Lebenslange Haft, weil er Affäre vertuschen wollte

Eisenhut im Frühstücksjoghurt - Andreas P. (58) vergiftet seine Ehefrau

von Frank Vacik, Rouven Schroth und Eva Johanna Onkels

Er dachte, er hätte den perfekten Mord begangen…

Hinterhältig vergiftet Andreas P. (58) seine Ehefrau Marlen (†63). Der Grund: Er will mit seiner Geliebten ein neues Leben beginnen. Beinahe wäre er davongekommen. Jetzt hat das Landesgericht Dessau entschieden: Andreas P. muss wegen Mordes lebenslang hinter Gitter.

Vergiftet mit blauem Eisenhut

Es ist der 30. April 2023 in Muldestausee im Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt: Andreas und Marlen P. frühstücken gemeinsam. Danach muss sich die 63-Jährige plötzlich heftig übergeben, sie hat Schmerzen. Andreas P. spielt den besorgten Ehemann, ruft den Notruf. Dabei weiß er längst, was los ist. Denn er selbst hat Marlen mit blauem Eisenhut vergiftet. Eine hochgiftige, einheimische Pflanze. Seine Frau stirbt am Folgetag. Die Ärzte diagnostizieren einen Herzinfarkt. Zu fern liegt die Vermutung, die 63-Jährige könnte ermordet worden sein. Sie wird eingeäschert und beerdigt.

Lese-Tipp: Vergiftete Pausenbrote, Nudelsuppen und Getränke - Fünf spektakuläre Morde und Mordversuche durch Gift

Marlens Tochter kümmert sich liebevoll um ihren vermeintlich trauernden Stiefvater. Die Beziehung zwischen den beiden ist eng: „Es gab gemeinsame Familienurlaube, insbesondere zwischen der Familie meiner Mandantin als auch dem Angeklagten und ihrer Mutter“, schildert Jella von Wiarda, Anwältin der Nebenklage, die familiäre Situation.

Geliebte droht Andreas P.

Doch ihr Stiefvater ist seiner Frau schon lange nicht mehr treu. Schon seit Jahren hat er eine Affäre. Die Frau soll ihn auch unter Druck gesetzt haben, sich endlich zwischen den ihr und seiner Ehefrau zu entscheiden. Sonst werde sie die Beziehung offenlegen, droht sie. Das kommt für Andreas P. nicht infrage. Er heckt gemeinsam mit seiner Geliebten den Plan aus, seine Ehefrau zu ermorden. Möglichst geschickt, möglichst ohne Spuren. Seine Geliebte ist es auch, die ihn auf die hochgiftige Pflanze aufmerksam macht. Ein perfekter Mord.

Lese-Tipp: Mann (41) soll schwangere Lebensgefährtin und Großmutter vergiftet haben - Festnahme!

Doch dann, fünf Monate später, wird der damals 57-Jährige doch noch festgenommen. Die Polizei findet auf seinem Handy Suchverläufe nach Giftpflanzen – wenige Tage vor Marlens Tod. Das Gericht wirft ihm anhand von Chatprotokollen vor, er habe gleich zweimal versucht, seine Frau zu vergiften. Beim ersten Mal habe die Dosis nicht ausgereicht, daher habe er die Pflanze unter den Frühstücksjoghurt gemischt. Beim zweiten Mal reicht die Dosis. Dass der Mord überhaupt auffliegt, ist wohl auch der Geliebten zu „verdanken“. Denn sie öffnet sich gegenüber einer Freundin, die wiederum der Polizei einen Tipp gibt.

Lese-Tipp: Mordfall Maria Baumer: Christian F. muss lebenslang in den Knast

ARCHIV - 11.10.2014, Brandenburg, Petersdorf: Leuchtend blau blüht der Eisenhut am 12.10.2014 in einem Garten in Petersdorf im Landkreis Oder-Spree (Brandenburg). Die verschiedenen Eisenhut-Arten zählen zu den giftigsten Pflanzen Europas. (zu dpa: «Mord durch Gift von Eisenhut? Urteil wird am Freitag erwartet») Foto: Patrick Pleul/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Mit blauem Eisenhut vergiftet Andreas P. (58) seine Ehefrau Marlen.
dpa, Patrick Pleul

Angehörige können endlich abschließen

Die Chatprotokolle, in denen Andreas P. seiner Geliebten schreibt, er werde seiner Frau etwas ins Essen mischen, werden zu wichtigen Indizien im Prozess. Dazu kommen Gutachten, die eine Vergiftung mit blauem Eisenhut für wahrscheinlich halten. Jetzt muss Andreas P. in Haft – lebenslang lautet das Urteil. Auch seine Geliebte wird zu einer Haftstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt.

Die Angehörigen von Marlen P. können nun hoffentlich endlich abschließen.