GZSZ Folge 5724 vom 15.04.2015 auf GZSZ.de
Ohne Regeln und Vorschriften, ohne Erwachsene zu leben – das ist der Traum vieler Heranwachsender. Im fiktiven Nimmerland, der Heimat Peter Pans, werden diese Wünsche wahr. Jonas lebt diesen Traum gemeinsam mit Mieze nun aus: Die zwei Lümmel sind ausgebüxt, da sie befürchten, Sophie wolle Mieze ins betreute Wohnen abschieben. „Keine Schule, keine Eltern, kein Rumgesülze“, schwärmt der frisch gebackene Ausreißer Jonas. „Morgens Burger mit Chips, abends Burger mit Pommes. Ich steh‘ auf, wann ich will, ich geh‘ pennen, wann ich will. Voll der Survival-Modus. Die Stadt hat sich verändert. Früher bin ich nur so rumgelatscht. Man stumpft echt ab, wenn man alles hat.“ Für den blauäugigen Jonas scheint das Ganze lediglich ein Spiel, ein Abenteuer, während Mieze die harte Realität der Obdachlosigkeit nur zu gut kennt: „Ich hab von der Straße genug. Für mich war es ein geiles Gefühl, ‘nen Schlüssel zu haben, ‘ne Dusche. Ich habe mir immer eine Familie gewünscht und plötzlich hatte ich eine.“ Wehmütig erinnert sie sich an die harmonische Zeit mit Oskar, Vince und Leon, die durch die Inhaftierung ein jähes Ende fand. Zumindest hat ihr Freund aufmunternde Worte für Mieze übrig. „Hey, du hast doch mich“, tröstet Jonas. „Schlüssel und Dusche hab‘ ich jetzt nicht, aber ich bleibe dran.“

Während sich Jonas um dieses kleine Problemchen kümmert, haben die Straßenkinder aber noch andere Sorgen. Auf dem Pflaster Berlins fahndet nämlich der besorgte Vince nach ihnen. Ihm und Sophie sitzt die Angst im Nacken. Sophie stellt sich immer wieder die zermürbende Frage, ob sie sich mit drei Kindern nicht doch übernommen hat. Vince scheint ihre einzige Rettung. Er könnte die Ausreißerin aufspüren, er kennt ihre Verstecke. Und tatsächlich, Vince stolpert prompt über ihren Aufenthaltsort. Doch die beiden haben Glück, ein anderer Heimatloser warnt sie noch rechtzeitig. „Wir müssen uns vor Vince nicht verstecken. Er ist so was wie dein Bruder“, bescheinigt Jonas, als Vince wieder die Biege gemacht hat. „Doch“, beharrt Mieze, „Vince checkt nicht, dass Sophie das wirklich durchzieht. Er will nur, dass ich wieder mit ihr rede, aber das bringt es nicht.“
Jonas macht einen Deal
Wegen dieser aussichtlosen Familiensituation muss das wandernde Duo dann wohl noch länger auf der Straße herumlungern. Und Retrosanitäranlagen benutzen. „Krasses Teil“, meint Jonas über ein jüngst von ihm benutztes Klo. „Voll „Game of Thrones“-mäßig, nur moderner.“ Die Dusche im Obdachlosencamp begeistert Jonas hingegen schon weniger. „Also, das Wasser kommt aus dem Brunnen“, erklärt Mieze. „Wenn die Sonne scheint, wird das Wasser sogar warm.“ Hat Jonas das richtig verstanden? Er muss also eine eiskalte Dusche nehmen, wenn die Sonne mal nicht zum Strahlen aufgelegt ist? Langsam schwinden die Illusionen des Teenagers. Kurze Zeit später platzt die Seifenblase vom Abenteuer Obdachlosigkeit endgültig. Schließlich hat der entlaufene Schlawiner einen Mordshunger. Um den zu stillen, brauchen Mieze und er zunächst jedoch Kohle. Und so bleibt nur eins: Betteln! „Entschuldigung, haben Sie eine kleine Spende übrig?“, schnorrt Jonas die arbeitende Bevölkerung Berlins an. Ganz schön nervig und entwürdigend! „Lass mich doch einfach zum Geldautomaten, was abheben“, lenkt der Teenager schnell ein. So einfach geht das nicht, wie Mieze ihm ins Gedächtnis ruft: „Dann checken deine Eltern, dass wir noch in der Stadt sind. Komm, reiß dich zusammen. In einer Stunde haben wir das Geld fürs Abendessen drin.“ Jonas ist klar: So ein Leben auf der Straße, das ist nix für ihn. Entschlossen, das Richtige zu tun, borgt er sich ein Handy. „Hey, wir machen ‘nen Deal“, schlägt er der Personen am anderen Ende der Leitung vor. Was er da ausmacht, dürfte seiner Mitausreißerin allerdings kaum gefallen.