Zahl der Kreißsäle sinkt - Alter der Mütter steigt!
Geburtenhilfe in Niedersachsen im Wandel
Das Statistische Landesamt Niedersachsen hat im Monatsheft Juli neue Zahlen zur Geburtenhilfe im Bundesland herausgegeben. Der Trend zeigt: Die Privatisierung der Krankenhäuser hat auch einen Effekt für Schwangere und Gebärende.
Weniger Kreißsääle - mehr Probleme
Die Privatisierung der Kliniken hat zur Folge, dass die meisten Häuser ihren Fokus Richtung Wirtschaftlichkeit lenken müssen. Das bestätigen auch die Zahlen der aktuellen Erhebung. Da mit der zurückgehenden Geburtenrate Angebote für Schwangere nicht mehr so viel abgerufen werden wie früher, schließen kleinere Häuser ihre Entbindungsstationen. Zuletzt war dies der Fall 2021 in den Kliniken Emden und Friesoythe. Dies kann laut Statistischem Landesamt zu einer Überbelegung der verbliebenen Kreißsäle führen. Im schlimmsten Falle werden Schwangere nicht mehr aufgenommen, da keine Betreuungs-und Entbindungskapazitäten mehr frei sind.
Kaiserschnitte planbarer - aber auch immer besser?
Kaiserschnitte sind für Kliniken und Frauen deutlich planbarer als natürliche Geburten. In Zeiten der Überbelastung ein zeitlicher aber auch finanzieller Faktor für die Häuser. Seit 2003 stieg die Anzahl der Kaiserschnitte kontinuierlich an. 2011 lag die Rate mit 32.9 Prozent in Niedersachsen auf dem Höchststand. 2020 lag der Anteil immerhin noch bei 28.8 Prozent. In Schleswig-Holstein liegt der Anteil sogar noch höher. Laut WHO wären nur bei 10-15 Prozent der Geburten weltweit ein Kaiserschnitt wirklich medizinisch notwendig für Mutter und/oder das Kind.
Was genau bei einem Kaiserschnitt passiert und was die Risiken sind, erfahren sie hier.
Empfehlungen unserer Partner
Zahlen liefern keine eindeutigen Belege
Auch die Mütter werden in Niedersachsen älter. Erstgebärende waren 2020 durchschnittlich 29.8 Jahre alt. Erfreulich: Die Zahl der Hebammen und Geburtenpfleger stieg. Betont wird aber in dem Bericht, dass Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge bei dem Thema Geburtshilfe im klinischen Kontext nicht zweifelsfrei zu belegen sind. Der Blick auf die statistischen Kennzahlen der Krankenhausstatistik liefert jedoch Indizien. Die Möglichkeiten für Frauen, sich für außerklinische Geburten zu entscheiden sei gestiegen.Immer wichtiger wäre zudem eine selbstbestimmte Geburt mit 1:1 Betreuung für werdende Mütter. (lsi)