Pakistaner (25) war im Juli nach Sturz gestorbenNach Todes-Drama am K2 – Zeugin: "Die wollen einfach Geld verdienen"

K2 mountain peak, second highest mountain in the world, K2 trek, Pakistan, Asia, 14.10.2020, Copyright: xSeuMelhorClickx Panthermedia28372376
Der tödliche Unfall eines pakistanischen Helfers am K2 Ende Juli hallt noch immer nach.
IMAGO / Panthermedia

Gehen die Bergsteiger am K2 wortwörtlich über Leichen?
Ein Österreicher macht anderen Kletterern schweren Vorwürfe, nachdem ein Helfer (27) im Juli am zweithöchsten Berg der Welt starb. Jetzt meldet sich eine Zeugin zu Wort, sie sagt: Nicht nur die Extremsportler sind bereit, alles zu riskieren.

Filzmoser: "Keiner ist sich einer Schuld bewusst"

Könnte Mohammad Hassan (27) heute noch leben, wenn seine Begleiter ihm schneller geholfen und ihn vom Berg hinunter gebracht hätten? Die Schock-Vorwürfe von Bergsteiger Wilhelm Steindl werfen diese drängende Frage auf. Mit Sabrina Filzmoser meldet sich nun eine andere Zeugin des Todes-Dramas am K2. Sie war da, wollte ebenfalls den Berg besteigen, brach den Aufstieg wegen schlechten Wetters ab.

Der österreichischen Tageszeitung Standard bestätigt sie Steindls Aussagen. Doch sie fügt noch etwas hinzu: Weil bei diesen waghalsigen Abenteuern wie diesem viel auf dem Spiel steht, seien die Bergsteiger dort bereit, alles zu riskieren. Und auch ihre Helfer!

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„Mohammad Hassan war das erste Mal auf so einem hohen Berg, ohne ausreichende Ausrüstung. Er wollte einfach beim Rope-Fixing-Team dabei sein, weil er da mehr verdient hat. Er war sehr jung, hatte drei Kinder daheim und eine kranke Mutter. Er wollte einfach Geld verdienen. Und wenn dann etwas passiert, ist sich keiner einer Schuld bewusst“, klagt Filzmoser an.

Der finanzielle Druck treibt die Menschen ins Risiko

Ist Hassan also Opfer eines skrupellosen Geschäfts mit den Bergen geworden, in dem es um Triumpfe, Konkurrenz und Rekorde geht? „Es war ein sehr aufgeheizter, konkurrenzbeladener Gipfelrush“, beschrieb bereits der deutsche Kameramann Philip Flämig den Aufstieg. Er war für eine Dokumentation ebenfalls vor Ort. Auch Filzmosers Beschreibungen deuten auf ein erbarmungsloses Treiben hin.

Sabrina Filzmoser war ganz in der Nähe, als es zu dem tragischen Todes-Drama am K2 kam.
Sabrina Filzmoser war ganz in der Nähe, als es zu dem tragischen Todes-Drama am K2 kam.
Instagram/forevereverest2022

„Ich vermute, Hassan ist gestorben, weil sein Sauerstoffgerät beschädigt war. Hätte ihm jemand seinen Sauerstoff geben können, hätte er auch gerettet werden können. Aber es hat überhaupt keine Rettungskette gegeben. Die Leute in der Schlange haben zwei oder drei Stunden gewartet, erst dann sind sie über ihn drübergestiegen, weil sie geglaubt haben, er ist tot“, so die Österreicherin. Nach ihrer Auffassung seien allein die Rahmenbedingungen zu schwierig für einen Aufstieg gewesen. „Bei solchen Bedingungen gehe ich nicht einmal auf den Dachstein“, zitiert der Standard Filzmoser.

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Das Problem: der finanzielle Druck. Oft gehe es zu schnell, bis junge Helfer bereits Berge wie den K2 besteigen. „Wenn er es rauf und runter schafft, zahlt er fünf Jahre lang die Schule seines Kindes“, sagt Filzmoser.

Mohammad Hassan kehrte von dieser tödlichen Verlockung nicht wieder zurück. (jak)