Volle Lotte in die Mitte

Elfer-Studie empfiehlt: Macht's wie Neeskens

Johan Neeskens ließ Sepp Maier 1974 im WM-Finale vom Punkt keine Chance
Johan Neeskens ließ Sepp Maier 1974 im WM-Finale vom Punkt keine Chance
Imago Sportfotodienst

Am Freitag beginnt mit einem Jahr Verzögerung endlich die Fußball-EM. Ziemlich sicher werden sich die Mannschaften im Kampf um den Silberpokal im Verlauf der K.o.-Runde vom Elfmeterpunkt duellieren. Während die Tormänner entgegen Peter Handkes Buchtitel keine „Angst“ haben brauchen, ist der Showdown für die Schützen eine nervenaufreibende Bewährungsprobe – eine, für die die Fachhochschule Frankfurt einen Tipp parat hat.

Johan Neeskens machte es vor

7. Juli 1974, Münchner Olympiastadion, WM-Finale Deutschland-Holland. Schon in der ersten Minute gibt’s nach einem Foul von Uli Hoeneß an Edelfuß Johan Cruyff Elfmeter für Oranje. Der Johan mit dem Eisenfuß, Neeskens mit Nachnamen, läuft an und drischt die Pille mit Urgewalt genau in die Mitte. Weil der Maier Sepp im Tor nach rechts hüpft, steht es 1:0 für die Niederlande.

Einfach rein in die Mitte – das Neeskens-Motto ist auch fast 50 Jahre später ein erfolgsversprechendes Elfmeter-Konzept. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie der FH Frankfurt.

Torhüter "optimal" unberechenbar

"Die Schützen sollten öfters den Mut aufbringen, auf die Mitte des Tors zu zielen, obwohl der Torwart dort sehr gute Chancen hat zu halten, wenn er zu keiner Seite springen sollte, denn meistens springt er und lässt die Mitte offen", sagte Christian Rieck, der als Professor für Finance und Wirtschaftstheorie in Frankfurt arbeitet und zusammen mit seinem Team 402 Elfmeterschüsse aus der Bundesliga ausgewertet hat.

Die Elfmeter-Forscher untersuchten, ob sich Spieler bei ihren Strafstößen tatsächlich für die beste Möglichkeit entscheiden.

Gerade Torhüter verhalten sich laut Rieck "optimal" unberechenbar. Da der Ball beim Elfmeter nur rund 0,3 Sekunden bis zum Tor benötige, müsse sich der Torhüter zeitgleich mit dem Spieler entscheiden, "ob und wohin er springt". So springe der Torhüter beispielsweise in 54 Prozent der Fälle auf die starke Schussseite des Schützen.

Allerdings weichen auch die Spieler häufiger von der besten Strategie ab. Denn in der Hälfte der Fälle schießt der Schütze mit dem dominanten Fuß auf seine bevorzugte Seite. Lediglich in 13 Prozent der Fälle entschied sich der Schütze für die Tormitte. (mar/sid)