Tabu-Thema Menstruation gebrochen
Englands Fußballerinnen wollen nicht mehr in weißen Hosen spielen

Die englischen Fußballerinnen begehren bei der Heim-EM auf. Sie wollen in Zukunft nicht mehr mit weißen Hosen spielen. Der Grund dafür: die Menstruation. Ein Tabu-Thema, das nun bereits zum zweiten Mal binnen weniger Tage gebrochen worden ist. Zuvor hatte bereits Tennis-Spielerin Alicia Barnett offen über die Belastung während des Grand-Slam-Turniers in Wimbledon gesprochen und eine Änderung der strikten Regeln für weiße Kleidung ins Spiel gebracht.
"In einer Phase des Monats ist es für uns Frauen unpraktisch"
Spielerin Beth Mead, die im Eröffnungsspiel gegen Österreich das 1:0 für die "Lionesses" (die Löwinnen) vor 68.800 Zuschauern im ausverkauften Old Trafford erzielte hatte, bekannte: "Es ist sehr schön, ganz in Weiß aufzulaufen. Aber in einer Phase des Monats ist es für uns Frauen unpraktisch." Innerhalb der Mannschaft ist die Spielkleidung großes Thema und soll schnell abgearbeitet werden. "Wir haben die Sorge an unseren Ausrüster Nike weitergeleitet", so Mead.
Ihre Teamkollegin Georgia Stanway sagte: "Wenn du auf dem Platz bist, kümmerst du dich nur noch um das Spiel und bemerkst nichts anderes." Ob und wann die Fußballerinnen darauf hoffen dürfen, nicht mehr in weißen Hosen auflaufen zu müssen? Unklar. Das Thema Menstruation spielt im Leistungssport übrigens eine immer größere Rolle. Wie die "Bild" berichtet, richten Vereine wie der FC Chelsea und der FC Bayern ihr Training bereits auf den Zyklus der Spielerinnen aus.
"Aber es ist wirklich schwierig, wenn man menstruiert"

Für ein Aufbrechen von Kleidungs-Vorgaben hatte sich Tennisspielerin Barnett beim Rasen-Klassiker ausgesprochen. "Manche Traditionen könnten geändert werden", sagte sie der Nachrichtenagentur PA. Zwar finde sie den Wimbledon-Brauch der weißen Kleidung toll, und die Spielerinnen gingen sehr gut damit um. Doch Barnett betonte: "Während der Spiele die Periode zu haben, ist schwierig genug, aber dann weiß zu tragen, ist nicht einfach."
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Die 28-Jährige berichtete offen über ihre Erfahrungen. "Während der Qualifikation hatte ich meine Periode, und die ersten Tage waren echt hart, ich war ziemlich gestresst davon", erzählte Barnett. Das habe ihr Spiel eindeutig beeinflusst. "Dein Körper fühlt sich lockerer an, deine Sehnen werden lockerer, manchmal fühlst du dich viel müder, manchmal fühlt sich deine Koordination wirklich schlecht an, und ich fühle mich wirklich niedergeschlagen und kann mich nur schwer motivieren." Man versuche, gutes Tennis zu spielen. "Aber es ist wirklich schwierig, wenn man menstruiert und sich aufgebläht und müde fühlt."
Sie finde es toll, dass es diese Diskussion nun gebe, sagte die 107. der Doppel-Weltrangliste. "Warum sollten wir uns scheuen, darüber zu sprechen? Ich weiß, dass Männer sich nicht scheuen, über viele Dinge zu sprechen", sagte Barnett. Sie hoffe, das Tabu werde weiterhin gelockert, indem Spielerinnen darüber sprechen. Dies könne auch zu einer Finanzierung für stärker auf Frauen ausgerichtete Trainingsmethoden auch im Tennissport führen.