Graciano "Rocky" Rocchigiani ist tot: Box-Legende verunglückt bei Verkehrsunfall auf Sizilien

Einer der größten Boxer und einer der schillerndsten Sportler in der Geschichte Deutschlands ist tot: Graciano Rocchigiani ist im Alter von nur 54 Jahren bei einem Verkehrsunfall auf Sizilien gestorben. Das bestätigte die mit dem Vorgang befasste Polizei Brandenburg.

Zwei kleine Kinder mit italienischer Freundin

Rocchigiani war nach RTL-Informationen am Montagabend gegen 23.30 Uhr als Fußgänger am Straßenrand auf der Staatsstrasse SS 121 in Belpasso bei Catania unterwegs, als er von einem Auto überfahren wurde. Die Straße ist sehr stark befahren, es ist eine dunkle Ecke, wenig beleuchtet.

Laut Polizeibericht erfasste ihn ein 29-jähriger Smart-Fahrer. Der Aufprall war so heftig, dass die Windschutzscheibe des Kleinwagens durchschlagen wurde. "Rocky" war wohl auf der Stelle tot. Gerüchte, nach denen der Fahrer betrunken war, bestätigten sich nicht. "Bei dem Fahrer war alles ordnungsgemäß", hieß es aus Kreisen der Polizei. Der 29-Jährige aus Catania sei weder alkoholisiert gewesen noch habe er unter dem Einfluss von Drogen gestanden. Er habe nicht gegen Verkehrsregeln verstoßen.

"Rocky", der vor allem durch seine Kämpfe gegen Henry Maske berühmt und vor 30 Jahren erstmals IBF-Weltmeister im Supermittelgewicht wurde, soll seit mehreren Jahren eine italienische Freundin gehabt haben. Besonders tragisch: Zusammen hatten die beiden zwei kleine Kinder.

Rocchigiani lebte von Hartz IV

Der Sohn eines sardischen Eisenbiegers und einer Deutschen war in den goldenen 90er-Jahren des Boxsports der "Bad Boy". Sportlich mit großer Klasse ausgestattet, geriet er abseits des Rings nicht nur wegen seiner "Schnodderschnauze" immer wieder in die Schlagzeilen. "Weil ick 'ne ehrliche Haut bin", fasste er die Schwierigkeiten seines Lebens einmal zusammen.

Mehrfach wurde "Rocky" wegen Schlägereien, Sachbeschädigungen und wiederholten Fahrens ohne Führerschein zu Freiheitsstrafen verurteilt. Zuletzt saß er 2007 in Haft. 2012 wurde bekannt, dass er sein gesamtes Vermögen verloren hat und von Hartz IV lebt. Dabei erhielt er bis zum Jahr 2014 vom World Boxing Council noch Schadensersatz in Höhe von 300.000 Euro jährlich wegen eines 1998 zu Unrecht aberkannten WM-Titels. "Sekt, Bouletten, dicke Weiber - ich habe nicht immer das Schlauste mit meinem Geld gemacht", gestand er.

Von 1995 bis 2001 war er mit Christine verheiratet. Das ganze Drama seines Lebens wurde deutlich, als seine Ex-Ehefrau vor einigen Jahren ihre Autobiografie ("K.o. nach zwölf Runden") veröffentlichte: Drogen, Prostituierte, häusliche Gewalt, Knast, Scheidung - Rocchigiani ließ keinen Skandal aus.

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"Rocky", der ewige Verlierer

Graciano Rocchigiani und Henry Maske, Boxen, 1995
Graciano Rocchigiani schlug Henry Maske 1995 zu Boden, verlor den Kampf aber dennoch umstritten nach Punkten

Im Box-Geviert wurde "Rocky" nach seinem WM-Titel 1988 als Gegenpart zu "Gentleman" Maske aufgebaut, als ehrliche Haut mit Kämpferherz. "Es geht nicht um die WM. Es geht um den Kampf Ost gegen West. Der Wessi haut dem Ossi auf die Schnauze, der Ossi haut dem Wessi auf die Schnauze", polterte Rocchigiani 1995 vor seinem ersten von zwei Kämpfen gegen Maske, den er höchst umstritten nach Punkten verlor.

Auch bei seiner Disqualifikation ein Jahr später im Duell mit Dariusz Michalczewski fühlte er sich betrogen. "Betrüger, Schweine!“, wütete er auf der Pressekonferenz und sagte später über Michalczewski das viel zitierte Zitat: "Es gibt schlaue Deutsche und schlaue Polen. Aber du bist ein dummer Pole."

In den Rückkämpfen gegen die beiden war er chancenlos. Und der WM-Titel, den er 1998 gegen Michael Nunn (USA) eroberte, wurde ihm unter skandalösen Umständen durch den Verband WBC wieder abgenommen. "Rocky", der ewige Verlierer - im und abseits des Rings. "Ich bereu' nüscht. Ick hab' auf jeden Fall was zu erzählen. Langweilig war det nie", sagte er einmal.