Krass: Wir Deutschen sind Europameister im Teleshopping
Das können wir Deutschen richtig gut
Schade, dass es dafür keine Medaille gibt. Dabei hätten wir sie uns so was von verdient: Wir sind Europameister, wenn es ums Kaufen bei Teleshopping-Anbietern geht! Gemessen am Umsatz liegen wir im Vergleich mit unseren europäischen Nachbarn ganz vorn. Und offenbar sind wir fest entschlossen, unseren Vorsprung auszubauen. Denn mit jedem Jahr steigen die Umsätze weiter - dieser Trend ist seit 20 Jahren ungebrochen. Ende 2018 werden wir wohl knapp zwei Milliarden Euro auf diesen Verkaufskanälen ausgegeben haben. Was aber ist eigentlich so toll am Kaufen übers Fernsehen?
Erleben statt einfach nur einkaufen
Wer einmal bei einem Teleshopping-Sender eingekauft hat, tut das höchstwahrscheinlich auch ein zweites und drittes Mal: Die typischen Kunden sind Wiederholungstäter. So wie Christina Hausler-Eichhorn aus München. Die 57-jährige Autoverkäuferin geht kaum noch in normale Läden. Haushaltswaren, Pflegeprodukte, Kleidung: Alles schaut sie sich lieber im Fernsehen an und bestellt dann. Denn: Sie vertraut den Moderatoren, wenn sie die Vorzüge der Produkte anpreisen und fühlt sich von ihnen weniger belagert als von Verkäufern in Geschäften. Und günstiger findet sie die Produkte aus dem Fernsehen auch.
Judith Williams, die erfolgreichste Unternehmerin im deutschen Shopping-Fernsehen, sieht den Erfolg von Teleshopping im "emotionalen Kauferlebnis" für die Kundinnen: Ein Moderator kann viel mehr interessante Details über ein Produkt erzählen, als eine Verpackung im Handel es kann. Und gute Moderatoren, so die Verkaufsqueen, brennen auch wirklich für ihre Produkte. Diese Begeisterung spüre der Kunde.
So bekommen QVC, HSE24 und Co. Nachwuchs
Die meisten Stammkunden der Teleshopping-Sender sind Frauen über 50. Sind die Anbieter also dem Untergang geweiht, weil jüngere Kunden nur noch online shoppen? Nein, gar nicht, erklärt Sonja Piller, Chefin des Homeshopping-Unternehmens HSE24. Denn der Sender verkauft inzwischen selbst zu einem großen Teil über das Internet, genau wie die Mitbewerber von QVC und Co.
Damit man sich von normalen Onlineshops abgrenzt, bekommen die Kundinnen ihr besonderes Kauferlebnis auch im Netz: Auf den Produktseiten sind kleine Mitschnitte aus den Fernsehshows zu finden, in denen speziell dieser Artikel angepriesen wird. Teleshopping im Häppchenformat sozusagen. Die Kunden haben also die Wahl: Sie können ganz klassisch fernsehen und direkt per Telefon bestellen - was die meisten tun: 42.000 Anrufe gehen allein beim zweitgrößten Anbieter HSE24 täglich ein. Oder die Kunden ordern die Produkte online. Dieser Bestellweg wird immer beliebter: Ein Viertel bis ein Drittel aller Bestellungen trifft mittlerweile online ein.
Kein Wunder also, dass die Teleshoppinganbieter für die nächsten Jahre NOCH mehr Umsatz erwarten.