Supermarktriese weist Vorwürfe zurückHygienemängel bei Rewe-Metzgerei Wilhelm Brandenburg?

Für die meisten Rewe-Kunden ist Wilhelm Brandenburg ein feststehender Begriff für Fleischprodukte aus der Kühltheke. Ob Aufschnitt oder Grillfleisch, viele Produkte kommen aus der Metzgerei in Frankfurt am Main. Doch viele Kunden dürften die aktuellen Meldungen aufschrecken: Der Hessische Rundfunk (HR) berichtet über „eklatante Hygienemängel“ in dem Fleischbetrieb, der zum Rewe-Konzern gehört.
Wilhelm Brandenburg beliefert deutschlandweit tausende Rewe- und Penny-Märkte
Den Metzgermeister Wilhelm Brandenburg gibt es tatsächlich, inzwischen ist es der Ururenkel in fünfter Generation, der den bekannten Namen trägt. Die Fleisch und Wurstwarenfabrik wurde 1885 in Rügenwalde gegründet.
Seit 1986 gehört das Familienunternehmen zur Rewe Group, inzwischen wird an fünf Standorten in ganz Deutschland produziert: In Perwenitz, in Netphen, in Timmendorfer Strand, in Dreieich und in Frankfurt am Main. Mit rund 1.400 Mitarbeitern ist Frankfurt der größte Fleischbetrieb in Hessen. 1.350 Tonnen Fleisch verarbeitet Wilhelm Brandenburg hier pro Woche, die Produkte werden deutschlandweit in tausenden Rewe- und Penny-Märkten verkauft.
Aus Frankfurt am Main kommen laut Rewe verschiedene Wurstwaren wie Fleischwurst und Frischfleisch für die regionalen Bedientheken. Und hier soll es zu Hygienemängeln gekommen sein. Der HR zitiert aus Prüfberichten der Lebensmittelüberwachung Hessen, wonach unter anderem „bauliche und einige daraus resultierende hygienische Mängel vorgefunden“ worden sein sollen. Der Betrieb wird regelmäßig kontrolliert, der „Hessenschau“ sollen hunderte Seiten Prüfberichte aus den letzten fünf Jahren vorliegen. Und die zeichnen offenbar kein besonders gutes Bild vom Zustand des Betriebs.
Mängel im Fleischbetrieb sollen nicht beseitigt worden sein
Die Liste der Verstöße, die die Kontrolleure festgehalten haben, ist laut dem HR lang: Rost an Betriebsmitteln und Bausubstanz, starke Verschmutzungen, "Mängel in der Arbeits- und Betriebshygiene" oder fehlende Waschmöglichkeiten für Mitarbeiter stellen die Kontrolleure fest.
Vermerke wie "noch nicht beseitigte Mängel aus früheren Kontrollen" sollen sich gehäuft haben. Noch im September 2020 schreiben laut HR die Kontrolleure in einem Prüfbericht: "Aus Sicht der Lebensmittelüberwachung ist das eigenständige Erkennen und das zeitnahe Beheben baulicher Mängel nach wie vor unbefriedigend."
Das sagt Rewe zu den Hygienevorwürfen
Der Rewe-Konzern verweist auf RTL-Anfrage auf ein Protokoll des Veterinäramtes vom März 2020. In diesem heißt es: „Die Vielzahl der baulichen Mängel ist auch darauf zurückzuführen, dass diese in mehreren Räumen wiederholt vorkommen. Dies ist jedoch bei einem Betrieb dieser Größenordnung und der Produktionsleistung nicht ungewöhnlich. Wichtig ist, dass die Haustechnik oder externe Dienstleister in ständiger Abarbeitung begriffen sind. Trotz der Anzahl der Mängel bleibt festzuhalten, dass sich die bauliche Situation im Betrieb seit der letzten Kontrolle durch die Zulassungsbehörde im November 2019 verbessert hat.“
Rewe betont außerdem, dass die festgestellten baulichen Mängel aus den Jahren 2020 oder früher keinerlei Auswirkungen auf die Produktqualität/-sicherheit und die Arbeitssicherheit haben: „Das Unternehmen steht seit Jahren im offenen und transparenten Austausch mit den zuständigen Behörden. Sollten seitens der Behörde Mängel festgestellt werden, so wurden und werden diese behoben.“
Außerdem scheint es nur noch eine Frage der Zeit, bis alles wieder rund läuft bei Wilhelm Brandenburg in Hessen, allerdings nicht mehr in Frankfurt: Weil die Betriebsgebäude teilweise aus den Fünfzigerjahren stammen, ist ein großzügiger Neubau im benachbarten Hanau geplant. Rewe-Kunden werden das sicher gerne hören. (aze)