GZSZ Folge 5703 vom 13.03.2015 auf GZSZ.de

Als Romeo die scheintote Julia am Ende der klassischen Shakespeare-Tragödie ewig entschlummert wähnt, nimmt er sich in seiner endlosen Trauer das Leben. Romeos fataler Irrtum fordert im Anschluss an seinen Suizid noch ein Leben: das seiner geliebten Julia, die ebenfalls den Freitod wählt, als sie erkennt, was ihr Herzblatt getan hat. Und so gehen die größten Tragödien oft mit zu spät gewonnenen Erkenntnissen Hand in Hand. Tayfun scheint nach Aylas Liebesgeständnis blind dafür zu sein, wie viel sie für ihn getan und wie selbstlos sie sich um ihn gekümmert hat. Nach der rührenden Zuneigungsbekundung des Lockenkopfs weiß der Spielsüchtige darauf nichts zu sagen und zwischen Cousin und Cousine entsteht eine äußert peinliche Situation.

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Irgendwas mit Kitsch: Der harte Hund Tayfun lässt Aylas Liebesgeständnis zunächst nicht an sich ran. Entdeckt er seinen weichen Kern?
RTL

Bei der Arbeit im Spätkauf sucht erneut eine ihm sehr nahe stehende Frau das Gespräch mit Tayfun: „Ich hab nochmal nachgedacht“, geht Emily in medias res. „Du hast dich echt krass verhalten, mir gegenüber und auch David. Wenn du Kate sehen willst: erstmal nicht regelmäßig. Und ich möchte auch dabei sein. Ich hol sie gleich von der Kita ab. Wenn du Lust hast, komm später vorbei, dann kannst du mit ihr spielen.“ Damit hat der Adoptivpapa der kleinen Kate nicht gerechnet: Plötzlich hat Tayfun ein Spiel-Date! Und so lässt er sich selbstverständlich nicht zweimal bitten, stattet der Kleinen nach getaner Arbeit einen Besuch ab und verbringt eine glückselige Spielzeit mit dem jungen Mädchen. „Du solltest Ayla danken“, rät Emily noch, bevor sie ihre Kate in die Heia verfrachtet. „Sie hat sich dafür eingesetzt, dass du Kate sehen kannst.“ Nachdenklich trottet Tayfun Richtung Heimat. Auf einmal flackern Gedanken an Ayla in ihm auf und der Spielsüchtige erkennt, wie liebevoll sie stets zu ihm war. Hat er sich zu hart und abweisend verhalten? Als er im Spätkauf ankommt, beschäftigt ihn das Ganze offenbar noch immer. „Weißt du, wo Ayla ist?“, fragt er seinen Spezi Mesut. Dessen Antwort? Ernüchternd: „Keine Ahnung. Ayla ist total fertig wegen dir.“ Ratlos stehen sich die beiden Männer im Kiosk gegenüber. Entspinnt sich gerade eine Tragödie, deren Ursache wie so oft eine zu späte Erkenntnis ist?