Preise müssten viel höher seinKrabbenfischer der Nordsee kämpfen um ihre Existenz

Die deutschen Krabbenfischer an der Nordsee haben nun schon drei wirtschaftlich schwierige Jahre hinter sich. Neben niedrigen Fangmengen, beklagen Erzeugergemeinschaften mit Blick auf das zurückliegende Jahr gestiegene Betriebskosten durch höhere Dieselpreise, Investitionen in eine immer älter werdende Flotte und kaum auskömmliche Erzeugerpreise. Die Sorge um die Existenz wächst deshalb bei vielen Fischern.
"Reserven aufgebraucht"
„Nach drei schlechten Jahren sind alle Reserven aufgebraucht“, sagt der Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft der Deutschen Krabbenfischer (EzDK), Dirk Sander, der Deutschen Presse-Agentur. Bereits 2019 und 2020 waren für die Fischer unterdurchschnittliche Wirtschaftsjahre. Zuletzt hätten auch noch höhere Dieselpreise vielen Krabbenfischern zu schaffen gemacht, sagte Sander. Seine Erzeugergemeinschaft vertritt rund 100 Betriebe zwischen Sylt in Schleswig-Holstein und Ditzum in Ostfriesland.
10 Euro pro Kilo wären angemessen
Auch bei den Krabbenfischern der zweiten großen Erzeugergemeinschaft, Küstenfischer der Nordsee, ist die Stimmung am Boden. Demnach lag der Erzeugerpreis 2021 wie schon im Vorjahr im Schnitt bei rund drei Euro pro Kilogramm Nordseekrabben. „Das ist eigentlich für die Fangmenge, die angelandet wurde, zu gering“, sagt Geschäftsführer Günter Klever. „Es hätten doch an die zehn Euro sein müssen.“
Menge hat sich halbiert
Nach vorläufigen Angaben der Erzeugergemeinschaften sind den Krabbenfischern in diesem Jahr etwa 7000 bis 8000 Tonnen Krabben in die Netze gekommen, etwa so viele wie 2020, als viele Kutter wegen der Pandemie eine Zwangspause einlegen mussten. Das sind nur etwa halb so viele wie im Rekordjahr 2018.
Ein Drittel weniger Umsatz
Die Landwirtschaftskammer in Niedersachsen schätzt den Umsatz der Branche für 2021 nach vorläufigen Angaben auf Vorjahresniveau bei rund 30 Millionen Euro. Das ist etwa ein Drittel weniger vom Mittel der vergangenen zehn Jahre. Vor Corona 2019 lag der Umsatz gar bei nur 25 Millionen Euro. „Wenn das so weiter geht, sehe ich da keine wirtschaftliche Zukunft“, sagte Fischereiexperte Philipp Oberdörffer von der Landwirtschaftskammer.
Krabben sind zu billig
Warum der Preis für Krabbenfleisch bei niedriger Fangmenge und hoher Nachfrage nicht anzieht, erklären die Erzeugergemeinschaften damit, dass das System von Angebot und Nachfrage zwischen den Krabbenfischern, den Großhändlern und dem Lebensmittelhandel nicht mehr richtig funktioniere. „Es ist eine total verfahrene Situation“, beschreibt auch Oberdörffer die Lage der Branche.
Rekordjahr 2018 macht Probleme
Der Anfang der Misere liegt dabei wohl schon im Jahr 2018 - einem Rekordjahr, in dem die Krabbenbestände laut den Fischern aus dem Nichts explodierten. Nur ein Jahr später kam die Kehrseite: Bei enormen Fangmengen griffen viele Händler zu und froren Krabben ein. Auch zum Jahresbeginn 2021 war der Preis für Krabbenfleisch im Keller, da Händler zunächst eingelagerte Bestände noch abverkauften. „Es gibt immer einen Versatz in der Krabbenfischerei durch Lager“, erklärt der Fischereiexperte. „Wenn das Lager zu einem bestimmten Preis gebildet worden ist, dann ist das auch erstmal der Marktpreis - unabhängig davon, was gerade in der aktuellen Fischerei passiert. Der Preis ist sozusagen eingefroren.“ Zudem verfügten Großhändler in der Regel über mehrere Monate dauernde Lieferverträge mit Supermärkten und Discountern. Dieses System biete zwar sichere Abnahmen, Preissprünge nach oben seien, ähnlich wie bei Milch oder Butter, aber langwierig und schwer zu erreichen, erklärt Oberdörffer. (dpa/nid)




