihrem beeindruckenden Finallauf in München, der sie sensationell zur Vizeeuropameisterin über 3000 Meter Hindernis gemacht hat. (sid/cni)