Beliebter Schiedsrichter-AccountHass und Shitstorm bei Twitter: "Collinas Erben" ziehen drastische Konsequenzen

Krasse Konsequenzen: Die Schiedsrichterexperten "Collinas Erben" ziehen sich von Twitter zurück. Nach einem massiven Shitstorm am Samstagabend ist der Account nicht mehr erreichbar. Ob nur vorübergehend oder für immer, das ist noch nicht entschieden, sagt Alex Feuerherdt im Gespräch mit unserer Redaktion. Es ist ein drastischer Schritt des Teams, das Woche für Woche Entscheidungen von Unparteiischen vor allem in der Bundesliga erklärt, einordnet oder kritisiert - bei Twitter und in einer Kolumne.
"Da muss man sich selbst schützen"
Am Samstag hatte der Account massive Anfeindungen erhalten. Grund war die Rechtfertigung einer Schiedsrichterentscheidung im Spiel zwischen Hertha BSC und Bayer Leverkusen. Drei Minuten nach dem Ausgleich der Bayer-Elf forderten die Berliner Elfmeter. Ein Schuss von Jean-Paul Boëtius kracht gegen den abgespreizten Arm von Odilon Kossounou. Spielleiter Benjamin Brand entscheidet nicht auf Strafstoß, auch der VAR sieht keinen Grund, die Entscheidung überprüfen zu lassen. Die Berliner sind außer sich. Von "Collinas Erben" gibt es Zustimmung, von den Twitter-Usern Hass.
"Wir haben versucht zu erklären, warum Brand und der VAR das nicht geahndet haben", sagt Feuerherdt. "Leider ist es aber wie so oft: Wenn man regeltechnische Erklärungen anbietet, ist man bei Twitter zu Kürze gezwungen, das kann schwierig werden. Twitter ist dann schnell erhitzt." Doch dieses Mal kochten die Gemüter über. "Wir sind so etwas gewohnt, Fußball ist eben emotional, das muss man aushalten. Aber was mit über 200 Beleidigungen, Schmähungen, Herabwürdigungen und Hassnachrichten nun passiert ist - da muss man sich selbst schützen." Seine Arbeit als TV-Experte bei Sky und als Kolumnist setzt er indes in gewohnter Form fort.
Für die Entscheidung, sich von Twitter zurückzuziehen, erhalten die "Erben" über ihre anderen Kanäle viel Zuspruch - aber auch noch weitere Anfeindungen. "Uns geht es doch gar nicht darum, dass wir andere Meinungen nicht zulassen wollen", betont Feuerherdt. Sachlich, emotional, alles okay. Aber die Wut und der Hass, der sich nun Bahn gebrochen hat, war einfach zu viel. Um 1.40 Uhr hatte er sich entschieden, den Account abzumelden. "Es tut einfach weh, solche Dinge in dieser Wucht und Masse zu lesen. Wir sind immer noch Menschen, die das freiwillig machen."Die Wut auf Schiedsrichter-Entscheidungen hat in dieser Saison noch einmal eine neue Dynamik erhalten. Keiner der sechs Spieltage bislang verging ohne emotionale Diskussionen. (tno)




