Tiere im Einsatz gegen Kindesmissbrauch

Kriminalisten auf vier Pfoten! Diese Hunde sind wahre Helden

von Thorsten Sleegers

Tierisch großer Einsatz im Kampf gegen Kindesmissbrauch!
Dass Polizeihunde Menschen oder auch Drogen erschnüffeln können, ist nichts Neues. Aber wusstet ihr, dass immer mehr Tiere auf Smartphones, Datenträger wie USB-Sticks oder auf SIM-Karten hin trainiert werden? Seit den Missbrauchsskandalen von Lügde und Bergisch-Gladbach sind die vierbeinigen Datenschnüffler unverzichtbar für die Ermittler. Wir haben einen exklusiven Einblick in das Training der Tiere und Diensthundführer bekommen – im Video erfahrt ihr, welche unfassbar beeindruckenden Fähigkeiten die Helden auf vier Pfoten haben.

Ausbildung Datenspeicherspürhunde
Datenspeicherspürhund Aristoteles hat einen USB erschnüffelt
Andreas Lorenz, RTL

Im ostwestfälischen Schloß-Holte Stukenbrock befindet sich das LAFP (Landesamtes für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten) der NRW-Polizei. Hier werden Datenspeicherspürhunde ausgebildet, deren besondere Riecher ist für menschliche Ermittler inzwischen unverzichtbar. Die Ausbildung der Tiere und der Diensthundführer ist eine Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal von Lügde, wo auf einem Campingplatz zwischen 2008 und 2018 Kinder tausendfach missbraucht wurden.

Damals musste ein speziell ausgebildeter Hund aus Sachsen angefordert werden. Mit seiner Unterstützung konnten Festplatten, Smartphones und andere Datenspeicher als Beweismittel gefunden werden. Inzwischen „arbeiten“ bei der Polizei in Nordrhein-Westfalen 20 Datenspeicherspürhunde – und die können auch bundesweit angefordert werden.

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Datenspeicher erschnüffeln ist eine körperliche Höchstleistung

Ausbildung Datenspeicherspürhunde
RTL-Reporter Thorsten Sleegers mit Diensthundführer Peter Baumeister und seiner Yahoo
Andreas Lorenz, RTL

Seit 1988 unterhät die Polizei eine eigene Zucht für Diensthunde. 70 Prozent schaffen die Ausbildung zum Spürhund, die übrigen Tiere werden an geeignete Halter vermittelt. Dabei werden die Welpen bereits ab der vierten Lebenswoche spielerisch auf ihre späteren Einsätze vorbereitet: Verbrecherjagd, Rauschgift suchen oder eben Datenspeicher erschnüffeln. Letzteres ist eine neue und ganz besondere Herausforderung.

Peter Baumeister ist Diensthundführer und zeigt mir mit Yahoo, seinem Labradormischling, wie eine solche Suche im Training abläuft. In einer sogenannten Lochwand ist ein kleiner USB-Stick versteckt. Die Hünding braucht keine zwanzig Sekunden, um ihn zu finden. Das ist so faszinierend, weil es hunderte von Löchern gibt, in denen der Stick versteckt sein könnte. Wie genau die Tiere auf den Geruch von Datenspeichern trainiert werden und die auch noch von anderer Elektronik unterscheiden können, bleibt allerdings ein Dienstgeheimnis. „Wir wollen mutmaßlichen Tätern keine Tipps geben“, erklärt mir der Ausbilder im Interview.

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"Hör mal, wer da schnüffelt!"

Training Datenspeicherspürhunde
Schäferhund Sushi findelt SIM-Karten in der Dunstabzugshaube.
Andreas Lorenz, RTL

Wenn ein Datenspeicherspürhund seinen Befehl „Spür!“ bekommt, zieht er unfassbar viel Luft in seine Nase, viel mehr als normalerweise. Das ist nicht nur laut, sondern auch sehr anstrengend für die Tiere. Aber es lohnt sich! In ihrem Ausbildungszentrum hat die Polizei verschiedene Räume eingerichtet, um das Trainingsumfeld für die Tiere so real wie möglich zu gestalten. Wohnzimmer, Küche und Schlafzimmer sind bei unseren Dreharbeiten entsprechend präpariert worden. Weder die Hunde noch die Diensthundführer wissen, wo wir die Datenspeicher versteckt haben.

Da ist zum Beispiel die Festplatte im Toaster, der USB-Stick in der Nachttischlampe oder eine winzige SIM-Karte in der Dunstabzugshaube. Selten hat mich ein Dreh so fasziniert. In Sekundenschnelle nimmt Schäferhund Sushi die Witterung auf und macht einen Satz hoch auf die Arbeitsplatte der Küche. Er hat mal wieder den richtigen Riecher und „friert“ ein – unmittelbar vor der Dunstabzugshaube. Dieses regungslose Verharren signalisiert seinem Diensthundführer Julian Langenegger: „Ich habe es gefunden“. Sushi zeigt so lange mit seiner Nase auf das Versteck, bis Julian einen USB-Stick und eine SIM-Karte herauszieht.

Yahoo, Aristoteles und Sushi gehören zu den zwanzig Datenspeicherspürhunden der Polizei in Nordrhein-Westfalen. Die Ausbildung solcher Hunde wird mit Hochdruck vorangetrieben, der Bedarf ist enorm.

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