Trapattoni-Ausraster heute vor 25 Jahren"Ich habe fertig": Wie es zur legendärsten Wutrede der Bundesliga kam

von Emmanuel Schneider

„Was erlaube Strunz?!“, „Schlecht wie Flasche leer“, „Ich habe fertig“. Wohl keine andere Pressekonferenz eines Fußball-Trainers ist so legendär wie die von Ex-Bayern-Coach Giovanni Trapattoni heute vor 25 Jahren. Wir blicken am Jahrestag zurück auf die Trap-Wutrede – oben im Video.

FC Bayern im Krisenmodus - Trapattoni ledert los

Der FC Bayern im Krisenmodus ist immer gut für Schlagzeilen. Wenn Druck auf dem Kessel an der Säbener Straße ist, dann wird’s der Erfahrung nach zumindest nicht langweilig. Dann schlägt die Stunde des FC Hollywood.

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So auch an jenem 10. März 1998. Es ist ein Dienstag. Nicht irgendein Dienstag, sondern der Dienstag nach der bitteren 0:1-Niederlage am 25. Spieltag gegen Schalke 04 (damals noch in den oberen Tabellenregionen der Bundesliga zu finden). Es war die dritte Pleite in Serie. Der FC Bayern geriet im Meisterrennen immer mehr ins Wanken. Sieben Punkte betrug der Rückstand auf den Spitzenreiter. Ausgerechnet Kaiserslautern. Den Aufsteiger. Trainiert von „König“ Otto Rehhagel, der die Bayern 1996 im Streit verlassen hatte.

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Die Gemengelage ist kurz gesagt: schwierig. Alles in allem zu wenig für die Ansprüche des FCB, der im Vorjahr mit Trapattoni Meister geworden war.

Zeit also mal richtig auf den Tisch zu hauen, wörtlich wie bildlich.

Was erlaube Strunz?

Dem Italiener gefiel vor allem nicht, was er aus den Medien aufgeschnappt hatte. Nämlich, dass sich seine Spieler Mehmet Scholl und Mario Basler über die Degradierung auf die Bank beschwert hatten. Auch Thomas Strunz hatte in einem Interview den Trainer kritisiert.

Mit diesen brisanten Vorzeichen also schritt der Coach an besagtem Dienstag vor die Presse.

Was dann geschah, ist Bundesliga-Kult. In dem ihm eigenen deutsch-italienischen Stakkato lederte Trap wie wild los. Aus ihm brach es heraus wie aus einem brodelnden Vulkan.

Vor allem Strunz bekam viel Ärger ab. „Is immer verletzt!“ sagte, nein, schrie Trapattoni den Journalisten entgegen. Und überhaupt: „Was erlaube Strunz?!“. Sätze, die sich später verselbständigten und Einzug in den deutschen Sprachgebrauch finden sollten. Welcher Coach kann das schon von sich behaupten? Strunz selbst war zunächst geschockt, arrangierte sich aber mit der neuen Aufmerksamkeit.

Trap monierte: Er sei immer schuld an den schlechten Auftritten. „Ein Trainer ist nicht ein Idiot!“ Dabei seien doch Spieler wie Scholl und Basler „schwach wie Flasche leer“. Rumms. Diese Aussage entwickelte sich schnell zum Running-Gag in der Sport- und Medienwelt – und sogar in der Popkultur.

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Pressesprecher hielt Trapattoni von Rückkehr ab

Hintenraus verabschiedete er sich mit dem grandiosen Schlusswort. „Ich habe fertig“ (auf Italienisch wird „ich bin fertig“, ho finito, mit „haben“ gebildet, wörtlich übersetzt also „habe fertig“).

Kurz blieb es ruhig im Presseraum, Trap kam nochmal kurz raus, der damalige Bayern-Pressesprecher Markus Hörwick hielt ihn davon ab, erneut vor die Presse zu treten.

„Ich habe ihn sanft, aber bestimmt an den Schultern genommen und ihn rückwärts in seine Trainerkabine gebracht“, erklärte Hörwick bei RTL. Er schloss die Kabinentür ab, flunkerte Trapattoni an sagte, dass die Journalisten schon alle gegangen seien, er also nicht nochmal zurückgehen brauche.

Vermutlich war es besser so. Wobei es auch nicht mehr viel zu deeskalieren gab.

Dann machte die emotionale Rede die Runde, verbreitete sich in der Vor-Social-Media-Welt in ganz Deutschland. Die legendärste aller Wutreden war geboren.

Ära Trapattoni endet ohne Meistertitel, aber mit DFB-Pokal

Allein: Trap half es nicht viel.

In der Woche darauf spielte der FC Bayern zuhause gegen Bochum nur 0:0. Immerhin durften Scholl und Basler wieder von Beginn an ran.

Trotzdem holte der Maestro den FCK nicht mehr ein, wurde mit den Bayern nur Zweiter. Es half auch nicht, dass die Bayern im Mai gegen Duisburg den Pokal gewannen. Trap hatte fertig und ging zur AC Florenz. Der FCB holte Ottmar Hitzfeld als Nachfolger.

Trapattoni und seine Ära beim FCB werden für immer mit dieser Wutrede verbunden sein.

Inzwischen genießt der 83-jährige Trapattoni den Ruhestand. Nach dem Bayern-Aus ging seine Weltreise weiter. Er trainierte unter anderem Benfica Lissabon, Salzburg, die irische Nationalelf und den Vatikan. Seine Sprüche vermarktete er sogar geschickt, der Titel seiner Autobiografie lautet: „Ich habe noch nicht fertig“.

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