Bei den Berlin Finals"Gefühl des Fliegens": Sprint-Ass Lückenkemper weint vor Glück

Leichtathletik: Deutsche Meisterschaft, Entscheidungen im Olympiastadion. 100 Meter Frauen. Gina Lückenkemper, SCC Berlin, jubelt nach ihrem Sieg.
Gina Lückenkemper knackt die 11-Sekunden-Marke.
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Gina Lückenkemper liefen die Tränen über die Wangen. Nach vier Jahren hat das deutsche Sprint-Ass bei den Berlin Finals endlich wieder die 11-Sekunden-Marke geknackt. Und es allen Kritikern gezeigt. Ein emotionaler Sieg.

"Ich heul' so schnell mit bei allen möglichen Sachen"

Sie sei eben ein "unfassbar emotionaler Typ", sagte das Sprint-Ass: "Ich heul' so schnell mit bei allen möglichen Sachen, ist manchmal ein bisschen anstrengend." Aber diesmal hatte Lückenkemper ja nun wirklich allen Grund für ihre Freudentränen - schließlich hat sie nach vier Jahren wieder einmal die 11-Sekunden-Marke über 100 m geknackt.

Und das sei nun mal „noch immer etwas Besonderes", sagte Lückenkemper nach ihren 10,99 Sekunden bei den deutschen Meisterschaften. Vier Jahre lang war sie nicht mehr so schnell gerannt, zuletzt ebenfalls auf der blauen Bahn im Olympiastadion bei der Heim-EM, als sie zu Silber gestürmt war: „Ich liebe dieses Stadion hier. Es ist mein absolutes Lieblingsstadion.“

"Krasse" Anfeindungen

Nach der EM folgte ein Knick in der steilen Karriere, die Frohnatur verlor ihre Leichtigkeit, lief nicht mehr schnell, hatte Verletzungen, es folgten Anfeindungen und Beleidigungen in den sozialen Medien. Das sei schon „krass" gewesen.

Umso glücklicher war Lückenkemper nun, es all ihren Kritikern gezeigt zu haben. „Stolz" sei sie, sagte das Postergirl des deutschen Sprints, sie habe auch in den schweren Zeiten „nie gezweifelt". Ihr Wechsel zu Trainer Lance Braumann nach Florida zahle sich nun endlich aus, vor der EM "Dahoam" in München (15. bis 21. August) ist sie nun die Nummer drei in Europa. Träumen erlaubt.

Da macht es Lückenkemper im Moment auch nichts aus, dass die Konkurrentinnen weltweit enteilt sind. Ihr sei“"die Kinnlade runtergefallen", als sie etwa die Zeiten von den US-Trials gesehen habe. Jamaikas Weltmeisterin Shelly-Ann Fraser-Pryce hat schon 10,67 Sekunden hingelegt, selbst die Schweizer Meisterin Mujinga Kambundji rannte 10,89 Sekunden. Lückenkemper liegt in der Welt „nur" auf Rang 31. "Es wird schnell" bei der WM in Eugene/USA (15. bis 24. Juli), sagte Lückenkemper. Es klang nicht ängstlich, eher nach Vorfreude.

Denn sie kann ja auch noch zulegen, Lückenkemper will ihre Bestzeit von 10,95 Sekunden aus dem Jahr 2017 angreifen. „Gesund bleiben. Weiter arbeiten", sei die Vorgabe für die nächsten Wochen. In Berlin war das „Gefühl des Fliegens" wieder da, so Lückenkemper, alles war im "Flow". Was so schwer ist, fühlte sich ganz leicht an: "Dann merkt man: Geil.“ (dpa/tme)